Vers 130: Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet, gibt Einsicht den Einfältigen.

Das Wort „Einfältige“ kommt nur zwei Mal in den Übersetzungen der Psalmen von J. N. Darby und von L. Segond vor und drei Mal in der synodalen Version. Dieser Unterschied ist dadurch zu erklären, dass das hebräische Wort im 8. Vers aus Psalm 19 entweder mit „Tor“, „Unwissender“ oder „Einfältiger“ übersetzt werden kann. Das Wort umfasst diese drei Bedeutungen. Gemäß der Etymologie bedeutet das hebräische Wort „der Aufgeschlossene“, offen für alle Einflüsse, seien sie gut oder schlecht, und der sie aufnimmt, ohne sie zu beurteilen: „Der Einfältige glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte“, lesen wir im Buch der Sprüche (Kap. 14,15). Es geht also darum, vom Zustand des Einfältigen zu einem Klugen zu werden. Nach der göttlichen Belehrung ist der Einfältige nicht dazu verurteilt, in diesem Zustand zu bleiben; er kann sich davon trennen und ein kluger Mensch werden, der in der Lage ist, „auf seine Schritte“ zu achten. Unser 130. Vers öffnet uns hier das Geheimnis. Durch die innere Erleuchtung des Heiligen Geistes erhält der Einfältige Einsicht, und das geschieht durch das Mittel des Wortes Gottes. Der Geist handelt durch das Wort, um eine Seele zur Buße und zum Glauben zu führen. Wir denken ganz besonders an unsere Kinder, die schon von ihrer frühesten Kindheit an lernen, die gute Nachricht zu verstehen. Ab dem Zeitpunkt, ab dem der junge Mann oder das junge Mädchen glaubt, bleibt es nicht ohne Auswirkung, sondern entwickelt sich auf dem guten Weg. Er hört die Ratschläge und die Zurechtweisungen (Sprüche 12,1.15; 13,1.10; 15,5), er verkehrt mit weisen und guten Menschen (Sprüche 13,20), er meidet das Böse (Sprüche 14,16; 16,17); er sucht die Gerechtigkeit (Sprüche 15,9) und geht mit sich selber streng ins Gericht (Sprüche 16; 17; 25; 28). Es gibt ein Wachstum: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Sprüche 4,18).

Vers 131: Ich habe meinen Mund weit aufgetan und gelechzt, denn ich habe verlangt nach deinen Geboten.

Hier öffnet der Mensch Gottes seinen Mund, um die Empfindungen seines Herzens auszudrücken; er ist entflammt für die Gerechtigkeit, indem er das Volk Gottes sieht, wie es die göttlichen Belehrungen verlässt. Das soll jeden Gläubigen kennzeichnen, der den Wunsch hat, das Wort Gottes zu bewahren. Dieser Wunsch ist schon in Vers 40 ausgedrückt worden. In Markus 8,12 seufzte Jesus auf, als er den ungläubigen und boshaften Pharisäern antwortete; dann wendete er sich von ihnen ab.