Vernichtendes Urteil

Ein vernichtendes Gericht wird die Edomiter treffen. Sie werden schlimmer dran sein als jemand, dessen Haus durch Diebe und Räuber durchsucht wird, die so lange stehlen, bis dass sie genug haben und noch etwas übrig lassen. So würde es nicht mit Edom sein. Menschen, die in einem Weinberg Trauben ernten, lassen noch etwas hängen für die Nachlese. In Israel war das sogar eine Pflicht zugunsten der Armen (5. Mo 24,21), doch die Edomiter werden vollständig geplündert. Kein Bergort wird davonkommen, ohne durchsucht zu werden.

Das Traurige für sie ist, dass frühere Bundesgenossen sich gegen sie kehren werden. Frühere Freunde verführen sie und locken sie in die Falle, ohne dass sie das merken oder dem entkommen könnten (V. 7).

So wie Israel sich im Stich gelassen fühlen konnte durch ihr Brudervolk Esau, so wird Edom jetzt spüren, was es bedeutet, wenn man durch seine Freunde betrogen wird.

Wo bleibt die Weisheit, wo bleiben die Helden

Mit einem Wort des Herrn kündigt Obadja an, dass Gott die Weisen aus Edom untergehen lassen wird. Vor allem Teman, einer der wichtigsten Städte Edoms, war für die Weisheit seiner Bewohner bekannt. In der Geschichte Hiobs hören wir von Eliphas, dem Temaniter (Hiob 2,11). Er redet zwar Falsches über Hiob, doch an sich hat er viele wahre Dinge gesagt. Diese Weisheit wird aber dann nicht mehr in Edom gefunden werden (Jer 49,7).

Hier, in Obadja, wird Teman – diese Stadt wird auch in Amos 1,12 und Habakuk 3,3 erwähnt – in Verbindung mit der Tatsache genannt, dass die Tapferkeit der Bewohner dieser Stadt untergehen wird. Der Mut wird ihnen verlorengehen, mit der Folge, dass der Feind die Bewohner von Esaus Gebirge vollständig ausrotten wird.

In Vers 8 und 9 wird in der Zukunftsform gesprochen; das weist auf ein zukünftiges Gericht hin. Der Ausdruck „an dem Tag“ verweist auch darauf. Der Prophet greift damit auf den Tag des Herrn vor, von dem in Vers 15 die Rede ist.

Anschließend wird erklärt, warum Esau dieses schreckliche Gericht treffen wird. Es ist wegen der Gewalttat gegen das Brudervolk Jakob. Die Edomiter werden speziell wegen ihres Auftretens gegen die Einwohner Jerusalems (V. 11) mit Schande bedeckt zugrunde gehen.

[Übersetzt aus „Bode des Heils“, Jahrgang 137]