Vers 156: Deine Erbarmungen sind zahlreich, Herr; belebe mich nach deinen Rechten!

Die Erbarmungen Gottes „sind nicht zu Ende; sie sind alle Morgen neu, deine Treue ist groß“ (Klagelieder 3,22.23). Daniel, der treue Diener Gottes, sagt in seinem Bekenntnis zu Gott: „Denn nicht um unserer Gerechtigkeiten willen legen wir unser Flehen vor dir nieder, sondern um deiner vielen Erbarmungen willen“ (Daniel 9,18). In dem Plädoyer in Nehemia 9 lesen wir im 27. Vers: „Nach deinen großen Erbarmungen …“

Vers 157: Zahlreich sind meine Verfolger und meine Bedränger; von deinen Zeugnissen bin ich nicht abgewichen.

„Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Timotheus 3,12). Solche, die nach dem Fleisch wandeln, werden früher oder später zu Unterdrückern der frommen Menschen. Ihre Unterdrückung kommt daher, weil sie sich durch das Wort Gottes gerichtet fühlen. Aber der Glaube des Gerechten wird trotz der zahlreichen Bedränger keinen Schaden nehmen.

Vers 158: Die Treulosen habe ich gesehen, und es ekelte mich an, weil sie dein Wort nicht hielten.

Die Treulosigkeit ist die schlimmste Stufe, auf die ein Mensch kommen kann; das bedeutet, den Ursprung der Wahrheit zu verraten, obwohl man ihr treu sein soll. Der Herr erinnert Jeremia an die Untreue Israels und sagt bezüglich des Königsstamms: „Die treulose Juda“ (Jeremia 3,7.8). Trotz der göttlichen Segnungen, die auf Jerusalem und Juda ruhen, hat die Treulosigkeit den einen und anderen gekennzeichnet. Darum wird ohne Ankündigung ein verdientes Gericht von Gott auf sie fallen. Was ist dann mit der verantwortlichen Kirche in ihrem noch größerem Umfang? Sie ist den gleichen Weg der Abtrünnigkeit gefolgt, der durch die Treulosigkeit zum Ausdruck kommt. Der vollkommene Mensch Gottes beachtet das Wort, eine solche Situation flößt ihm Grauen ein und er trägt die Demütigung. Die Überheblichkeiten von Laodizea in Offenbarung 3 führten zu ihrer endgültigen Abtrünnigkeit. Der Herr kündigt ein Gericht über diese Kirche an: „Ich werde dich ausspeien aus meinem Mund.“ Dennoch richtet er einen letzten Appell an sie: „Sei nun eifrig und tu Buße.“