Da fiel der König Nebukadnezar nieder auf sein Angesicht und betete Daniel an; und er befahl, ihm Speisopfer und Räucherwerk darzubringen. (Dan 2,46)

Daniel hatte Nebukadnezar den vergessenen Traum kundgetan und gedeutet. Der „König der Könige“ war äußerlich davon beeindruckt – aber nicht innerlich verändert, er hatte mit seinen Sünden noch nicht gebrochen, sein Gewissen war nicht erreicht worden. Das sieht man daran, dass er Daniel vor dem großen Gott ehrt, und auch darin, dass der dem Daniel eine unangemessene Huldigung zuteilwerden ließ.

Aber nicht nur seine spontane Reaktion, sondern auch sein weiteres Verhalten zeugt davon, dass er immer noch voll Hochmut und Grausamkeit war. Er ließ eine goldene Statue zu seiner Ehre errichten und betete nicht den Gott der Götter an. Auch ließ er die drei Freunde Daniels, die er auf Wunsch Daniels erhoben hatte, in einen Feuerofen werfen. So zeigt es Daniel 3. Er hatte noch nicht verstanden, dass die Himmel herrschen (Dan 4,23) und dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit wichtig sind (Dan 4,24).

Und so wechselhaft wie Nebudkadnezar zeigt sich der Mensch von Natur generell. Denken wir an Paulus und Barnabas in Lystra. Nachdem Paulus dort einen von Mutterleib an Gelähmten geheilt hatte, wollte der Priester des Zeus und die Volksmenge ihnen opfern (V. 13.14). Doch nur kurze Zeit später steinigten diese Volksmenge, unter dem Einfluss der eifersüchtigen Juden, den Paulus, den sie gerade noch als einen der Götter erachteten hatten.

Wenn auch Daniel nicht direkt gehasst wird, so kann man doch den Grundsatz herausschälen, dass die übertriebene Gunst der Welt keinen Wert hatte und auch keine Garantie dafür ist, dass die Gunst sich nicht schnell in Hass verwandelt.