Kapitel 7

Das Gebet und die göttliche Gerechtigkeit

Samech, Ajin (Verse 113 bis 128)

Samech

In der Strophe Samech geht es um die Gesetzlosen und das Wort. Alles, was die Liebe zum Gesetz in den Herzen bewirkt: der Hass auf das Böse, die Festigung des Guten, die praktizierte Heiligkeit und die Furcht vor Gott, ihn zu verunehren.

Verse 113 bis 120

Vers 113: Die Doppelherzigen hasse ich, und ich liebe dein Gesetz.

Jede Strophe teilen wir, wie schon zu Beginn erwähnt, durch eine Wortgruppe ein. So ist es auch in den Strophen Samech und Ajin, die die Bösen mit folgenden Ausdrücken beschreiben: die Doppelherzigen (V. 113), Übeltäter (V. 115), Abirrenden (V. 118), alle Gottlosen (V. 119), meine Bedrücker (V. 121), die Übermütigen (V. 122).

Welche Feinseligkeiten auch immer vonseiten der Feinde kommen, das Wort Gottes bleibt die Kraftquelle und die Freude des bedrückten Knechtes. Aber ist dieses Umfeld nicht auch bei den Christen zu finden? Doppelherzige, Übeltäter, abirrende Brüder, böse Menschen, die Fallen aufstellen, Bedrücker und Übermütige, die ihre Pläne in der Dunkelheit schmieden – eine ganze Armeegruppe des Fürsten dieser Welt. Der Apostel Paulus warnt uns vor solchen Menschen: „Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab“ (Römer 16,17). „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, die durch die Heuchelei von Lügenrednern, die betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehörtet sind“ (1. Timotheus 4,1.2). „Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat“ (2. Thessalonicher 3,6).

Diese Ermahnungen zur Wachsamkeit und Absonderung von denen, die nicht nach der Schrift wandeln, finden wir mehrfach im Neuen Testament. Dieser Punkt behandelt die Zucht, mit der in der Versammlung gehandelt werden soll, wie es schon der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther geschrieben hat: „Denn was habe ich die zu richten, die draußen sind? Ihr, richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott; tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (Kap. 5,12.13). In Psalm 122, in der wiederhergestellten Stadt Jerusalem, wo das Haus des Herrn ist, befinden sich die Throne zum Gericht und die Throne des Hauses Davids (V. 1 und 5).

Der 119. Psalm ermahnt uns, für diese Angelegenheit zu beten in einem Geist, der sich der gerechten Ansprüche Gottes bewusst ist und weiß, dass diese Gerechtigkeit in Liebe zum Guten und Frieden der Seelen wirkt, vor allem im Hinblick auf den, der sich zurechtbringen lässt (Galater 6,1), aber auch dem, der im Bösen bleibt (2. Thessalonicher 3,14).

Die uns hier beschäftigenden Strophen zeigen deutlich, wie das Wort Gottes die Seele des Treuen, der gerecht leben soll, seine ganze eigene Schwachheit spüren lässt und dass dieser Treue in einer solchen Situation sofort in Gott selbst Schutz und Schild finden wird (V. 114), und dass, indem er unablässig zu Gott betet, nachdem er Unterstützung bekommen hat (V. 116 und 117), er an seinem eigenen Heil mit Furcht und Zittern arbeiten wird (V. 118 und 120). Wie kann es sein, dass jeder Gläubige, der sich seiner Schwachheit bewusst ist, Ruhe in Gott findet, der ihm diesen Zustand zeigt? Ganz einfach deswegen, weil unser Gott gerecht ist. Und unser Herr sagt: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden“ (Matthäus 5,6). Abraham hatte gesagt: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ (1. Mose 18,25). Der Psalmist antwortet: „Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste seines Thrones“ (Psalm 97,2). Die Gerechtigkeit ist mit der Heiligkeit Gottes verbunden. Gott zeigt seine Gerechtigkeit darin, dass er die Gesetzlosen bestraft (Offenbarung 16,5–7), sein Volk verteidigt (Psalm 129,1), Sünden vergibt (1. Johannes 1,9), die Treuen belohnt (Hebräer 6,10). Das Gute finden wir nicht nur in den uns hier beschäftigenden Strophen, sondern in dem gesamten Psalm. Die Gerechtigkeit Gottes bildet also eine Ermutigung für den Treuen, in der er weiß, dass Gott in Gerechtigkeit richtet (V. 119) und dass die gerechten Werke nicht unbeachtet bleiben (V. 122). Was den Christen betrifft, weiß er sich in Sicherheit in der Gerechtigkeit Christi (1. Korinther 1,30).

Die Strophe Ajin drückt außerdem aus, dass der, der den Gott der Gerechtigkeit kennt, auch Recht üben soll (V. 121). Und der Brief des Jakobus geht noch tiefer in die Wahrheit ein, in der es um die Gerechtigkeit geht, indem er sagt: „Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften“ (Kap. 3,18). Den Eigenschaften der Personen, die wir zu Beginn dieses Kapitels angegeben haben, stellen wir die Merkmale der Weisheit von oben gegenüber, wie sie von Jakobus aufgezählt werden: „Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt“ (Kap. 3,17).

In Vers 113 spürt der Psalmist den Hass für die Doppelherzigen. Auf der einen Seite wollen sie einen Teil des Wortes beachten, und auf der anderen Seite lieben sie alles, was dem natürlichen Herzen gefällt. Der Treue liebt nur eines: das göttliche Gesetz.