Er aber war barmherzig, er vergab (Ps 78,38).

Was für Gegensätze in diesem Psalm! Einerseits zeigt sich die Untreue des Volkes Israel und andrerseits die Treue Gottes. Im Unglück fürchteten die Israeliten sich, und als sie bemerkten, dass es Gottes Hand war, kehrten sie um. Oder besser: Es sah so aus. Sie betrogen Ihn mit ihrem Mund und belogen Ihn mit ihrer Zunge (V. 36). Das Volk wurde durch Umstände und Gedanken hin und her bewegt, weil ihr Herz nicht auf ihren Erlöser, den Heiligen Israels, gerichtet war. Gott sehnte sich danach, sie aus ihrem Elend zu erlösen und ihnen Ruhe zu geben, doch die Israeliten blieben ihrer Untreue treu.

Doch trotz der Untreue Israels blieb Gott treu. „Er aber war barmherzig, er vergab die Ungerechtigkeit und vertilgte sie nicht“, lasen wir heute. Was für ein Kontrast: das untreue Volk und der liebende Gott und Vater.

Die Situation lässt mich an liebevolle Eltern mit einem autistischen Kind denken. Autismus ist eine psychische Störung, bei der die Person ganz in sich gekehrt ist. Du kannst zu so jemandem sprechen oder ihn anlachen, aber das kommt nicht an. Für die Eltern so eines Kindes muss das besonders schwer sein. Sie haben das Kind lieb, sorgen für es, ziehen es auf, doch es bleibt eine Einbahnstraße, eine unbeantwortete Liebe.

Es scheint so, als ob Gott Kinder „mit autistischer Neigung“ hat. Er versorgt sie, hat sie lieb, bewahrt und beschirmt sie, doch es kommt oft nicht an. Das muss traurig sein für den himmlischen Vater. Im Bibelbuch der Offenbarung lesen wir, dass der Herr Jesus sagt: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir“ (Off 3,20). Gott sehnt sich danach, mit seinen Kindern Gemeinschaft zu haben. Werden wir öffnen?