Petrus aß, die christliche Freiheit verwirklichend, in Antiochien mit Gläubigen aus den Nationen. Als aber die strengen, gesetzestreuen Juden aus Jerusalem anmarschierten, überfiel Petrus wieder einmal die Menschenfurcht, und er sonderte sich von denen aus den Nationen ab und aß nur noch mit Juden. Dadurch erklärte er etwas für gemein und unrein, was Gott geheiligte hatte: die aus den Nationen (Apg 10). Von dieser Heuchelei des Petrus ließen sich auch andere gottesfürchtige Juden mitreißen.

Als Paulus das sah, stand er auf und wies die Abweichler streng zurecht. Paulus sagte nicht: „Ach, das ist so eine Nebensächlichkeit, die nicht weiter ins Gewicht fällt. Wir wollen um ein Essen nicht so ein Aufheben machen.“ Nein – er analysierte das Geschehen und begriff, was wirklich geschehen war: Petrus hatte das Gesetz wieder aufgerichtet. Damit stellte Petrus sich selbst als Übertreter da, weil es ja dann ein Fehler gewesen sein muss, dass er gerechtfertigt werden wollte durch den Glauben an Christus. Christus wäre dann auch ein „Diener der Sünde“, weil er die Ursache war, dass Petrus sich von dem Gesetz abgewandt hatte. Petrus verleugnet dadurch auch die Wahrheit, dass er mit Christus dem Gesetz gestorben ist, und macht die Gnade Gottes (die im Gegensatz zum Gesetz steht) ungültig. Seine Schlussfolgerung endet damit, dass dann, wenn die Handlung des Petrus richtig war, Christus umsonst gestorben wäre. Denn wenn das Gesetz gilt und als Grundlage der Rechtfertigung dient, dann hätte der Heiland nicht auf diese Erde kommen müssen.

Petrus hatte das nie beabsichtigt. Er wollte nicht den Sühnungstod Christi leugnen. Aber sein Verhalten brachte das zum Ausdruck! Und darauf musste ihn Paulus aufmerksam machen. Paulus überdachte die Konsequenzen einer Handlung, und zwar im Blick auf Christus und sein Werk.

Daraus können wir auch etwas lernen. Es geht nicht darum, was jemand beabsichtigt, sondern darum, was jemand wirklich tut – was die Konsequenz einer Handlung (oder einer Lehre) ist. Das muss anhand der Schrift beleuchtet werden.