Aufzeichnungen aus einer Betrachtung über 1. Korinther 11,1–16

Von Kapitel 3,1 – 9,23 finden wir die Ordnung im Haus Gottes vorgestellt. Von Kapitel 10,14–33 finden wir die Ord-nung vorgestellt, die dem Leib Christi gebührt. Kapitel 9,24 – 10,13 bilden dabei eine gewisse Einschaltung, wo wir Belehrungen über das christliche Bekenntnis finden. Kapitel 11,1–16 bilden jetzt wieder eine Art Einschaltung, in der uns die Ordnung in der Schöpfung nach den Gedanken Gottes vorgestellt wird. Und diese Belehrungen werden gerade zwischen die Belehrungen über den Tisch und das Mahl des Herrn eingeordnet. Warum stellt der Heilige Geist wohl diese Belehrungen über die Schöpfungsordnung genau zwischen diese beiden Wahrheiten vom Tisch des Herrn und Mahl des Herrn? Diese beiden Ordnungen, sowohl in der Schöpfung als auch in der Versammlung, bedingen sich ei-nander. Wenn wir die Schöpfungsordnung unbeachtet lassen, wird das auch negative Auswirkungen haben auf die Ord-nung in der Versammlung. Solange die Versammlung noch auf der Erde ist, ist sie noch an die Ordnung Gottes in der Schöpfung gebunden.

Wir Gläubigen heute sind die einzigen Menschen, die jetzt schon der neuen Schöpfung angehören. Damit sind wir eine ganz große Ausnahme, denn alles andere gehört noch der alten Schöpfung an. In einer gewissen Weise sind wir Zwitter-Wesen oder in einem Zwischenzustand; einerseits sind wir erneuert, aber mit unserem Leib gehören wir andererseits immer noch der alten Schöpfung an. Und solange das so ist, will Gott, dass diejenigen, die dem Inneren nach schon teilhaben an der neuen Schöpfung, in einer Umgebung, die ganz und gar der alten Schöpfung angehört, den Gedanken Gottes für diese erste Schöpfung Ausdruck geben – auch in Bezug auf den Gegenstand dieser Verse.

Es ist auch schon oft gefragt worden, warum wir uns heute noch mit dem Thema dieser Verse beschäftigen müssen. Ist das nicht ein Thema für die Ewig-Gestrigen oder für einige Moral-Apostel oder die Antiquierten? Nein, es ist ein The-ma, das für unsere Tage hochaktuell ist. Die Ursache vieler Ehe- und Familienprobleme liegt gerade darin, dass die Ordnung dieser Verse 1–16 missachtet wurde. Und das führt dann auch unweigerlich zu Nöten und Problemen in den örtlichen Versammlungen – viele Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit bestätigen das.

Die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind an fünf Stellen im Neuen Testament Gegenstand der Belehrungen. Drei dieser Stellen – Kol 3,18+19; Eph 5,22–33; 1. Pet 3,1–7 – zeigen dabei das Verhältnis von Mann und Frau in der Ehe. 1. Kor 11,3–16 und 1. Tim 2,8–15 zeigen die Beziehungen zwischen Mann und Frau ganz unabhängig davon, ob sie ver-heiratet sind oder nicht. Aber ob Mann und Frau in der Ehe, oder Mann und Frau allgemein, in beiden Fällen werden die gleichen Ordnungen zugrunde gelegt.

Wir wissen, dass sowohl in der ungläubigen Welt als auch in der Christenheit diese Verse entkräftet werden, indem Ar-gumente dagegen angeführt werden. Übrigens erst seit ungefähr 200 Jahren; viele Jahrhunderte hindurch galt in der Christenheit noch, was wir hier haben. Erst mit der Aufklärung und ihren Auswirkungen auf die Bibel, wo der Mensch sich nicht mehr unter das Wort sondern über das Wort stellte, werden diese Dinge in der christlichen Welt umgestoßen. Zum einen wird gesagt, dass diese Verse eine typische Meinung von Paulus seien, der grundsätzlich frauenfeindlich war. Aber wir haben hier keine Sonderlehre von Paulus. Wenn er in 1. Kor 14,34–37 über die Stellung der Frau spricht, dann sagt er, dass das, was er geschrieben hat, ein Gebot des Herrn ist. Dann wird auch eingewendet, dass das, was Pau-lus hier schreibt, zeitlich und kulturell gebunden sei, weil z.B. die Frauen in Korinth besonders geschwätzig gewesen wären. Aber die einleitenden Verse dieses Briefes zeigen ganz deutlich, dass diese Belehrungen allen gelten, die an je-dem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen. Ein weiterer scheinbar sehr geistlicher Einwand bemüht Gal 3,28 und behauptet, dass in Christus weder Mann noch Frau seien. Das stimmt natürlich. Wenn wir unsere Stellung in Christus sehen, dann gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Aber wenn die Versammlung gesehen wird in ihrer Verantwortung auf der Erde, dann gibt es sehr wohl Unterschiede. Und diese Unterschiede bleiben solange bestehen, bis wir im Himmel sein werden.

1. Kor 11,1–16 zeigen uns übrigens nicht das Zusammenkommen als Versammlung. Das wird sehr deutlich, wenn wir Vers 2 mit Vers 17 vergleichen. In dem, was Paulus jetzt vorstellt, kann er loben; wenn es aber um das Zusammen-kommen als Versammlung geht, dann muss er ihnen sagen, dass er nicht loben kann. Es geht in diesen Versen also nicht um unser Verhalten in den Zusammenkünften. Sicher werden diese Belehrungen Auswirkungen auf unser Zusammen-kommen als Versammlung haben, und es können auch gewisse Schlussfolgerungen gezogen werden, aber es geht zu-nächst um das persönliche Gebet und die persönlichen Weissagungen einzelner Personen in der Öffentlichkeit.

Das Thema dieses Abschnittes ist, dass die Frau beim Beten oder Weissagen eine Kopfbedeckung tragen soll. Es sind drei Bereiche, mit denen der Apostel diese Ordnung begründet:
• die Schöpfungsordnung (Verse 2–12),
• die Natur (Verse 13–15),
• die Gewohnheit (Vers 16);
und allen drei Bereichen zugrunde liegt das Wort Gottes, die Überlieferungen aus Vers 2.

„Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi“ (Vers 1)

Dieser einleitende Satz ist eine Art Abschluss des vorhergehenden Abschnittes und gleichzeitig auch eine Art Einlei-tung dieses Abschnittes. Paulus stellt sich als Vorbild vor, aber als einer, der selbst auch Nachahmer war, nämlich Nachahmer Christi. Am Anfang dieses Briefes stellt er sich als berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen vor. Und mit dieser apostolischen Autorität haben wir es in dem ganzen Brief zu tun. Hier stellt er sich selbst aber auch als einen Jünger, einen Nachahmer vor, und er fordert uns dazu auf, das auch zu sein. Dem Herrn Jesus nachzuahmen be-deutet nicht, ihn zu imitieren, sondern Ihm als Sein Jünger nachzufolgen.

Keiner von uns könnte diesen Satz nachsprechen. Aber bei Paulus war es nicht nur eine Floskel, er hat das nicht nur so daher gesagt, sondern es war Wirklichkeit bei ihm. Wenn man sich als Vorbild für andere hinstellt, muss man vorher selbst ein Nachahmer des Herrn gewesen sein. Er suchte nicht seinen Vorteil, sondern den der Vielen (1. Kor 10,33); auch wenn er von den Korinthern umso weniger geliebt wurde, wollte er sie doch überreichlicher lieben (2. Kor 12,15); er opferte sich auf in seinem Dienst für den Herrn (2. Tim 4,6).

„Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet“ (Vers2)

Der weit überwiegende Teil des Briefes kann sich nicht auf ein Lob gründen, sondern eher auf Bedenken. Aber hier fand er etwas zu loben und drückte das auch aus. Er konnte loben, dass die Korinther an ihn gedacht hatten, und zwar als Vorbild für sie, weil er ein Nachahmer Christi Jesu war. Als zweites konnte er dann loben, dass sie die Überliefe-rungen von ihm festgehalten hatten. Das meint die Offenbarungen, die Paulus von Gott empfangen hatte und die er wei-tergegeben hatte. Und auch zu diesem Thema, das hier vor uns kommt, hatte er Offenbarungen Gottes. Gott hatte ihm offenbart und gesagt, wie Er über das denkt, was jetzt vor uns kommt, und Paulus hat diese Gedanken Gottes getreulich übergeben. Wir besitzen diese Gedanken bis in unsere Tage, und das gibt uns die Verpflichtung, auch danach zu leben.

Es ist auch die Weise des Herrn z.B. in den Sendschreiben, immer erst das zu loben, was zu loben ist, immer erst das Gute anzuerkennen, bevor Er dann wo es nötig ist auch Seinen Tadel ausspricht. Bemerkenswert ist auch, dass der Apostel Paulus in dieser Versammlung von Korinth, wo so vieles falsch lief, doch das erkannte, was lobenswert ist. Es ist immer ein Zeichen geistlicher Kraft, wenn man fähig ist, inmitten des Bösen das Gute zu erkennen. Das ist sogar noch schwieriger, als inmitten des Guten das Böse zu sehen.

Auch in Kap 11,23 und 15,3 spricht der Apostel von Überlieferungen. In 2. Thes 2,15 werden die Thessalonicher auf-gefordert, die Überlieferungen zu halten. All diese Überlieferungen sind Offenbarungen Gottes an Paulus, die er dann mündlich und schriftlich den Gläubigen mitgeteilt hat. Und in schriftlicher Form haben wir sie in dieser Bibel bis heute in der Hand. Deshalb können wir heute in unseren Tagen noch solche sein, die diese Überlieferungen festhalten. Die Korinther wollten wirklich treu festhalten, was ihnen gesagt worden war und genauso, wie es ihnen gesagt worden war, deshalb kann Paulus sie dafür auch loben. Um diese Überlieferungen festhalten zu können, müssen wir sie erst einmal in der Hand halten, uns damit beschäftigen, damit wir sie verstehen und sie nicht aufgeben und sie praktisch umsetzen. Wir müssen auch in unseren Tagen nicht nach Entwicklungen suchen, nach einer Weiterentwicklung der Wahrheit – auch das ist mit dem Festhalten gemeint. Nichts hinzutun, kein höheres Licht erwarten oder neue Erkenntnisse, sondern einfach festhalten. Das ist in den Augen des Herrn sehr kostbar (2. Tim 1,13; Off 3,11).

Neben diesen göttlichen Überlieferungen, die wir als Wort Gottes festhalten müssen, gibt es auch noch menschliche Überlieferungen, und diese müssen wir verwerfen. Den Pharisäern wird vom Herrn Jesus vorgeworfen, dass sie das Ge-bot Gottes ungültig gemacht hatten um ihrer Überlieferungen willen (Mt 15,6).

„Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott“ (Vers 3)

Paulus als von Gott gesandter Apostel wollte, dass die Korinther etwas wissen sollten, dass sie eine innere Überzeugung über diese Gedanken Gottes hatten. Damit übt er eine Führungsrolle aus, indem er sagt, dass das, was jetzt kommt, wichtig ist. Das ist mehr als nur ein Für-Wahr-Halten, die Wahrheit hat dann von uns Besitz ergriffen. Und hier geht es um die Schöpfungsordnung Gottes. Auch wir müssen heute lernen, dass das so ist – auch wenn es in unseren Tagen und in der Christenheit immer mehr verloren geht. Es gibt so viele Dinge, die gewusst werden müssen, und da ist es auch unsere Verantwortung, solche Dinge im Dienst am Wort auch in den Zusammenkünften vorzustellen und nicht immer nur erbauliche Vorträge zu halten. Erbauung findet ja gerade auch dadurch statt, dass Grundlagen gelegt werden, die wir wissen müssen!

Wir haben in dieser Schöpfungsordnung folgende Rangfolge: Gott – Christus – Mann – Frau. Allerdings wird in diesem Vers zuerst die Verantwortung des Mannes angesprochen, sich unter sein Haupt, Christus, zu stellen. Erst in einem Nachsatz gleichsam wird gesagt, dass Gott das Haupt des Christus ist. In der Ordnung in der Schöpfung steht über allem Gott. Es ist Gott in allgemeinem Sinn, es geht nicht um eine Unterscheidung der Personen der Gottheit. Dann folgt Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, der hier auf der Erde gelebt hat, am Kreuz gestorben und auferstanden ist und jetzt als verherrlichter Mensch zur Rechten Gottes ist. Als Mensch ist der Herr Jesus Gott unterworfen, und zwar in alle Ewigkeit (1. Kor 15,28). Aber Er ist auch Haupt jedes Mannes; zum einen als der Schöpfer ist Er Haupt über alles, auch über jeden Mann. Dann aber hat Er sich durch Seinen Tod am Kreuz das Anrecht erworben, Haupt über jeden Mann zu sein (Mt 13,44; 2. Pet 2,1). Deshalb hat jeder Mann in der Schöpfung, gläubig oder ungläubig, ein Haupt über sich – Christus.

Seit wann ist der Christus das Haupt des Mannes? Seit Seiner Menschwerdung. Sowohl der Mann als auch die Frau sind Geschöpfe Gottes; und der Herr Jesus ist auch wahrer Mensch, Er wurde geboren von einer Frau; aber Er ist kein Ge-schöpf, Er ist gezeugt von Gott dem Heiligen Geist, und so ist Er auch als Mensch Sohn Gottes. In dem Moment, wo Er als Mensch in diese Schöpfung eintrat, war Er der Erstgeborene aller Schöpfung (Kol 1,15) und auch Haupt des Man-nes.

Dann folgt der Mann in dieser Rangordnung, und darauf folgt die Frau. Jeder Mann ist Haupt jeder Frau. In der Ehe ist der Mann auch Haupt, über seine Frau. Aber hier geht es nicht in erster Linie um die Ehe, sondern jede Frau auf der ganzen Welt ist dem Mann im Allgemeinen unterworfen. Das ist die Ordnung Gottes in der ersten Schöpfung. Diese Rangordnung ist aber keine Werteordnung. Die Frau ist überhaupt nicht weniger wert als der Mann, und Christus na-türlich auch nicht weniger wert als Gott. Jede gläubige Frau hat ja auch eine persönliche Beziehung zum Herrn Jesus; und sie ist außerhalb dieser Rangordnung hier auch dem Herrn Jesus als ihrem persönlichen Herrn unterworfen und ver-antwortlich.

Aus dieser Ordnung leitet sich dann die praktische Ermahnung dieses Abschnittes ab. Diese Ordnung soll sich darin zeigen, dass ein Mann, der betet oder weissagt, es mit unbedecktem Haupt tut; und die Frau, die betet oder weissagt, es mit bedecktem Haupt tut. Diese Ordnung wird heute auf den Kopf gestellt. Sowohl der Mann hat darin versagt, seine Rolle entsprechend dieser Ordnung auszufüllen, als auch die Frau. Die großen Probleme in unseren Ehen und auch in der Gesellschaft, im Geschäftsleben und in der Politik entstehen dadurch, dass Frauen ihre Stellung der Unterordnung aufgeben und Herrschaftsansprüche stellen. Und ein weiteres Problem ist, dass der Mann seine Stellung als Haupt durch despotische und diktatorische Herrschaft wahrnimmt. Haupt ist Lenkung, Führung, und nicht ein großspuriges Macho-Verhalten mit Unterdrückung der Frau.

In 1. Mo 3,16 sagt Gott zu der Frau, dass ihr Verlangen nach ihrem Mann sein wird, er aber über sie herrschen würde. Der erste Teil dieses Satzes ist gesund und normal, biblisch und göttlich richtig, das Verlangen der Frau ist nach ihrem Mann; der zweite Teil des Satzes aber ist eine Folge des Sündenfalls. Gott wollte nie, dass der Mann über die Frau herr-schen sollte. Die ganze Geschichte der Menschheit hindurch bis zur Entstehung des Christentums ist dieses Verhältnis in der ganzen Welt missbraucht worden. Erst das Christentum hat der Frau wieder die Stellung gegeben, die ihr nach den Gedanken Gottes zukommt – an der Seite des Mannes zu sein, wie Eva eine Hilfe für Adam war, und wie Rebekka es erlebt hat, als sie von Isaak geführt und geliebt wurde.

Allein der Herr Jesus hat seinen Platz in dieser Ordnung in jeder Beziehung vollkommen ausgefüllt. Er hat sich voll-kommen dem Willen Gottes unterworfen und war bereit, in dieser völligen Unterwerfung bis in den Tod zu gehen. Aber Er war auch bereit, Seine Rolle als Haupt vollkommen auszufüllen. Das können wir in Seinem Leben auf der Erde se-hen, aber auch jetzt, wo Er als verherrlichter Mensch im Himmel ist.

Vorbemerkung zu den Versen 4 bis 16:

Zuerst wird die Verantwortung des Mannes vorgestellt, dann in Vers 5 die Verantwortung der Frau. Die Begründung zu diesen Gedanken Gottes finden wir in den folgenden Versen. Diese Verse stellen uns noch keine ausdrückliche Anord-nung Gottes vor, sondern das Urteil oder die Gedanken Gottes über diese Sache. Die ausdrückliche Anordnung an den Mann und die ausdrückliche Anordnung bezüglich der Frau finden wir erst in den späteren Versen. Wenn die Männer aus Vers 4 und die Frauen aus Vers 5 verstanden haben, was der Gedanke Gottes in dieser Sache ist, warum brauchen wir dann noch eine ausdrückliche Anordnung Gottes dafür? Der Herr Jesus selbst hat einmal von dem Halten Seiner Gebote und dem Halten Seines Wortes gesprochen (Joh 14,21+23). Das Halten Seines Wortes können wir auf die Ver-se 4+5 anwenden; wenn wir das verstanden haben, brauchen wir dann noch ein ausdrückliches Gebot in dieser Sache? Wenn wir ganz allgemein einmal durch irgendeine Belehrung verstanden haben, dass Gott die jeweilige Sache so oder so sieht, wollen wir sie dann nicht einfach tun, weil wir sie verstanden haben – ohne dass Er es noch ausdrücklich ge-bieten muss? Das Halten Seiner Gebote ist eine Sache des Gehorsams, das Halten Seines Wortes ist eine Sache der Hingabe und wirklicher Gottesfurcht!

Hier ist von Mann und Frau die Rede. Wenn das Neue Testament von Brüdern spricht, sind meistens die Schwestern miteingeschlossen (z.B. 1. Thes 1,4). Aber wenn es von Mann und Frau spricht, dann geht es tatsächlich um die Unter-scheidung der Geschlechter.

Praktische Hinweise:
• ab welchem Alter von heranwachsenden Mädchen oder Jungen sind diese Dinge zu verwirklichen? Es geht um die Person, die jeweils angesprochen wird, Mann oder Frau. Ein kleines Kind kann sich nicht selbst bedecken. Wenn aber Eltern ihren Kindern schon in frühen Jahren diese Ordnung vorstellen und z.B. ihren sechsjährigen Mädchen den Kopf bedecken, dann sollten wir nichts dagegen sagen.
• vielfach ist es in Familien üblich, dass die Frauen sich auch bedecken, wenn der Mann das häusliche Gebet spricht, ob zu den Mahlzeiten oder bei der gemeinsamen Familienandacht. Dagegen sollten wir nie etwas sa-gen. Es ist allerdings nicht die Lehre dieses Abschnittes, aber wenn Schwestern das aus einer gewissen Gottes-furcht heraus tun, wer wollte das beanstanden? Freuen wir uns nicht über geistlich gesinnte Schwestern?
• das Bedecken der Schwestern in den Zusammenkünften kann nicht abgeleitet oder gar gefordert werden aus den Belehrungen dieser Verse. Unser Problem heut ist oft, dass die Schwestern sich bedecken bei Gelegenhei-ten, wo es nicht ausdrücklich von der Schrift gefordert wird, aber da, wo sie es ausdrücklich tun sollen, sich nicht bedecken. Müssen sich also die Schwestern in den Zusammenkünften nicht bedecken, weil sie dort nicht laut vor anderen beten? Dieser Abschnitt jedenfalls beinhaltet keine Belehrungen über das Verhalten in den Zusammenkünften. Aber es können und müssen folgende Schlussfolgerungen daraus gezogen werden, die das Bedecken der Frauen in den Zusammenkünften rechtfertigen und befürworten:
o Vers 10: die Frau soll eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen. Auch das gilt lehrmäßig für das laute Beten oder Weissagen der Frau vor anderen, denn Engel können ein leises in Gedanken geführtes Gebet nicht erkennen. Kein Engel weiß, ob eine Schwester betet, wenn sie das nicht laut äußert. Ein Engel ist ein Geschöpf und kann nicht unsere Gedanken lesen. Trotzdem können wir die-sen Vers auch auf das Bedecken in den Zusammenkünften anwenden, denn nach Eph 3,10 wird durch die Versammlung den Engeln die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan. Das ist immer wahr, ob die Versammlung zusammengekommen ist oder nicht; und doch ist ein Zusammenkommen als Ver-sammlung die geeignetste Gelegenheit, der Engelwelt die Gedanken Gottes auch im Blick auf die Schöpfungsordnung kundzutun. Und wäre es nicht um der Engel willen schön, wenn das einheitlich gehandhabt würde? Nicht, dass die eine Hälfte der Schwester es so praktiziert und die andere Hälfte der Schwestern anders.
o Vers 7: die Frau ist die Herrlichkeit des Mannes. Soll die Herrlichkeit des Mannes in den Zusammen-künften gesehen werden? Nein! Deshalb bedeckt sich die Frau in den Zusammenkünften, damit in ihr nicht die Herrlichkeit des Mannes gesehen wird.
o Vers 15: das lange Haar der Frau ist ihre eigene Ehre oder Herrlichkeit. Soll die Herrlichkeit der Frau in den Zusammenkünften gesehen werden? Nein! Also bedeckt sie sich. Sie bedeckt sich aber nicht nur, wenn gerade gebetet wird, sondern während des gesamten Zusammenkommens.
• es gibt Grundsätze im Wort Gottes, die ihre Beachtung finden müssen. Das bedeutet aber nicht, dass es von diesen Grundsätzen nicht auch Ausnahmen gibt. Wenn außergewöhnliche Umstände vorliegen, wie z.B. ext-rem niedrige Minus-Temperaturen, und in einem solchen speziellen Fall anders gehandelt wird, als es der Grundsatz der Heiligen Schrift sagt, dann werden dadurch die Grundsätze nicht aufgehoben. Z.B. findet das Brotbrechen nach den Belehrungen des NT ausschließlich in der örtlichen Versammlung statt. Es hat aber Fäl-le im Krieg gegeben, wo gläubige Soldaten sich im Schützengraben getroffen haben und zusammen das Brot gebrochen haben. Das ist eine Ausnahme, an der wir keine Lehre festmachen dürfen.

„Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt“ (Vers 4)

Im Blick auf diese beiden geistlichen Aktivitäten
• Beten (Reden zu Gott) und
• Weissagen (Reden aus der Gegenwart Gottes in die konkreten geistlichen Bedürfnisse der Zuhörer hinein, oh-ne diese Bedürfnisse zu kennen)
geht es in diesem Abschnitt immer um hörbare, öffentlich wahrnehmbare Äußerungen vor anderen. Wenn also ein Mann mit bedeckten Haupt laut betet oder weissagt vor anderen, entehrt er sein Haupt – Christus. Er sagt nämlich da-mit, dass er in der sichtbaren Schöpfung noch ein Haupt über sich hat – und genau das ist nicht der Fall, denn der Mann hat in der sichtbaren Schöpfung kein Haupt über sich. Er ist als Mann in gewisser Weise eine Darstellung von Führung, von Autorität.

„Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre“ (Vers 5)

Wenn eine Frau mit unbedecktem Haupt in diesem Sinn betet oder weissagt, entehrt sie ihr Haupt – den Mann. Wenn sie das tut, tangiert sie die Stellung des Mannes. Sie tut damit etwas, was sie nicht tun würde, wenn ein Bruder anwe-send wäre, sie tut es eigentlich in Vertretung eines Bruders. Aber wenn ein Bruder nicht anwesend ist, nimmt sie dann die Stellung ein, die normalerweise dem Mann zusteht; und sie bedeckt sich, um damit ihre Unterordnung zu dokumen-tieren. Dadurch wahrt sie die Ehre dessen, der ihr übergeordnet ist, des Mannes.

Immer dann, wenn eine Schwester einen Dienst ausübt, den Gott eigentlich Männern gegeben hat – hörbares Beten oder hörbares Weissagen – dann soll sie sich bedecken. Wenn eine Schwester bei Tisch betet, weil der Mann nicht zu Hause ist, dann muss sie sich bedecken, das ist ein Beispiel für die Lehre dieser Verse. Oft wird auch bei einem Frauen-Frühstück diese Situation umgangen, indem jede Schwester leise für sich betet, weil keine den Mut hat, laut und mit be-decktem Haupt vor den anderen zu beten. Das sind die Fälle, wo eine Frau sich bedecken muss, weil sie in diesem Mo-ment die Stellung des Mannes berührt. Wenn sich gottesfürchtige Schwestern zu anderen Gelegenheiten auch bedecken, dann wollen wir das respektieren, achten und wertschätzen und auf gar keinen Fall abwerten. Aber es ist nicht die Be-lehrung dieser Verse (siehe praktische Hinweise in den Vorbemerkungen zu diesen Versen).

Es geht hier ja noch nicht um die Zusammenkünfte, das kommt erst in 1. Kor 14 vor uns, und dort wird gesagt, dass die Schwestern schweigen sollen in den Zusammenkünften. Wo wäre denn dann für die Schwester der passende Ort oder die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit zu beten oder zu weissagen? Wir können aus diesem Vers entnehmen, dass Gott grundsätzlich diese Möglichkeit der Frau gegeben hat (Apg 21,9). Aus dieser Begebenheit in Apg 21 können wir übri-gens schließen, dass sich der Dienst der Weissagung von Schwestern nicht auf Brüder bezieht, denn die Weissagung, die dann über den Apostel Paulus ausgesprochen wurde, kam nicht von den Töchtern des Philippus sondern durch Aga-bus, einen Bruder. Offensichtlich ist der Dienst der Weissagung von Schwestern auf den Kreis von Kindern und Schwestern beschränkt. Bei der Begebenheit mit Apollos in Apg 18,24–28 wird in Vers 26 Priszilla, die Schwester, an erster Stelle genannt, sie hatte offensichtlich eine gewisse Führung darin, ihm den Weg Gottes genauer auszulegen. Aber sie tut das nicht in der Versammlung, auch nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Haus.

Nach Gal 3,28 gibt es in Christus keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Das gilt ganz besonders in der Ver-sammlung, wenn sie durch das Zusammenkommen sichtbar wird als Versammlung. Und gerade da kann die Frau durch die Kopfbedeckung zeigen, dass – wenn auch in Christus dieser Unterschied überwunden worden ist – sie sich trotzdem bewusst ist, dass sie in der Versammlung auf der Erde ihre Stellung der Unterordnung einnimmt und dadurch, dass sie sich bedeckt, dies sichtbar ausdrückt. Das gilt nicht nur für die Zusammenkünfte. Wo immer Gläubige zusammenkom-men, auch wenn es nicht in dem Charakter als Versammlung ist, gilt dieser Grundsatz. Damit wird kein Gesetz aufge-stellt; und es ist sehr zu bedauern, dass immer häufiger bei Konferenzen, Jugendstunden, bei Beerdigungen, bei Hoch-zeiten und anderen Gelegenheiten diese Haltung immer weniger festzustellen ist.

„Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so lasse sie sich das Haar abschneiden; wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lass sie sich bedecken“ (Vers 6)

Der Schluss von Vers 5 zeigte noch eine Parallele: wenn eine Frau mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, ist es ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre. Dieser Gedanke wird jetzt weitergeführt. Die logische Konsequenz vom Beten einer Frau mit unbedecktem Haupt ist, dass sie sich genauso gut auch das Haar abschneiden lassen könnte. Aber Gott will das nicht, das wird sofort deutlich, denn es ist für eine Frau schändlich, wenn ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren wird. Das eine wie das andere – Beten oder Weissagen mit unbedecktem Haupt und abgeschnittenes oder geschorenes Haar – wäre eine Schande, deshalb soll beides nicht sein.

Es werden hier zwei Ausdrücke für das Schneiden der Haare benutzt: abgeschnitten und geschoren. Abgeschnitten wird auch verwendet, wenn von dem Scheren der Schafe gesprochen wird; es bedeutet so viel wie mit der Schere kürzen, kurz schneiden, wie der Mann das Haar trägt (griech. = keiro). Geschoren bedeutet so viel wie rasiert, komplett abra-siert, bis auf die Kopfhaut kahl geschoren (griech. = xyrao) . Diese beiden Worte werden hier verwendet, und in beiden Fällen wird gesagt, dass es eine Schande für die Frau ist. Das sagt Gottes Wort; aber wir stehen in Gefahr, durch das, was wir Tag für Tag sehen und erleben, das nicht mehr so zu empfinden. Deshalb ist es gut, wenn wir uns daran erin-nern, wie Gott die Dinge sieht und über sie denkt. Und auch wir sollen nun dementsprechend leben, wie Gott es hier zeigt. Wir sollten nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, vielleicht sogar auf solche, die gar nichts davon wissen, wie Gott darüber denkt. Wir sollen es in unserem Leben verwirklichen, damit auch an uns sehen kann, wie Gott denkt über diese Dinge.

Kann man mit diesem Vers begründen, dass das Haar der Frau frei und unbeschnitten wachsen soll? Abschneiden oder Scheren des Haares der Frau ist schändlich; ein weniges Kürzen der Haare – so falsch es ist – ist noch nicht schändlich! Aber es ist ein Schritt auf dem Weg, der zur Schändlichkeit führt, weil sie von ihrer Herrlichkeit, die der Schöpfer-Gott ihr gegeben hat, etwas wegnimmt. Wenn wir an dieser Stelle einmal vergleichen, was in den Gedanken Gottes auch noch schändlich genannt wird, dann sollten wir einen heiligen Schrecken bekommen vor einer solchen Handlung, wie sie hier beschrieben wird. In Röm 1,26 wird die gleichgeschlechtliche Liebe schändlich genannt, und in 1. Kor 14,35 wird das Reden einer Frau in der Versammlung schändlich genannt. Genauso ernst sieht der Herr das, wenn eine Schwester unbedeckt zu Gott betet oder weissagt. Sollte uns das nicht nachdenklich stimmen? Im Hohenlied wird das Haar der Braut an mehreren Stellen als herabwallend beschrieben. Die große Sünderin in Lk 7,38 und Maria von Bethanien in Joh 12,3 konnten mit ihrem langen Haar die Füße des Herrn Jesus abtrocknen. Alles Hinweise darauf, dass das Wort Gottes bei dem Haar der Frau nicht an Zentimeter denkt, sondern an frei gewachsenes ungeschnittenes Haar!

Ist es dann eine geistliche Argumentation, wenn heute Schwestern sagen, dass ihr Haar ja noch immer lang sei, wenn sie es nur ein Stück abschneiden? Der Gedanke Gottes für die Frau ist, dass ihr Haar überhaupt nicht beschnitten wer-den soll. Ihr langes Haar ist ihre Ehre (Vers 15), kann Gott wollen, dass die Frauen an ihrer Ehre herumschneiden? Got-tes Gedanke für die Frau ist ihr Haarschmuck, der in ihrem ungeschnittenen Haar besteht (vgl. Jer 7,29). In 4. Mo 6,5 haben wir in dem Gesetz des Nasiräers die Anordnung, dass kein Schermesser über sein Haupt gehen soll, er sollte das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen und nahm in dieser Zeit damit die Stellung einer Frau ein, die Stellung der Un-terwürfigkeit. Warum hatte Gott das so angeordnet? Der Nasiräer sollte in diesem Ausnahmefall ganz für Gott sein, und er sollte in dieser Zeit auf das verzichten, was zu seiner eigenen Ehre ist, nämlich geschnittenes Haar. Vers 7 beschreibt diesen Zustand dann sogar als die Weihe seines Gottes auf seinem Haupt, dieses Haar wurde dann sogar Gott geopfert (Vers 18). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Ankündigung der Geburt Simsons durch den Engel des HERRN an die Mutter Simsons. In Ri 13,7 bekommt sie die gleichen Anordnungen für sich, die auch dem Nasir selbst galten, nur nicht die Anordnung, dass kein Schermesser auf ihr Haupt kommen sollte (vgl. Ri 13,5; 4. Mo 6,5). Warum nicht? Weil es eine Selbstverständlichkeit war, es musste ihr nicht erst gesagt werden. In Off 9,8 wird bei dem Gericht der fünften Posaune von den Gestalten der Heuschrecken gesagt, dass sie Haare hatten wie Frauenhaare, also frei ge-wachsene Haare. In Hes 44,20 wird von den Priestern gesagt, dass sie ihr Haupt weder kahl scheren sollten [was die Frauen nicht tun sollen], noch ihr Haar frei wachsen lassen sollten [was von den Frauen als selbstverständlich vorausge-setzt wird], sie sollten ihr Haupthaar schneiden [was die Frauen auch nicht tun sollen].

Wenn eine Frau sich nicht bedecken will, dann bringt sie damit zum Ausdruck, dass sie den Platz der Unterordnung nicht einnehmen möchte, den Platz der Zurückhaltung, den Platz des Verbergens. Und wenn das so ist, dann könnte ihr auch gleich das Haar abgeschnitten werden, denn das lange Frauenhaar hat dieselbe Bedeutung, nämlich des Verber-gens, des Zurückhaltens; es ist ihr ja anstatt eines Schleiers gegeben (Vers 15). Eine Frau damals hätte es doch nie ge-wollt, kurze Haare zu haben, hätte sich doch niemals ihre Haarpracht, ihre Herrlichkeit, abschneiden lassen wollen. Und jeder, der natürlich empfindet, wird das auch heute noch so sehen. Deshalb kommt der Apostel Paulus dann auch zu dieser Schlussfolgerung, dass sich die Frau bedecken soll.

„Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlich-keit ist; die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit“ (Vers 7)

Bis Vers 9 folgen jetzt drei Begründungen dafür, dass der Mann das Haupt ist und die Frau untergeordnet ist und des-halb eine Macht auf ihrem Haupt haben soll. Und der Apostel geht auch hierbei wieder zurück bis zum Anfang, der Schöpfung. Der Mann ist in die Stellung des Repräsentanten Gottes hier auf der Erde gestellt worden. Aber er stellt in seiner Position nicht nur Gott dar, sondern er macht auch die Herrlichkeit Gottes hier auf der Erde sichtbar. Beides wird nicht als Ermahnung gesagt sondern als Realität. Der Mann ist das Bild und die Herrlichkeit Gottes (vgl. 1. Mo 1,26+27). Ein Bild von einer Person ist nicht die Person selbst, aber es ist eine Darstellung von dieser Person. Und so ist der Mann die Darstellung Gottes hier auf der Erde, und er ist auch die Herrlichkeit Gottes. In dem Mann wird die Herr-lichkeit Gottes sichtbar auf der Erde.

Es fällt hier noch der Unterschied auf, dass von dem Mann gesagt wird, dass er Gottes Bild und Herrlichkeit ist, von der Frau wird aber nur gesagt, dass sie des Mannes Herrlichkeit ist – sie ist nicht des Mannes Bild, sie ist nicht die Darstel-lung des Mannes! Aber in der Frau wird etwas sichtbar von der Herrlichkeit des Mannes. Ein schönes Beispiel dafür finden wir bei der Beschreibung der tüchtigen Frau in Spr 31,23+28. Denken unsere Frauen daran, dass in ihnen etwas sichtbar wird von der Herrlichkeit ihrer Männer?

Ein Bruder, der im Ausland oft Besuche gemacht und Dienste getan hat, reiste immer allein dorthin. Und es wurde im-mer der Wunsch geäußert, dass er seine Frau doch auch einmal mitbringen sollte. Nach einigen Jahren brachte er sie dann auch einmal mit – und danach wurde er nie mehr eingeladen. Die Frau hatte ein Bild abgegeben, das abschreckend war für die Geschwister. Möchten doch unsere Schwestern daran denken, dass sie durch ihr Verhalten den Dienst ihrer Männer bestätigen oder in seiner Wertschätzung abschwächen können.

„Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes wil-len“ (Vers 8+9)

Der Mann ist zeitlich vor der Frau geschaffen worden (1. Mo 2,7+21); und von der Zweckbestimmung her ist auch nicht der Mann für die Frau sondern die Frau für den Mann geschaffen worden (1. Mo 2,18). Der Mann hat also einen dreifa-chen Vorrang vor der Frau:
• er ist die Darstellung Gottes (Vers 7),
• er ist zuerst geschaffen worden (Vers 8), und
• die Frau ist um seinetwillen geschaffen worden (Vers 8).
Und darum ist er Haupt über die Frau.

„Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen“ (Vers 10)

Das darum bezieht sich zurück auf die drei Begründungen der Verse 7–9. Das Thema des Bedeckens der Frau beim Be-ten und Weissagen wird noch einmal zusammengefasst. Die Frau soll durch die Bedeckung als einem äußeren Zeichen deutlich machen, dass sie die Stellung der Unterordnung einnimmt. Die Bedeckung ist das äußerlich sichtbare Zeichen der Macht, unter der sie steht. Diese Macht ist nicht ihr Haupthaar sondern ihre Kopfbedeckung.

Auch die Engel schauen zu und sehen, wie die Frau ihre Stellung einnimmt in der Ordnung, die Gott gegeben hat. Wir können auch ganz allgemein sagen, dass wir durch unser äußeres Verhalten etwas zeigen von dem, wovon wir im Inne-ren aus Gottes Wort überzeugt sind. Und es ist wichtig, dass unser äußeres Verhalten aus einer inneren Überzeugung heraus kommt. Man kann äußerlich über lange Zeit eine ganze Menge Dinge aufrechthalten, aber wenn keine innere Überzeugung von diesen Dingen vorhanden ist, dann wird das irgendwann wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

„Dennoch ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau im Herrn. Denn so wie die Frau vom Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau; alles aber von Gott“ (Vers 11+12)

Diese Verse zeigen, wie ausgewogen Gott ist. Damit uns Seine Schöpfungsordnung nicht auf fehlerhafte Gedanken oder sogar Verhaltensweisen bringt, stellt Er uns hier eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Mann und Frau vor. Nie-mand soll meinen, dass er den anderen nicht brauche. Niemand soll meinen, dass er einen höheren Wert als der andere hätte. Es geht in der Schöpfungsordnung Gottes nicht um einen Werteunterschied.

Die Frau ist vom Mann, das haben wir bei der Schöpfung in 1. Mo 2,21 gesehen; aber es gibt auch in der ganzen Ge-schichte der Menschheit keine Frau, die nicht gezeugt wurde von einem Mann. Wenn dann gesagt wird, dass der Mann durch die Frau ist, so war das bei der Erschaffung des Menschen nicht so; aber es gibt bis heute keinen Mann, der nicht geboren worden ist von einer Frau. Wir Männer sollten nie vergessen, dass eine Frau uns geboren hat. Das kann uns vor einem nicht schriftgemäßen, rücksichtslosen Verhalten den Frauen gegenüber bewahren.

Die Frau ist aus der Rippe des Mannes gebildet worden, der Mann vom Staub der Erde gebildet worden. Das deutet auch schon auf gewisse Wesensunterschiede hin. Die Frau ist mehr durch Empfindungen und Zuneigungen geprägt, der Mann eher durch Sachlichkeit und Rationalität.

Alles aber von Gott: Alles gründet sich auf das, was Gott getan hat. Gott hat Eva von der Rippe Adams gebildet, Gott hat Eva dem Adam als Hilfe gegeben. Es ist also nicht eine Stellung, die der Mann sich erarbeitet hätte oder die er ver-dient hätte; es handelt sich auch nicht um die Unfehlbarkeit des Mannes – es handelt sich schlicht und einfach um den Willen Gottes. Es ist die Ordnung, die Gott gegeben hat, und diese Ordnung ist immer zum Segen. Ein Abweichen von dieser Ordnung wäre immer zur Verunehrung des jeweiligen Hauptes, aber Gott hat es so geordnet, dass Herrlichkeit hervorkommt. Wenn wir uns in diese Ordnung Gottes von Herzen einfügen, wird die Herrlichkeit des Christus durch den Mann und die Herrlichkeit des Mannes durch die Frau die Folge sein. Die Wege Gottes führen immer zu Herrlich-keit, und es ist ein Vorrecht, dieser Herrlichkeit zu genügen.


„Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet?“ (Vers 13)

Mit den Versen 11 und 12 gab es einen gewissen Abschluss des ersten Teiles dieses Abschnittes, wo die Begründung für das Bedecken der Frau aus der Schöpfungsordnung hergeleitet wurde. In den Versen 13 bis 15 wird nun eine Be-gründung aus einem anderen Bereich hergeleitet.

Der Apostel macht jetzt die Korinther zu Beurteilern ihrer eigenen Situation (vgl. 1. Kor 10,15). Es ist besser, wenn wir aufgrund eigener Untersuchungen zu einem schriftgemäßen Urteil kommen, als es nur deshalb so zu sehen, weil es uns von anderen so gesagt worden ist. Das zweite ist auch nicht ohne Wert, aber das erstere ist besser. Aber wenn wir selbst urteilen müssen, dann brauchen wir einen Maßstab, und der Maßstab muss immer das Wort Gottes sein.

Und das wird jetzt anhand zweier Fragestellungen den Korinthern vorgelegt:
• „Ist es anständig, dass...“
• „Lehrt euch nicht auch die Natur, dass...“
Wenn ein Mensch heute aufrichtig und ehrlich sagen würde, dass ihn die Natur diese Dinge nicht lehrt, dann beweist das nur, wie weit seine natürlichen Empfindungen abgewichen sind von dem Maßstab des Wortes Gottes.

„Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist, weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist?“ (Vers 14+15)

Gott hat in Seine Schöpfung etwas hineingelegt und dem Menschen ein Empfinden dafür gegeben. In Röm 2,14+15 wird von den Nationen gesagt, dass sie kein Gesetz haben, aber von Natur die Dinge des Gesetzes ausüben; sie zeigen dadurch, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist und das Gewissen mitzeugt. Der Mensch besitzt ein von Gott gegebenes natürliches Empfinden und auch das Gewissen als eine mahnende Stimme, wenn dem natürlichen Empfinden nicht entsprochen wird.

Das Wort Gottes sagt ganz deutlich, dass das lange Haar eine Ehre für die Frau ist und eine Unehre für den Mann. Daran halten wir unumstößlich fest, unabhängig von dem Urteil der Menschen. Wir sollten es als abstoßend empfinden, wenn dem heute nicht mehr so ist.

Wenn der Frau das lange Haar anstatt eines Schleiers gegeben ist, könnte man doch auf den Gedanken kommen, dass sie sich dann ja doch nicht zu bedecken brauche, denn sie hat ja schon einen Schleier. Nein, mit diesem natürlichen Schleier des langen Haar werden wir darauf hingewiesen, dass Gott der Frau einen Platz des Verbergens zugewiesen hat, ihr Platz ist nicht ein Platz in der Öffentlichkeit. Die Zierde einer Frau ist, dass sie nicht versucht, sich in die Öffentlichkeit hineinzudrängen.

„Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht, noch die Versammlungen Gottes“ (Vers 16)

Weil alles von Gott ist (Vers 12), wollen wir darüber nicht streiten. Was Gott bestimmt hat, ist nicht verhandelbar. Seine Gedanken sind immer zum Nutzen und zum Segen. Das Gegenteil von streitsüchtig sein ist eigentlich gehorsam sein, und darauf liegt immer der Segen Gottes.

Für Gläubige gibt es weder die Gewohnheit, zu streiten, noch die Gewohnheit, Dinge verändern zu wollen im Gegensatz zu den Gedanken Gottes. Der Apostel macht in diesem Vers deutlich, dass es keine kulturelle Frage, keine zeitliche Frage und auch keine örtliche Frage ist, was in diesem Abschnitt behandelt wurde – es gilt in allen örtlichen Versamm-lungen Gottes.