In 1. Korinther 12 deutet der Apostel schon an, dass es unterschiedliche Gnadengaben gibt, und ermuntert die Korinther, die größeren Gnadengaben in ihrer Mitte zur Ausführung bringen zu lassen. In Kapitel 14 erklärt er das ausführlicher, wobei er besonders die Gabe der Weissagung mit der Gabe des Sprachenredens vergleicht.

Aber bereits in 1. Korinther 13 wird gezeigt, dass die Gabe der Weissagung größer als die Gabe des Sprachenredens ist:

Wenn einer in allen Sprachen dieser Welt und der Engel redet, aber keine Liebe hat, dann ist er wie eine Zimbel. Sein Dienst ist so nutzlos für das Glaubensleben wie das Spielen einer Zimbel, denn die Sprachen werden von den Zuhörern nicht verstanden (1. Kor 13,1). Wenn aber einer alle Prophezeiung (Weissagung) hat, aber keine Liebe, dann ist das nicht nutzlos, denn die Zuhörer haben etwas davon (1. Kor 13,2) – obgleich der Diener nicht die Anerkennung des Gottes der Liebe haben kann.

In den ersten drei Versen dieses Kapitels wird davon gesprochen, dass eine Gabe oder eine Aufgabe nicht in der richtigen Haltung ausgeübt wird. Es ist doch bemerkenswert, dass in diesen drei Versen eine Steigerung zu sehen ist – und ganz am Anfang dieser Steigerung steht das Sprachenreden, das nicht so den Vorrang hat.

1. Korinther 13,8 zeigt die Überlegenheit der Liebe über alle Gaben, denn die Liebe bleibt ewig, während die Gaben nur für die Erde bestimmt sind. Doch auch dabei unterscheidet der Schreiber zwischen Prophezeiung und dem Sprachenreden. Die Prophezeiung wird erst beim Kommen des Herrn „weggetan“ werden, während das Sprachenreden (von selbst) aufhören würde. Das Wort im Grundtext zeigt an, dass diese Gabe langsam „versickern“ würde. Tatsächlich war das Sprachenreden nur für die Anfangszeit gedacht, um den Juden klarzumachen, dass Gott nun (in der Zeit des Christentums) in vielen Sprachen von denen gepriesen würde, die das Wort Gottes aufnehmen. Die Weissagung bleibt aber solange wir auf der Erde sind.