Kapitel 8

Gebete des Mannes Gottes

Pe, Tzade, Qoph, Resch, Sin, Taw (Verse 129 bis 176)

In 2. Timotheus 3,16 und 17 nennt der Apostel Paulus die Kernaussage von Psalm 119. „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.“ Durch die göttliche Inspiration steht die Bibel über jede von Menschen geschriebener christlicher Literatur. Jemand hat mal gesagt, die Heilige Schrift ist nützlich wegen der Inspiration und inspiriert, um nützlich zu sein. Unter dieser Überschrift ist der Psalm 119 nur ein Teil dieser göttlichen Schrift, aber darum ist er nicht weniger nützlich zu unserer Belehrung, das heißt, um sich die Kenntnis und die Praxis des christlichen Lebens anzueignen; zur Überführung, um einen Fehler, der schlimmer als Unwissenheit ist, zu widerlegen und zu klären; zur Zurechtweisung, das bedeutet, ein verirrtes Kind Gottes mit Ermahnungen in Liebe und Wahrheit auf den rechten Weg zurückzuführen; zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, das will sagen, den Gläubigen durch diese geistliche Erziehung zu formen, die zur vollkommenen Größe des Christus führen wird. Der Psalm 119 ist uns nicht nur gegeben worden, um unsere Gedanken, sondern auch unseren Charakter zu formen; er gibt uns einen Grund für ein erfülltes Leben, das weise (V. 98) und verständig (V. 99.130) macht.

Mit den sechs letzten Strophen Pe, Tzade, Qoph, Resch, Sin und Taw treten wir in die Wahrheit der vollkommenen Größe Christi ein, zweifach bekräftigt von dem Apostel Paulus: „damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“. Das ist das Ziel des 119. Psalms, welcher nur ein Teil des göttlichen Wortes ist. Durch die Betrachtungen über die Gebete des Psalmisten werden wir durch die Erkenntnis und Offenbarung des Herrn zum Heil geführt, dann gelenkt auf dem Weg, auf dem der Herr aus jedem von uns einen Menschen Gottes macht, eine vollkommene Person, die durch ihr Leben und ihre Werke die göttlichen Eigenschaften des Gesetzes, der Zeugnisse, der Gebote, der Vorschriften, der Satzungen, der Rechte und der Urteile unter Beweis stellt, die sie in ihrem Herzen erhalten hat.

Es gibt also einen vollkommenen Übereinstimmung zwischen dem, was der Psalmist gelernt hat, und wie er lebt. Für ihn ist die praktische Heiligkeit niemals eine ein für alle Mal erreichte Stufe, er appelliert auch an das Licht Gottes: „Lass dein Angesicht leuchten über deinen Knecht“ (V. 135). Je mehr er sich der praktischen Heiligkeit nähert, desto mehr wird er sich bewusst, dass er gering und verachtet ist (V. 141). Und der vollkommene Mensch lebt in einer innigen Gemeinschaft mit seinem Gott, er kommt der Morgendämmerung zuvor und wartet auf seinen Herrn (V. 147), er kommt den Nachtwachen zuvor, um über das Wort Gottes zu sinnen.

Der vollkommen gemachte Mensch Gottes lobt sieben Mal am Tag (V. 164), für ihn ist der Frieden unermesslich, er kennt kein Fallen (V. 165), seine Lippen verkünden Lob, seine Zunge legt ein Zeugnis ab, aber die Demut bleibt seine fest bestehende Eigenschaft: „Ich bin umhergeirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht“ (V. 176). Liebe Brüder und Schwestern, diese Wahrheiten sind uns gegeben, damit wir in der Demut bleiben. Je näher man dem Herrn kommt, umso mehr wird man sich des Bösen im Herzen bewusst und desto weniger wird man dazu neigen, von seiner eigenen Geistigkeit zu sprechen. Wurde der Prophet Jesaja nicht gebrochen, als er die Majestät des Herrn sah? Mose, der viele Tage in der herrlichen Gegenwart Gottes verbracht hatte, wusste nicht, dass sein Gesicht davon gekennzeichnet war (2. Mose 34,29). Wir verstehen also, dass der Psalmist am Ende seines langen Gebetsleben sagt, dass er „umherirrt wie ein verlorenes Schaf“ und dass er ununterbrochen die Sorgfalt Gottes benötigt (V. 176).