Vorbemerkungen zu Kolosser 3,18 – 4,1

Vers 17 ist eine allgemeine Ermahnung in einer Art Zusammenfassung von all dem, was vorher angesprochen wurde. Ab Vers 18 folgen dann spezielle Ermahnungen im Blick auf die verschiedenen Beziehungen in der Schöpfung und noch darüber hinaus. Es ist sehr lieblich, dass Gott nicht nur allgemeine Ermahnungen gibt, allgemeine Grundsätze und sagt: An sich müsste das reichen. Denn wir diese befolgen würden, bräuchten wir überhaupt keine weiteren Ermahnungen. Es ist sehr gnädig von Gott, dass Er sich herablässt, um jetzt auch über Frauen, Männer, Kinder, Eltern, Knechte und Herren zu sprechen, über einfachste Dinge, und es nicht bei den allgemeinen Ermahnungen belässt.

In den ersten 16 Versen dieses Kapitels spricht der Apostel Paulus fast durchgehend von Christus. In den jetzt folgenden Versen spricht er dann fast durchgehend von dem Herrn (Vers 16+18+20+22+23+24+4,1), damit wird unsere Verantwortung angesprochen, die wir in allen diesen Beziehungen ihm gegenüber haben.

Dieser Brief wurde damals in der Versammlung von Kolossä vorgelesen, als die Gläubigen alle zusammen waren, und so wurden die einzelnen Gruppen nach den allgemeinen Ermahnungen auf einmal ganz persönlich angesprochen. Auch heute in unseren Zusammenkünften kann es auch mal ganz spezifische Ansprachen für einzelne Personengruppen geben. Aber wir sollten beim Zuhören nicht darauf achten, was den jeweils anderen gesagt wird, sondern dabei stehenbleiben, was uns gesagt wird.

Es muss uns auch klar sein, dass in der Welt um uns herum ganz andere Grundsätze herrschen, als das, was uns in diesen Versen vorgestellt wird. Wir haben hier die Schöpfungsordnung Gottes. Und wenn sie heute auch komplett umgestoßen werden soll, so bleibt sie doch so, wie Er sie gegeben hat. Es ist die Aufgabe von uns Christen, diese Ordnung in der Schöpfung vor den Menschen aufrechtzuerhalten! Es wäre eine stille, aber sehr wirksame Predigt. Deswegen kommt diesen Ermahnungen eine sehr hohe Bedeutung zu.

Wir stellen fest, dass immer der untergeordnete Teil zuerst genannt wird, zuerst die Frau, dann der Mann; zuerst die Kinder, dann die Väter; zuerst die Knechte, dann die Herren. Es ist ein Grundsatz Gottes, dass die in untergeordneter Stellung Befindlichen das Wohlverhalten derer, die über ihnen stehen, durch einen unterwürfigen Geist erwerben. Es ist nicht so, dass der übergeordnete Teil ermahnt wird, seinen Teil zu tun, damit auch die Untergeordneten ihren Teil erfüllen. Gott ist immer mit den Niedrigen (2. Kor 7,6), und Er möchte, dass der niedrige Teil das Wohlverhalten dessen, der über ihm steht, erwirbt. Übrigens, immer wenn der untergeordnete Teil angesprochen wird, werden Formulierungen benutzt, die dieser Stellung ein besonders schönes Gewicht geben, die eine besondere Ermunterung für ihr Verhalten sind: bei den Frauen: „wie es sich geziemt in dem Herrn“; bei den Kindern: „denn dies ist wohlgefällig im Herrn“; bei den Knechten: „ihr werdet vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen, ihr dient dem Herrn Christus“. Bei den übergeordneten Teilen ist das nicht der Fall. Gerade der untergeordnete Teil kann etwas von Christus zeigen, und das ist besonders in 1. Pet 2 bei den Hausknechten zu sehen. In Verbindung mit ihnen kommt Petrus auf den Hinweis, dass Christus ein Beispiel gegeben hat und wir in Seinen Fußstapfen nachfolgen sollen. Gerade sie konnten das zeigen! Ist es nicht eine besondere Gnade, dass gerade in einer so untergeordneten Stellung etwas von Christus gezeigt werden kann? Das zeigt uns auch, wie tief unser Heiland sich erniedrigt hat, als Er Seine Stellung der Unterordnung unter Seinen Gott in allem eingenommen hat (Heb 10,7). Welch ein wunderbarer Herr ist Er doch!

Von diesen drei gegenübergestellten Gruppen ist die Ehe das älteste Verhältnis unter den Menschen, sie wurde noch im Garten Eden geschlossen, ehe die Sünde kam. Die zweite Beziehung, Kinder-Eltern, kam erst, als die Sünde bereits eingetreten war. Es ist sehr auffällig, dass Gott im Garten Eden nicht wollte, dass Kinder kommen. Er hat darüber die Hand gehalten, dass im Garten Eden schon Kinder kamen. Warum wohl? Wenn das so gekommen wäre, dann gäbe es Kinder aus der Zeit der Unschuld und Kinder mit Sünde. Diese Komplikation hat Gott vermieden. Die dritte Beziehung ist nicht von Gott, jedenfalls nicht in der Form des leibeigenen Sklaventums. Diese Beziehung kam erst nach der Flut (1. Mo 9,25) als direkte Folge der Sünde Hams. Gott sagt aber nicht, dass das Christentum das Sklaventum abschaffen soll. Heute müssen wir diese Beziehung anwenden auf unsere Arbeitsverhältnisse.

Der Kolosser-Brief ist wesentlich knapper in der Formulierung dieser Ermahnungen – obwohl er die gleiche Reihenfolge und die gleichen Gegenüberstellungen hat – als der Epheser-Brief. Er hat nicht das Vorbild von Christus und der Versammlung; bei den Ephesern konnte Paulus das machen, aber der Zustand der Kolosser war nicht so hoch. Ganz praktisch gesehen hat es aber auch einen Vorteil, kurz und knapp zu sein: es prägt sich besser ein, es ist prägnanter. Wenn Väter im Umgang mit den Kindern mal kurz sind, dann sitzt das, was sie sagen!

„Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn“ (Vers 18)

Wir finden fünf Stellen in den Briefen, wo Männer und Frauen einander gegenübergestellt werden. Drei Stellen davon haben das Thema der Ehe zum Gegenstand (Eph 5,22–33; 1. Pet 3,1–7; Kol 3,18+19), und an den beiden übrigen Stellen werden Männer und Frauen allgemein gegenübergestellt (1. Tim 2,8–15; 1. Kor 11,3–16). Wenn wir das unterscheiden können, gibt das viel Licht für das Verständnis dieser Stellen. Allen fünf Stellen gemein ist jedoch, dass sie von der Unterordnung der Frau sprechen; d.h. die Schöpfungsordnung Gottes soll außerhalb der Ehe und innerhalb der Ehe ihre Verwirklichung finden.

Auffallend ist, dass die Frauen im Epheser-Brief aufgefordert werden, den Männern untergeordnet zu sein als dem Herrn, d.h. dort sollen sie in ihrem Mann den Herrn sehen. Dieser Zusatz fehlt hier; wie es sich geziemt im Herrn meint nicht dasselbe. Hier will der Heilige Geist einfach das Schwergewicht legen auf den Umstand, dass der untergeordnete Teil diese Position einnehmen möge. Ähnlich ist es auch später bei den Kindern. Es ist sehr interessant, dass Gottes Wort an den verschiedenen Stellen nicht genau dasselbe sagt. Wenn Ermahnungen in den Briefen uns gezeigt werden, dann sind sie immer in Übereinstimmung mit dem Charakter des jeweiligen Briefes.

Die Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann bedeutet keine minderwertige Stellung vor Gott; unsere Frauen sind nicht weniger wertvoll als wir. Was die Stellung in Christus anbetrifft, sind Mann und Frau absolut gleich (Gal 3,28), die Frau hat nicht weniger z.B. den Heiligen Geist, wie der Mann, sie ist genauso eine Anbeterin, wie der Mann. Es ist einfach das Einnehmen der von Gott gegebenen Schöpfungsordnung. Auch die Versammlung befindet sich noch in dieser Schöpfung, und deshalb ist auch in der Versammlung diese Ordnung zu beachten. Das Gegenteil von Unterordnung ist Rebellion, Auflehnung.

Die Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen. Es ist für sie gefährlich, wenn sie ihren eigenen Mann mit anderen Männern vergleicht und bei anderen Männern Ideale sieht, bei dem eigenen Mann aber seine Unzulänglichkeiten, und dadurch zu der Schlussfolgerung kommt: Ja, wenn mein Mann so wäre, wie die anderen, dann könnte ich ihm auch leichter untergeordnet sein. Die Unterordnung der Frau unter den Mann hängt nicht ab von dem Wohlverhalten ihres Mannes. Gerade durch ihre Unterordnung einem ungerechten Mann gegenüber (1. Pet 3) kann sie doch letztlich seine Wertschätzung gewinnen.

Wann immer Gott eine Einschränkung macht, z.B. in Seiner Ordnung, dann ist es immer zum Segen für denjenigen, der diese Einschränkung für sich einnimmt. Seine Anordnungen sind nie zum Schaden, das Anerkennen der Autorität des Mannes über sich ist immer zum Segen. Eine glückliche Ehe für eine Frau wird es nur dann geben, wenn sie bereit ist, diesen Platz einzunehmen – unabhängig von dem geistlichen Zustand ihres Mannes. Die Frauen werden hier ermuntert, einen Platz einzunehmen, in dem sie uns Männer nicht verachten oder bevormunden. Sie sollen auch untergeordnet sein, wenn die Männer keinen Anlass dazu geben. Die Sunamitin in 2. Kön 4 war wohl geistlicher als ihr Mann, aber immer wieder geht sie zu ihrem Mann, bevor sie handelt. Wie will eine Frau ihren Kindern beibringen, gehorsam zu sein, wenn sie selbst nicht bereit ist, den Platz der Unterordnung einzunehmen?

Wir sind als Ehemänner gut beraten, wenn wir versuchen, durch unser Verhalten es unseren Frauen so leicht wie möglich zu machen, uns untergeordnet zu sein. Wir wollen nicht vergessen, dass wir Ehemänner nicht die Herren unserer Frauen sind, sondern dass wir das Haupt unserer Frauen sind. Haupt zu sein ist nicht Herr zu sein, sondern es bedeutet, dass wir unserer Ehe Richtung geben sollen, Vorbild sein sollen, führen sollen. Es steht ja auch nicht da – wie bei den Kindern – dass die Frauen den Männern gehorchen sollen. Aber sie sollen den Mann nicht bevormunden. Es geht hier also nicht um Unterwerfung oder das Einfordern von Gehorsam, andererseits kann eine geistlich gesinnte und untergeordnete Frau ihrem Mann eine große Hilfe sein. Hätten wir als Mann nicht manche Torheit begangen, gar nicht unbedingt gegenüber der eigenen Frau, wenn uns unsere Frau nicht geraten oder gewarnt hätte?

Was wir hier haben, ist total im Widerspruch zu unserem Grundgesetz in Deutschland, das muss uns klar sein! Das gleiche gilt auch für die Kindererziehung. Das zeigt uns auch, wo wir hingedriftet sind: nicht der Islam, nicht der Buddhismus oder irgendeine andere Religion verdirbt die Ehe und verdreht die Schöpfungsordnung so, wie es die Christenheit tut – das ist erschütternd! Gerade in christlichen Ehen wird die Unterordnung der Frau unter den Mann so missachtet. Deswegen brauchen wir viel Weisheit, wenn wir damit an die Öffentlichkeit gehen sollten. Über dieses Thema sollten wir z.B. nicht in einem öffentlichen Vortrag sprechen, zu dem auch Ungläubige eingeladen sind. Lasst uns vielmehr in der Ehe zeigen, wie wir diese Dinge aufrechthalten, etwas Besseres können wir nicht tun!

„Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie“ (Vers 19)

Im Moment haben wir in unseren christlichen Ländern zwar mit dem Problem der Emanzipation zu tun, aber wenn wir die ganze Geschichte betrachten, dann war der Chauvinismus der Männer häufig das größere Problem. Es gab Zeiten in der Geschichte, wo sich die Männer extrem verherrlichen ließen und die Frauen schlimm erniedrigt haben. Wir wollen als Männer auf das hören, was das Wort den Männern sagt, und unseren Frauen das sagen, was das Wort ihnen sagt. Im Wesentlichen ist es das: eine Frau soll nicht herrschen, und ein Mann soll lieben.

Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Der Herr möchte nicht, dass wir gleichgültig sind gegenüber unseren Frauen, sondern dass wir sie lieben! Wir sollen das Wohl unserer Frauen suchen. Wenn die Frau ihre Stellung der Unterordnung unabhängig vom Wohlverhalten ihres Mannes einzunehmen hat, dann gilt das auch für den Mann, dass er seine Frau lieben soll unabhängig von ihrem Verhalten.

Wie zeigt sich die Liebe von uns Männern zu unseren Frauen? Durch Worte? Wir können es ihnen ruhig auch einmal sagen, dass wir sie lieben; aber hier ist mehr gemeint. Liebe beweist sich durch die Tat; das Wesen der Liebe ist das Geben, ist die Tat! Sie erweist sich darin, dass wir ihnen helfen, dass wir uns ihnen zuwenden, dass wir Rücksicht nehmen auf ihre Empfindungen und Emotionen. Frauen empfinden anders als Männer, sie haben eine andere „Software“. Sie beurteilen nicht alles so nüchtern wie wir Männer. Ein schönes Beispiel für teilnahmsvolle Fragen eines Mannes an seine Frau finden wir bei Elkana (1. Sam 1,8). Die Liebe des Mannes zu seiner Frau wird bewiesen, so wie Christus die Liebe zu Seiner Versammlung bewiesen hat – durch die Tat! Wenn das nicht der Fall ist, sind alle unsere Worte hohl. Wir sollten ruhig auch einmal unsere Wertschätzung für das ausdrücken, was unsere Frau leistet. Sie hat auch einen anstrengenden Tag hinter sich, wenn wir aus der Arbeit nach Haus kommen.

Man kann diese Aufforderung unter drei Gesichtspunkten betrachten:

  • liebt eure Frauen; das ist der Hauptgesichtspunkt, wir werden aufgefordert zu lieben. Und das Wesen des Liebens ist das Geben, ist die Tat, ist das Dienen.
  • liebt eure Frauen; es liegt auch in der Natur des Mannes, dass er auch andere Frauen ansieht; wir sollten keine zu engen geistigen oder emotionalen Bindungen zu anderen Frauen aufbauen
  • liebt eure Frauen; für einen verheirateten Mann gibt es nichts Kostbareres und Wertvolleres als seine Frau; die erste Liebe eines Mannes soll seiner Frau gelten, nicht seinem Beruf oder Hobby oder Computer

Bitterkeit oder Erbitterung führt immer zu Entfremdung bis hin zur Trennung (Apg 15,39); es muss nicht bis hin zu einer Scheidung gehen, aber Herzen werden durch Bitterkeiten getrennt. Bitterkeit kann entstehen, wenn Erwartungen auf Dauer nicht entsprochen wird, wenn wir unzufrieden sind. Das muss nicht Unzufriedenheit mit der Frau sein, wir können auch Unzufriedenheit und Ärger aus der Arbeit mit nach Hause bringen und an der Frau auslassen. Denn wir müssen im Schweiß unseres Angesichts arbeiten (1. Mo 3,19), und es kann sein, dass wir dann nach Hause kommen und unsere Frau als Blitzableiter benutzen. Gerade davor warnt uns der Herr, denn offenbar neigen wir Männer dazu. Wir sollen ruhig unsere Frauen ein wenig Anteil nehmen lassen an unserem Beruf, dann können sie auch besser für uns beten, aber niemals dürfen wir unseren Unmut an ihnen auslassen! Es ist gut, wenn wir auf unserem Nachhause-Weg von der Arbeit die Dinge mit dem Herrn besprechen und innerlich zur Ruhe kommen, damit wir nicht bitter bei unseren Frauen ankommen. Denn Bitterkeit würde ihr Herz verletzen und zu Verhärtung führen (5. Mo 29,17+18; Heb 12,15). Wir haben dann keinen Frieden mehr in unseren Ehen, sondern Verhärtung des Herzens. Man lebt dann nicht mehr füreinander und miteinander, sondern höchstens noch nebeneinander. Bitterkeit gegenüber der eigenen Frau ist in keiner Weise damit in Einklang zu bringen, dass wir sie lieben; wo Liebe ist, hat Bitterkeit keinen Raum (1. Kor 13,5). Es ist also kein „Kavaliersdelikt“, bitter gegen die eigene Frau zu sein, sondern sehr schwerwiegend. Deshalb sollten wir es auch sofort vor ihr und dem Herrn bekennen, wenn es einmal der Fall gewesen ist.

Außerordentlich wichtig in unseren Ehen ist deshalb auch ein ausgeprägtes gemeinsames Gebetsleben. Eine Frau merkt etwas von der Zuwendung ihres Mannes zu ihren Problemen und Nöten an der Art und Weise, in der er das Wohl seiner Frau vor dem Herrn ausbreitet.

„Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn“ (Vers 20)

Bei diesem Vers muss uns allen ganz klar sein, dass der Feind immer unsere Kinder will. Das war schon bei dem Pharao so (2. Mo 10,8–11), das war bei Nebukadnezar so (Dan 1,3+4), das ist auch in Deutschland vor über 60 Jahren so gewesen, und das ist auch heute immer noch so. Eine deutsche Erziehungswissenschaftlerin hat einmal sinngemäß gesagt: Wir müssen die kleinen Kinder noch im Vor-Kindergarten-Alter, so früh wie möglich, den christlichen Elternhäusern entziehen, um sie freizumachen für unsere Ideologien. Eltern seien die unfähigsten leute für die Erziehung von Kindern, da sie keine pädagogische Ausbildung besitzen. Ein amerikanischer Erziehungswissenschaftler hat einmal gesagt: Gebt mir eure Kinder bis zum Alter von 6 Jahren, und ich werde sie derart polen, dass sie von keinem anderen mehr umgepolt werden können. Der Feind will unsere Kinder! Und dagegen ist eine intakte christliche Familie das mächtigste Bollwerk.

Es ist bemerkenswert, dass hier die Kinder direkt angesprochen werden. Es heißt nicht: Sagt das dann den Kindern, macht, dass die Kinder gehorchen, oder so ähnlich. Der Brief wurde in der Versammlung vorgelesen, und die Kinder werden wohl dabei gewesen sein. Kinder gehören dahin, wo das Wort Gottes gelehrt und verkündigt wird. Sie konnten diesen Satz auch gut verstehen und erkennen, dass sie nun angesprochen werden. Wie können unsere Kinder in den Zusammenkünften das verstehen, was vorgelesen wird und sie angeht? Auch in Esra 10,1 waren die Kinder in einer ganz ernsten Angelegenheit dabei.

Praktische Fragen: Wer ist ein Kind? Ist ein 50-jähriger mit einem 80-jährigen Vater auch noch ein Kind im Sinne dieses Verses?

Nein; ein Kind im Sinne dieses Verses ist jemand, der noch im Haus der Eltern unter der Autorität der Eltern lebt. Tritt ein Kind selbst in die Beziehung einer eigenen Ehe ein, ist es im Sinne dieses Verses kein Kind mehr. Auch wenn es als Erwachsener aus dem Elternhaus auszieht und einen eigenen Lebensstand führt, dann ist es auch kein Kind mehr. Wenn diese Kindheitszeit zu Ende ist, dann ist auch dieses absolute Gebot des Gehorsams zu Ende. Wir können als Eltern dann noch gute Ratschläge geben, aber Kinder unterliegen nur solange der Erziehung ihrer Eltern, wie sie im elterlichen Haus sind. Und diesen Kindern gegenüber haben die Eltern Autorität, von Gott gegeben.

Wenn erwachsene Kinder noch im Haus der Eltern leben und das gegenseitige Vertrauen da ist, kann das auch gut sein. Genauso kann es auch gut sein, wenn ein erwachsenes Kind das elterliche Haus verlässt, obwohl es noch keine eigene Ehe eingeht. Wenn aber ein Erwachsener noch im Haus des Vaters lebt, wird er sich dem Willen des Vaters anpassen. Und wenn der Vater weise ist, wird er dem Kind keine Befehle erteilen. Extreme Positionen sind gefährlich. Wir werden dann immer zurückhaltender sein, ihnen Befehle zu erteilen, und sie erwachsen werden lassen, damit sie fähig werden, einen eigenen Hausstand zu gründen. Allerdings bleibt auch bestehen, dass die Hausordnung des Vaters immer gilt; aber das ist nicht das Gleiche wie befehlen.

Wie lange haben Eltern Autorität über ihre Kinder, wenn diese auch als Erwachsene noch im Elternhaus wohnen? Wir müssen bei diesen Fragen unterscheiden zwischen dem Gehorchen der Eltern und dem Ehren der Eltern. Das Ehren der Eltern gilt lebenslang und sogar über den Heimgang der Eltern hinaus. Das Gehorchen bezieht sich auf die Zeit, wo die Kinder noch die Füße unter Vaters Tisch stecken, d.h. in dem direkten Verantwortungsbereich der Eltern leben. Wenn sie danach aber noch ihre Eltern ehren, werden sie nie einen ernstgemeinten geistlichen Rat des Vaters in den Wind schlagen. Und auf dieser Ebene ist auch moralische Autorität eines Großvaters da (1. Mo 18,19), gerade auch auf den Weg, den er gehen will. Wir sollten nicht zu schnell resignieren und sagen: wir können nichts mehr machen, da hilft nur noch beten! Die Verantwortung der Eltern, ihre Kinder in richtungweisender Art auf den Weg hinzuweisen, hört nie auf. Auch unsere Enkel sollen erkennen, welcher Weg uns als Großväter wichtig ist. Es ist ein großer Segen, wenn eine feste Haltung der Väter und Großväter in Bezug auf den gemeinsamen Weg da ist – nicht nur im Reden, sondern im Handeln. Die Kinder merken, ob uns der Platz des Zusammenkommens wichtig ist, oder ob wir leichtfertig mal von diesem Platz fernbleiben; sie spüren sehr gut, welche Priorität dieser Platz in unserem Leben hat.

Wir können bei dieser Frage nicht so einfach Schnitte machen und sagen, dass es bei einem bestimmten Zeitpunkt mit der Autorität der Eltern vorbei ist, weil sie aus dem Haus sind. Die Autorität der Eltern hört nicht auf, aber sie verändert ihren Charakter. Heranwachsende Kinder sollen nach Eph 6,4 aufgezogen werden, und wir müssen ihnen ihrem Alter entsprechend begegnen. Kinder hören nicht nur, was wir sagen, sondern sie merken auch, was wir denken, sie erkennen unsere Haltung. Manchmal sagt ein Kind zum Vater: Immer, wenn du nichts gesagt hast, habe ich gemerkt, dass du nicht einverstanden warst. Es muss also alles eine natürliche Entwicklung haben und schon bevor sie das Haus verlassen mit Vernunft und Weisheit mit ihnen umgegangen werden ihrem Alter und ihrer Art entsprechend (Spr 22,6). Man kann nicht jedes Kind gleich behandeln, aber dennoch muss man gerecht sein.

Aber in dem Moment, wo zwei junge Leute heiraten, ist eine neue Einheit entstanden. Da ist dann der junge Mann das Haupt der neuen Familie, und nicht mehr sein Vater. Es ist außerordentlich gefährlich, wenn Eltern in die Verhältnisse ihrer längst verheirateten Kinder noch Einfluss nehmen, vielleicht sogar befehlen wollen. Für Gott ist in diesem Augenblick eine neue Einheit entstanden. Es geht uns dann nichts mehr an, was für Haushaltsgegenstände sie sich anschaffen oder wie sie ihren Garten bepflanzen. Ist man als Eltern nicht auch froh, wenn man die Kinder in ihre eigene Verantwortung entlassen kann?

Wir müssen auch nicht unseren kleinsten Kindern erklären, warum wir dieses oder jenes von ihnen verlangen. Natürlich ist es gut, wenn wir älteren Kindern Erklärungen abgeben; aber wir haben das Recht zu gebieten und das Kind hat schlichtweg zu gehorchen. Bruder Darby hat einmal gesagt: „Unterwürfigkeit und Gehorsam sind die heilenden Prinzipien der Menschheit, und an deren Missachtung hat sich die Sünde entzündet, und an deren Beachtung (im 1000-jährigen Reich) wird die Erde heilen“. Kinder, die gehorchen, werden es im Leben leichter haben. Ein Schreiber vor ungefähr 150 Jahren hat einmal gesagt: „Wenn heute ganze Wogen der Gesetzlosigkeit über den Erdball rollen, dann deswegen, weil die Kinder nie gelernt haben zu gehorchen“.

In diesem Vers 20 liegt der Nachdruck bei den Eltern, in Vers 21 bei den Vätern. Der Gehorsam der Kinder wird nicht nur im Blick auf die Väter gefordert, sondern auch gegenüber den Müttern. Vater und Mutter müssen sich unbedingt einig sein in den Fragen der Erziehung, auch wenn der Vater oft nicht zu Hause ist. Kinder finden sehr schnell heraus, wenn es da Unterschiede gibt, und sie nutzen das für sich aus. Wir müssen auch in unseren Familien darauf achten, dass unsere Kinder den Müttern genaus gehorchen, wie den Vätern. Vater und Mutter sind selbstverständlich vorausgesetzt eine Autorität für die Kinder. Wir sollten unbedingt die Autorität der Mütter in den Familien stärken. Sie sind den ganzen Tag mit den Kindern zusammen, sie tragen die zeitliche Hauptlast der Erziehung. Wenn ich als Vater mal mit einer Anordnung der Mutter gegenüber den Kindern wegen einer Nebensächlichkeit nicht ganz einverstanden bin, darf ich das nicht in Gegenwart der Kinder aussprechen, sonst würde ich die Autorität der Mutter in der Familie angreifen. Damit Kinder gehorchen können, müssen sie konkrete Anweisungen und Befehle bekommen.

Fragen der Erziehung berühren in unserer Zeit ein sehr schwieriges gesellschaftliches und gesetzliches Umfeld. Im Blick auf körperliche Zucht müssen wir deshalb auch Vorsicht walten lassen, auch wenn wir aus Gottes Wort wissen, dass sie nach Seinen Gedanken ist. Wir müssen darauf achten, dass bei unseren Kindern z.B. beim Sport-Unterricht oder beim Arzt nicht irgendwelche Spuren körperlicher Zucht an ihrem Körper zu sehen sind. Wir sollen Zucht ausüben, aber sie muss ein gottgemäßes Maß haben und kein Übermaß. Wir leben in einem Umfeld, wo wir gerade auch in dieser Hinsicht sehr aufmerksam beobachtet werden, und wo wir deshalb in Gottesfurcht aber auch in Weisheit unsere Kinder erziehen wollen. Wir können zwar die Grundsätze aus der Schrift nicht aufgeben, aber wir müssen heute den Umständen entsprechend sie anwenden.

„Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Vers 21)

Wir Väter haben auch die Verantwortung, unsere Kinder in Unterwürfigkeit zu halten (1. Tim 3,4); wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Kinder auch gehorchen. Was bedeutet es dann, sie nicht zu reizen? Der Nachsatz macht deutlich, dass wir sie nicht überfordern sollen. Wie machen wir Väter unsere Autorität geltend? Wir dürfen von unseren Kindern nichts verlangen, was sie noch nicht können, sonst werden sie mutlos und das Vertrauensverhältnis zum Kind zerbricht, und dann ist die Gefahr groß, dass sie Zuflucht nehmen zur Welt. Der Ausdruck, dass sie mutlos werden, zeigt, dass sie willens waren, das Rechte zu tun, aber sie wurden mutlos gemacht. Dieser Vers ist also eine eindeutige Warnung an uns Väter, dass wir keine überzogene Forderungen, unerreichbare Ziele, an unsere Kinder stellen. Es besteht immer die Gefahr, dass wir das Alter der Kinder nicht berücksichtigen oder auch ihre unterschiedliche Art, die sie haben. Selbst bei Zwillingen kann es sein, dass wir ihnen unterschiedliche Lasten auflegen, weil sie von ihrer Art her unterschiedlich sind.

Wir können unsere Kinder aber auch dadurch reizen, wenn wir als Väter unbeherrscht sind, wenn wir zornig sind, wenn wir ungeduldig sind, wenn wir unserer Frust aus der Arbeit am Abend nicht nur an unserer Frau sondern auch an unseren Kindern auslassen. Und wenn wir mehrere Kinder haben, müssen wir Kinder gerecht behandeln, dürfen nicht das eine dem anderen vorziehen. Und eine große Gefahr für uns Väter ist auch, dass wir unsere Kinder ironisch behandeln. Kleinere Kinder können Ironie nicht verstehen und nicht vertragen. Auch ein ständiges Nörgeln und Kritisieren führt bei den Kindern zu Mutlosigkeit. Und wenn sie mal Fehler gemacht haben, lassen wir uns schnell auch mal dazu verleiten, unseren Kindern die Bekehrung abzusprechen: „Und so was will bekehrt sein…“! Davor müssen wir eindringlich warnen. Lasst uns unseren Kindern nie die Bekehrung absprechen, es könnte ihr Abschied vom Elternhaus sein. Dann dürfen wir in unseren Kindern auch nicht das suchen, was wir selbst nicht erreicht haben. Wir müssen unseren Kindern auch mal Ermunterungen geben, ihnen Anerkennung zollen für das, was sie gut gemacht haben. Oft sind wir mit Kritik schnell dabei, aber wenn es was zu loben gibt, schweigen wir. Kommunikation mit Kindern beinhaltet: Lob, Lob und nochmal Lob, dann Ermutigung, dann Berichtigung, Tadel, Ermahnung, Warnung, Belehrung, Gebet, Züchtigung nach den Prinzipien der Bibel, besonnen, zum richtigen Zeitpunkt, maßvoll, kontrolliert.

Es ist sicher nicht falsch, wenn Väter sich bei ihren Kindern entschuldigen, wenn sie mal einen Fehler gemacht haben. Wir Väter neigen dazu, ein Kind entweder ungerecht zu bestrafen oder unnötig zu bestrafen. Wir sollten lieber mal einen Kratzer an unserem Auto ertragen, den das Kind aus Versehen gemacht hat, als einen Kratzer an der Seele unseres Kindes. Unsere Kinder haben eine sehr empfindliche Seele, und was sie in ihren jungen Jahren im Elternhaus erfahren haben, tragen sie durch ihr ganzes Leben. Der ideale Vater ist der, der seine Autorität und seine Güte harmonisch miteinander zu verbinden weiß! Der Herr schenke uns Gnade, Väter zu sein – Ernährer und Beschützer unserer Kinder!

Wir dürfen nie, wenn wir gewisse Fehlentwicklungen bei anderen Kindern sehen, Rückschlüsse ziehen auf die Art der Erziehung der Eltern! Bei uns selbst können wir das tun, aber bei anderen sollten wir da sehr sehr vorsichtig sein. Vor vielen Jahren ist auf einer Konferenz zu 1. Mo 18,19 mal gesagt worden, dass Abraham auch einen Ismael hatte. Und dann ist dazu Jes 1,2 gelesen worden, wo Gott sagt: „Ich habe Kinder großgezogen und auferzogen, und sie sind von mir abgefallen“. Hatte Gott Fehler gemacht in der Erziehung Seines irdischen Volkes? Niemals! Und doch sind die Kinder von Ihm abgefallen.

Natürlich darf das Gebet in der Erziehung der Kinder nicht fehlen, wenn es auch weder in Eph 6 noch hier in Kol 3 erwähnt wird. Aber Klgl 2,19 macht deutlich, dass das Gebet für unsere Kinder unverzichtbar ist. Erziehen und befehlen ist eine Sache, aber das Gebet darf nicht fehlen.

Empfinden wir bei all dem, dass es wohl keine schwierigere Aufgabe für uns gibt, als Kinder zu erziehen? Wir müssen unser tausendfaches Versagen bekennen. Wir Väter haben 100% Verantwortung, aber wenn es gut gegangen ist, dann war es 100% Gnade!

„Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend“ (Vers 22)

Jetzt kommt der Heilige Geist auf diese beklagenswerten Sklaven zu sprechen. Und Er gebraucht die meisten Worte gerade für die, die am untersten Ende der Skala stehen. Es ist sehr erquickend, dass Er gerade für diese Knechte eine besondere Sorgfalt entwickelt. Wobei die Gefahr bestand, dass man gerade das machte, wovor hier gewarnt wird. Gerade Onesimus war von Kolossä geflohen (Vers 9 i.V.m. Phlm-Brief), ein aktueller Zustand, der auch manche Worte des Apostels Paulus hier erklärt.

Ebenso wie bei den Kindern wird auch hier bei den Knechten gesagt, dass sie in allem gehorchen sollen. Weder die Kinder noch die Knechte haben einschränkende Überlegungen anzustellen, ob das jetzt zu tun sei oder nicht, sie sollen ihren Herren in allem gehorchen. Ob diese nun gläubig sind oder ungläubig, spielt dabei keine Rolle. Und sie sollten ihren Dienst nicht in einer Schein-Demut verrichten, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend.

Hier wird jetzt tatsächlich viermal hintereinander der Herr genannt, und das nicht nur als Ausdruck der Autorität. Er möchte ihnen damit auch vorstellen, dass, so absolut niedrig auch ihr Dienst sein mochte, dieser Dienst doch letztlich dem Herrn Jesus galt. Wenn sie gottesfürchtig waren, dann war ihr Dienst, den sie tun durften, direkt für den Herrn! Ist das nicht eine gewaltige Ermunterung? Wir dürfen das heute auf unsere Beschäftigungsverhältnisse in Abhängigkeit anwenden; egal, in welcher Position wir uns befinden, wir dienen darin direkt dem Herrn. Das gibt dem Herzen einen tiefen Frieden! Und wir werden noch sehen, dass die Belohnung dafür jede Verhältnismäßigkeit sprengt. An der untersten Stelle stehend dürfen wir dem Herrn Christus dienen. Welch eine Ermutigung.

Wir wollen für unser heutiges Berufsleben daraus lernen, dass wir nicht suchen, durch äußere Bücklinge Eindruck zu machen, sondern wirklich dienen. Nicht, weil die Chefs so angenehm sind. Selbst wenn sie unangenehm sind, muss man lernen, dass man dem Herrn Christus dient, und geht dann trotzdem glücklich nach Hause.

Dieses Sklaventum wurde nicht durch das Christentum beseitigt. Das System an sich ist sehr menschenverachtend und demütigend. Gott benutzt aber das Christentum nicht zur Veränderung sozialer Umstände, auch nicht wenn sie böse sind. Aber Er möchte uns in diesen Umständen verändern und lehrt uns, wie wir inmitten dieser schwierigen Umstände Christus offenbaren sollen. Heute gibt es Gewerkschaften, Verteidigung der Rechte usw. Ist uns eigentlich bewusst, dass wir in einer Gewerkschaft nichts verloren haben, weder auf der Arbeitgeber-Seite noch auf der Arbeitnehmer-Seite? Heute spricht da kaum noch jemand darüber, aber es ist eine verkehrte Verbindung mit Ungläubigen.

Einfalt des Herzens bedeutet, dass wir die Arbeit gradlinig tun, so wie sie uns aufgetragen worden ist, ohne Nebengedanken, ohne Taktieren, ohne den Hintergedanken, dadurch Vorteile zu erlangen oder einen anderen damit ausstechen zu können.

„Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus“ (Vers 23+24)

Was das Arbeiten grundsätzlich betrifft, so kann man in der Geschichte der Menschheit drei verschiedene Phasen unterscheiden, in denen Arbeit geschah. Zunächst hat Adam vor dem Sündenfall den Auftrag bekommen, den Garten zu bebauen und zu bewahren und er sollte den Tieren Namen geben. Das war Arbeit mit den Händen und Arbeit mit dem Kopf. Dann ist die Arbeit durch den Sündenfall betroffen worden, und der Mensch muss seitdem im Schweiß seines Angesichts sein Brot essen. Und nach dem Fall Noahs und der Sünde Hams nach der Flut gibt es Knechte und Herren. Und auch auf christlichem Boden wünscht der Herr, dass wir arbeiten. „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll auch nicht essen“ (2. Thes 3,10).

Es fällt uns vielleicht nicht schwer, die Arbeit gut zu tun, wenn die Umstände gut sind, wenn wir angenehme Vorgesetzte haben, wenn die Arbeit anspruchsvoll ist nach unseren Vorstellungen. Aber was auch die Aufgabe sein mag, ob sie niedrig und anspruchslos und verachtet ist, ob sie mir liegt oder nicht, wir sollen sie von Herzen arbeiten. Der Gehorsam entscheidet sich in unseren Herzen, die Ausrichtiung unserer Arbeit entscheidet sich in unseren Herzen.

Je tiefer die Position eines Gläubigen ist, umso mehr erinnert Gott ihn an seinen geistlichen Adel! Man trifft auch heute noch solche an, die auf tiefster Stufe stehend in Gottesfurcht dem Herrn dienen, und das ist geistlicher Adel. Das ist die Stoßrichtung dieses Abschnittes, und für uns bedeutet es, dass die Ausübung eines ganz normalen Berufes von Gott geadelt wird. In Tit 2,10 wird gerade von den Knechten gesagt, dass sie durch ihr treues Verhalten die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren können in allem. Welch eine Auszeichnung von Seiten Gottes für die, die da ganz unten in der Skala standen. 1. Pet 2,18–20 zeigt uns, dass ein geziemendes Verhalten selbst in diesen ungerechten Verhältnissen wohlgefällig vor Gott ist, und dann wird auf das große Beispiel des Herrn selbst hingewiesen.

Vielleicht haben wir auch manchmal in unserem Beruf den Gedanken, dass wir lieber dem Herrn mehr in Seinem Werk dienen würden. Dieser Vers zeigt, dass auch die Ausübung unseres Berufes – auch wenn wir uns fragen, ob wir da überhaupt nützlich sind – ein Dienst für den Herrn ist. Das genügt, um unsere Herzen zufrieden zu stellen, denn damit wird die Ausübung eines selbst ganz einfachen Berufes geadelt.

Das viermalige Erwähnen des Namens des Herrn bei den Knechten steht in vier verschiedenen Verbindungen. Zuerst („den Herrn fürchtend“) steht Er in Verbindung mit der Gottesfurcht, d.h. man tut seine Arbeit mit dem Gedanken, nichts dabei gegen Seinen Willen zu tun, man fürchtet sich, etwas zu tun, was Er nicht gutheißen kann. Das zweite Erwähnen steht in Verbindung mit unserer Motivation („als dem Herrn“); der Antrieb dafür, unsere Arbeit zu tun, ist der Herr. Dann haben wir drittens die Vergeltung vom Herrn; Er nimmt das nicht einfach nur so zur Kenntnis, sondern es wird einmal Lohn geben von Ihm, Er wird uns einmal eine Antwort darauf geben. Und der vierte Punkt („ihr dient dem Herrn Christus“) stellt unsere Beziehung vor; wir haben nicht nur den Herrn als Motivation für unsere Arbeit, sondern wir tun sie auch, weil wir in einer Beziehung zu Ihm leben, unser Herz schlägt dabei für Ihn.

Wir können diese Verhältnisse, die wir bis hier betrachtet haben, in Verbindung bringen mit dem Herrn selbst. In allen diesen Beziehungen ist letztlich Er der vollkommene Maßstab. Wenn es um die Liebe der Männer geht, haben wir gesehen, wie Er in Liebe Seine Versammlung nährt und pflegt; wenn es um die Kinder geht, war Er Seinen irdischen Eltern absolut untertan; und wenn wir hier die Knechte haben, dann denken wir an Ihn, der gekommen war, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen.

Es mag sein, dass jemand, der sich in einer abhängigen Stellung befindet und seinem Herrn treu dient, keinerlei Anerkennung findet. Dann ist es doch ein sehr schöner Trost, dass der Herr Christus einmal solchen die Vergeltung geben würde. Die Anerkennung wird von dem Herrn kommen, auch wenn irdische Chefs das unterlassen. Der Dienst von den niedrigsten Sklaven ist das Niedrigste, was es überhaupt gibt. Und der Herr ist so gütig und sagt: „Ich nehme das von dir an als für mich geschehen“. Und dann liegt die Vergeltung des Herrn in dem Empfangen des Erbes. Und das ist unverhältnismäßig! Es ist nicht wichtig, ob man treu ist in großen und erhabenen Stellungen oder in der denkbar niedrigsten Stellung, wenn man treu war, dann bekommt man diese wunderbaren Worte des Herrn: „Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,23). Welch eine unvergleichliche Belohnung! Abgesehen davon, dass der Herr uns ja noch geholfen hat, all die Dinge zu ertragen, in denen wir waren – dass Er es dann noch belohnt, und sogar so übermäßig belohnt, das kann nur Seine Gnade.

Bei diesem Lohn gibt es drei Punkte: Erstens das Lob aus dem Mund des Herrn („Wohl du guter und treuer Knecht“). Zweitens folgt dann die gerechte Belohnung („über vieles werde ich dich setzen“); und dann drittens als das Höchste das Eingehen in die Gegenwart unseres Herrn. Wenn ich einmal vor meinem Herrn stehen werde, wird Er dann wohl schweigen müssen, weil ich nicht treu war? Haben wir Sehnsucht danach, dass unser Heiland zu mir ganz persönlich sagt: „Wohl du guter und treuer Knecht“? Ist das nicht auch ein Ansporn für uns, dem Herrn treu zu sein, um einmal aus Seinem Mund das Lob zu hören?!

Die Vergeltung des Erbes gab diesen bedauernswerten Knechten doch den Ausblick, dass sie jetzt zwar unterdrückt sein mochten, dass aber bald die Zeit kommen wird, wo sie herrschen werden. Wenn es sich um unseren ewigen Platz im Vaterhaus handelt, ist niemals von Lohn oder Vergeltung die Rede. Alles, was wir dort haben, ist das Ergebnis nur der Gnade Gottes. Aber wenn es sich um Lohn oder Lob oder Vergeltung handelt, dann müssen wir an unser Teil im 1000-jährigen Reich denken und an den Richterstuhl des Christus. Dort wird unser Leben beurteilt, und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott (1. Kor 4,5). Eine Vergeltung schon hier auf der Erde können wir ausschließen. Es besteht eine Beziehung zwischen unserem jetzigen Leben und dem 1000-jährigen Reich. In aller Öffentlichkeit werden diese verachteten Sklaven ihre Vergeltung von dem Herrn empfangen.

Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Dinge, die der Herr als Belohnung schenkt, weitergehen werden, als nur die 1000 Jahre. In dem, was Er uns schenkt, liegt ein Hauch von Ewigkeit (Off 22,5), es mag sein, dass das eine oder andere hinübergeht in die Ewigkeit. Die Billigung, die Anerkennung und Wertschätzung des Herrn wird ewige Dauer haben. Der Unterschied liegt vielleicht nicht so sehr zwischen 1000-jährigem Reich und ewigem Zustand, sondern zwischen dem Vaterhaus und der neuen Schöpfung. Wenn wir entrückt werden, kommen wir in die Herrlichkeit unseres Gottes und unseres Herrn. Für uns hat damit die Zeit aufgehört. Auf der Erde werden dann noch Zeitperioden kommen, aber in dem Moment, wo wir in den Himmel eintreten, ist das für uns die Ewigkeit. Und das ist die Freude meines Herrn. Natürlich gibt es auf der Erde dann das Reich und wir werden daran teilhaben und vom Herrn nach Seinen Gedanken benutzt werden; aber die Tatsache, dass wir droben sind, bedeutet für uns, dass die Zeit vorüber ist, dass zeitlose Segnungen beginnen.

Der Herr Christus ist ein Titel, der eine besondere Anerkennung Seiner immensen Autorität darstellt (vgl. Röm 16,18; Apg 2,36), aber auch Beziehung ausdrückt. Welch ein Glück musste es für die Sklaven bedeuten, dass sie dem Herrn Christus dienten, dem, der wirklich ihr eigener Herr war, der aber auch in ihnen wohnte, auch in diesen armen Sklaven (Kol 1,27). Er war für sie nicht nur der Herr, sondern weit mehr. Dieser Ausdruck ist eine Koppelung von Autorität und Beziehung.

„Denn wer unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; und da ist kein Ansehen der Person“ (Vers 25)

Die gläubigen Sklaven sollten ihren Herren in der rechten Gottesfurcht dienen. Er lässt es nicht zu, dass sie meinen könnten, ein gläubiger Sklave hätte vielleicht besondere Vorrechte. Nein, er hat das zu tun, was hier steht. Und wenn es solche Sklaven gäbe, die ihre Stellung nicht so ausfüllten, wie Gott es wollte, dann ist das Unrecht. Und dann folgt der Hinweis auf den Richterstuhl des Christus in 2. Kor 5,10. Auch die Knechte werden empfangen, was sie in dem Leib getan haben.

Der Gegensatz von Unrecht-Tun ist nicht einfach nur das Tun dessen, was Recht ist, sondern mehr noch dem Herrn Christus dienen. Es ist eine Warnung an den gläubigen Arbeitnehmer, das vielleicht empfangene Unrecht selbst vergelten zu wollen. Wenn der Arbeitgeber Unrecht bei einem Untergeben sieht, dann soll er das dem Herrn überlassen.

Dieser Vers ist ein Grundsatz, der seine Vollendung sicher am Richterstuhl findet. Haben wir aber nicht auch erlebt, dass das Unrecht, das wir getan haben, auch heute schon auf uns zurückkommt? Es ist ein Grundsatz Gottes: „Was irgend ein Mensch sät, wird er ernten“ (Gal 6,7). Es wäre für uns als Christen sehr beschämend, wenn wir Unrecht getan haben, und dieses Unrecht offenbar wird, vielleicht sogar vor Weltmenschen. Es sollte sich tief in unser Gewissen einprägen, dass Unrecht nicht passt zu einem Sklaven, der dem Herrn Christus dient.

Kein Ansehen der Person wird allgemein so verstanden, dass es sich auf solche bezieht, die in hoher Stellung sich befinden, dass sie sich nicht zurückziehen können auf die hohe Stellung, in der sie sich befinden, in der Hoffnung, dass sie dadurch besser beurteilt würden. Und in Eph 6,9 wird dieses gleiche Wort tatsächlich im Blick auf die Herren gesagt. Aber hier bezieht es sich auf diese Sklaven, die nicht ihren Dienst nach den Gedanken Gottes versehen haben. Es könnte sein, dass ein Sklave meint, dass er so unbedeutend ist, dass er nur eine so niedrige Stellung in der Gesellschaft bekleidet, dass es bei ihm egal sei, wie er seinen niedrigen und verachteten Dienst ausübt. Aber Gott sagt auch diesen Sklaven, dass es bei Ihm kein Ansehen der Person gibt. Sie können sich nicht zurückziehen auf die Unbedeutendheit ihres Dienstes oder ihrer Person. Ob man hoch steht oder niedrig, bei Gott ist kein Ansehen der Person (vgl. 3. Mo 19,15; 1. Pet 1,17)!