Es gibt viele Christen, die nur die menschliche Seite sehen, wenn es um die Bekehrung des Menschen geht. Für sie ist der Ratschluss Gottes mehr ein Vorherwissen davon, was der Mensch einmal tun wird. Sie reden gern von dem „freien Willen“ des Menschen. Allerdings muss man verstehen, dass der Mensch nicht wirklich frei ist – denn er ist seit dem Sündenfall unter die Sünde verkauft und ein Sklave Satans. Das ist alles andere, als frei zu sein! Wenn Gott so einen sündigen Menschen nicht zu sich zieht, wird dieser nie zu ihm kommen. Denn da ist keiner, der Gott sucht (Psalm 14,2.3). Niemand wird Buße tun, wenn ihn die Güte Gottes nicht dahin leitet.

Dennoch darf man nach meinem Dafürhalten nicht so weit gehen, zu sagen, dass der Mensch sich nicht bekehren kann (wie es zuweilen geschieht). Er wird es von sich aus nicht tun – das ist klar. Der Sünder hält weder das Gesetz noch will er sich dem Evangelium unterwerfen. Aber er kann es doch tun. Die Aufforderung, sich zu bekehren und zu glauben, ist nicht so etwas, wie wenn man einen Elefanten auffordert, zu fliegen. Es ist ein Gebot, dem der Mensch entsprechen kann – er muss nur wollen. „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“

Aber, mag jemnd einwenden: Der Mensch ist tot in Sünden und Vergehungen (Eph 2,1) – und ein Toter kann sich selbst nicht helfen. Ja, das ist die Sichtweise, die wir im Epheserbrief finden, in dem es um den Ratschluss Gottes geht. Doch diese Sichtweise muss sich mit der Verantwortung des Menschen, die es auch gibt, in Übereinstimmung bringen lassen. Denn es gilt unverändert der Aufruf: „Tut Buße und bekehrt euch!“

Bedenken wir in diesem Zusammenhang auch, was der Herr gesagt hat: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.“ Also können geistlich Tote, um die es in dieser Stelle geht, glaubend die Worte des Sohnes in sich aufnehmen. Tote können hören!

Wir kleinen Geschöpfe können den Willen des Menschen und das gleichzeitige Wirken Gottes nicht zusammenbringen. Menschliche Verantwortung und göttliche Unumschränkheit sind wie zwei Schienenstränge eines Gleises – sie laufen nebeneinander her. Das dürfen und sollen wir so akzeptieren. Und wir tun es, wenn wir sagen: „Der Mensch kann sich bekehren, aber er will es nicht und wird es nicht tun, es sei denn, Gott führt ihn dahin und schenkt ihm die Buße.“