„Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat; und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt – du bist das Haupt von Gold.“ (Vers 37–38)

Jeremia, Hesekiel und Daniel haben ungefähr in der gleichen Zeit geweissagt; Jeremia und Hesekiel kurz vor dem Fall und während der Wegführung Judas, und Daniel ab der babylonischen Gefangenschaft bis zur Wiederherstellung am Ende der 70-jährigen Gefangenschaft. Es gibt ganz erhebliche Überschneidungen der Dienstzeiten dieser drei Prophe-ten, nicht aber ihrer Weissagungen. Denn Jeremia und Hesekiel beschäftigen sich in erster Linie mit dem Volk Gottes während dieser Zeit, während Daniel mehr den Schwerpunkt darauf legt, dass Israel beiseite gesetzt ist und die Zeiten der Nationen begonnen haben.

Wir fragen uns vielleicht, warum die Beschreibung dieser vier Weltreiche in diesem Traum mit dem babylonischen Reich beginnt, denn davor bestand doch schon das assyrische Weltreich. Nach menschlicher Geschichtsschreibung ist das sicherlich so, aber wenn Gott Seine Weltgeschichte beschreibt, dann immer so, wie Sein irdisches Volk davon be-troffen ist. Sicher war der König von Assyrien ein gewaltiger Herrscher seiner Zeit, und er zog zur Zeit Hiskias gegen Juda herauf (Jes 36 + 37), aber er hat Jerusalem nie besiegt, die Zeiten der Nationen hatten noch nicht begonnen. Erst später Nebukadnezar hat die Stadt Jerusalem und den Tempel zerstört, und Hesekiel beschreibt in diesem Zusammen-hang sehr eindringlich, wie Gott die Herrlichkeit Seiner Gegenwart aus Jerusalem entfernt (Hes 8,4; 9,3; 10,4.18+19; 11,23) und sich außerhalb Jerusalems hingestellt hat.

Damit hat Gott selbst gewissermaßen den Weg frei gemacht, dass Nebukadnezar diesen nun von Gott nicht mehr be-wohnten Tempel zerstören konnte. Die Gegenwart Gottes konnte an dem Ort, den Er sich selbst als Wohnort erwählt hatte, nicht mehr bestehen. Nachdem Gott nun nicht mehr von Jerusalem aus regierte, hat Er selbst diesen Mann, Ne-bukadnezar, als das Haupt von Gold eingesetzt. Von den dann folgenden drei Weltreichen lesen wir das nicht mehr, die-se Königreiche sind nicht mehr direkt von Gott selbst eingesetzt worden.

Gott setzt jetzt auf der Erde einen Menschen zum Regenten ein. Dass Nebukadnezar das Haupt von Gold war, weist da-rauf hin, dass er seine Macht und Größe von Gott selbst erhalten hatte. Aber es erstreckt sich nicht nur auf die Person Nebukadnezars, sondern auch auf seine Söhne; in Jer 27,7 werden praktisch die drei Generationen des babylonischen Weltreiches zusammengefasst, die alle unter dem Begriff Haupt von Gold fungieren. Der erste Sohn als Nachfolger Ne-bukadnezars war Ewil-Merodak (2. Kön 25,27), und dessen Sohn ist dann Belsazar als der letzte König des babyloni-schen Reiches. Gold ist in der Bibel ein Bild der göttlichen Herrlichkeit. Bei der Schilderung des Traumes in Vers 32 war noch von feinem Gold die Rede; feines Gold, oder wie bei den Geräten des Heiligtums in der Stiftshütte reines Gold spricht eigentlich immer von dem Herrn Jesus. Gott hat einen gewissen Abglanz von dem, was Er selbst ist, auf Nebukadnezar gelegt (vgl. Jer 51,7); auch hatte Er vollkommene Absichten, die aber von Nebukadnezar überhaupt nicht verwirklicht wurden. Dieser hat sich als völlig unwürdig erwiesen. Und es ist dabei von Bedeutung, dass Gott in diesem gleichen Augenblick auch schon deutlich gemacht hat, dass sein Reich begrenzt sein würde, dass es nur für eine Zeit bestehen würde, denn Er hat in diesem Traum schon das nachfolgende Reich bestimmt, wovon Daniel später dem König Belsazar sogar wörtlich voraussagte, dass es Persien sein würde (Dan 5,26–28).

Daniel nennt Nebukadnezar hier König der Könige, ein Titel, den Gott in Hes 26,7 selbst auch für diesen König ver-wendet. Er ist der einzige Mensch, der diesen Titel von Gott bekommt. König der Könige bedeutet, dass Nebukadnezar nicht nur Regent über sein eigenes Land sein, sondern auch über Könige anderer Länder regieren würde. Er hatte die Oberherrschaft über verschiedene andere Nationen und auch Gewalt, unantastbare Autorität. Aber Nebukadnezar war nur ein König der Könige, der König der Könige ist der Herr Jesus (1. Tim 6,15; Off 19,16).

Worüber wurde Nebukadnezar von Gott gesetzt? Es gibt dabei eine gewisse Parallelität zu der Herrschaft, die Gott dem ersten Menschen übertragen hat (1. Mo 1,26), ausgenommen die Fische des Meeres. In diesem Sinn war seine Herr-schaft begrenzter als die Adams, aber Nebukadnezar hatte auch Macht über Menschen (Dan 5,18+19), in diesem Sinn war seine Herrschaft weiter als die Adams. Einen solchen Herrscher hat es wohl nie wieder auf der Erde gegeben! Wenn wir das aber einmal mit der Herrschaft des Sohnes des Menschen vergleichen, sehen wir aber einen ganz deutli-chen Unterschied (Ps 8,7–9). Seine Machtfülle geht weit über das hinaus, was Menschen je an Macht besessen haben, und Sein Reich wird ewigen Bestand haben.

„Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, geringer als du; und ein anderes, drittes Königreich, aus Kupfer, das über die ganze Erde herrschen wird.“ (Vers 39)

Furchtlos tritt dieser junge Daniel vor den mächtigsten Herrscher hin und kündigt ihm mit den Worten „nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen“ unumwunden die Tatsache an, dass sein Reich nur für eine Zeit bestehen würde. In Jer 25,11+12 hatte Gott schon deutlich gemacht, dass das Reich Nebukadnezars nur 70 Jahre dauern würde. Diese Zeit ist die Dauer der Gefangenschaft der Juden, aber es ist zugleich auch das Ende des Reiches der Babylonier. Und auch Jesaja hatte schon über 100 Jahre früher das Ende dieses babylonischen Reiches durch die Meder vorhergesagt (Jes 13,1+17; auch Jer 51,1+11). Gott hat alles in Seiner Hand, Er verkündigt das Ende von Anfang an (Jes 46,10).

Dieses Haupt von Gold wird also durch ein nächstes Weltreich abgelöst. Es ist das medo-persische Reich (Dan 8,20); die beiden Arme stehen dabei für Medien und Persien, die zusammen dieses Weltreich bildeten und ungefähr 538 v.Chr. das babylonische Weltreich ablöste. Es waren also nicht zwei verschiedene Reiche, sondern die Perser hatten die Meder erobert und waren mit ihnen eine Art Allianz eingegangen, so dass im Buch Daniel auch von zwei Fürsten dieses Reiches die Rede ist: Kores, der Perser, und Darius, der Meder. Die Gesetze in diesem medo-persischen Reich werden ja auch die Gesetze der Meder und Perser genannt (Dan 6,13+16). Dieses zweite Reich würde geringer sein als das ba-bylonische Weltreich. Das Silber ist in seinem Wert geringer als das Gold. Aber das bezieht sich weder auf die Größe noch auf die Zeitdauer des medo-persischen Reiches, denn unter diesen Aspekten war es ausgedehnter als das babyloni-sche Reich. Geringer ist das medo-persische Reich im Blick auf die Regierungsform, auf die Machtausübung und Machtposition seines Herrschers. Kores hatte schon nicht mehr diese absolutistische Macht wie Nebukadnezar sie be-saß; er konnte z.B. seine eigenen Befehle nicht mehr aufheben und war den Gesetzen selbst unterworfen.

Gott hatte den Nebukadnezar benutzt, um Sein irdisches Volk zu richten und Jerusalem und den Tempel zu zerstören; und Er benutzt jetzt Kores, der einerseits das babylonische Weltreich vernichtete, aber andererseits auch den Befehl zu gab, dass der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut werden sollte. Gott hält zu allen Zeiten alle Dinge in Seiner Hand!

Das dritte Königreich ist dann das griechische Weltreich (Dan 8,21), das etwa 336 v.Chr. das medo-persische Reich ab-löste. Gottes Wort sagt das wieder ganz genau voraus, und es bleibt absolut nicht unseren menschlichen Vermutungen überlassen, wer damit gemeint sein könnte. Auch Dan 11,2–4 zeigt diese Abfolge deutlich auf; der vierte König aus Vers 2 ist der Ahasveros des medo-persischen Reiches aus dem Buch Esther, der tapfere König aus Vers 3 ist Alexand-er der Große von Griechenland. Mit diesem griechischen Weltreich setzt sich die Degeneration der Machtausübung üb-rigens fort. Alexander der Große konnte nur mit Unterstützung und Zustimmung seiner Generäle regieren. Im römi-schen Weltreich wurde dann schon immer mehr die Stimme des Volkes befragt. Und jetzt, am Ende dieser Zeiten der Nationen, leben wir hier in unserem Land in einer Demokratie, in der laut Grundgesetz alle Macht vom Volk ausgeht. Man sieht also, dass die Regierungsformen sich immer weiter von dem entfernen, was Gott als Regierung haben wollte, dass sie immer geringer werden. Die Demokratie ist von dem, was Gott eigentlich will, am weitesten entfernt.

Auffallend ist, dass Daniel recht ausführlich über das erste Weltreich spricht, dass er ganz knapp nur das zweite und dritte Weltreich in einem Vers zusammenfasst, und dass er dann wieder in mehreren Versen ausführlicher über das rö-mische Weltreich spricht.

„Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen; ebenso wie das Eisen alles zer-malmt und zerschlägt, so wird es, wie das Eisen, das zertrümmert, alle diese zermalmen und zertrümmern“ (Vers 40)

Als der Kanon der Schriften des Alten Testamentes vollendet war, gab es noch keinen geschichtlichen Hinweis auf das dritte und das vierte Weltreich. Bis zum Abschluss des Alten Testamentes existierte Rom als wahrnehmbare Macht noch gar nicht. Der direkte Übergang des griechischen Reiches zum römischen Reich vollzog sich während der 400-jährigen Zeit des Schweigens zwischen Altem Testament und Neuem Testament. Die Geschichtsschreibung des Alten Testamentes schließt mit der Zeit des zweiten Weltreiches. Das römische Weltreich als das vierte hier in diesem Bild hat ungefähr 30 v.Chr. seinen Anfang genommen. In der Deutung des Traumes wird hier nicht mehr von den Schenkeln aus Eisen gesprochen (Vers 33). Es sind zwei Schenkel, was eine Anspielung auf das west-römische und das ost-römische Reich ist. Der riesige Komplex des römischen Reiches wurde 396 n.Chr. geteilt in einen West-Teil und einen Ost-Teil. Das ost-römische Reich hatte als Hauptstadt Konstantinopel, es ist 1453 erst zerstört worden und spielt keine Rolle mehr in der biblischen Prophetie. Wenn später von dem wiedererstandenen römischen Reich die Rede sein wird, ist damit immer das west-römische Reich gemeint. Das ost-römische Reich als solches ist nicht mehr existent.

Vers 40 bezieht sich zurück auf Vers 33 a, die erste große Phase dieses römischen Reiches. Das charakteristische We-sen dieses Reiches ist Grausamkeit, es zermalmt und zertrümmert alles; zwei Beispiele aus dem Neuen Testament ma-chen das deutlich: Pilatus hatte das Blut der Galiläer mit ihren Schlachtopfern vermischt (Lk 13,1), und es gibt keine grausamere Tötungsmethode als die Kreuzigung – und genau in diese Zeit mit seinem grausamsten Herrscher hinein ist der Herr Jesus Mensch geworden und hat diesen Kreuzestod erlitten! Schon zu der Zeit, als der Er geboren wurde, be-saß dieses römische Reich sehr ausgedehnte Macht und Umfang (vgl. Lk 2,1). An vielen weiteren Stellen des Neuen Testaments finden wir noch Hinweise darauf (z.B. Lk 3,1; 20,25; Joh 19,12+15). Aber wo ist nun dieses Reich heute? Es existiert tatsächlich nicht.

„Und dass du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast – es wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der Festigkeit des Eisens wird in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast. Und die Zehen der Füße, teils aus Eisen und teils aus Ton: Zum Teil wird das Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein. Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast – sie werden sich mit den Nachkommen der Menschen vermischen, aber sie werden nicht anei-nander haften: so wie sich Eisen nicht mit Ton vermischt“ (Vers 41–43)

Die Verse 41–43 beziehen sich dann zurück auf Vers 33b, wo es nicht mehr um das mittlerweile vergangene römische Reich geht, sondern um das wiedererstehende römische Reich, das auch heute noch zukünftig ist. Es wird zwar nicht ausdrücklich von zehn Zehen gesprochen, aber in diesem Bild von einer menschlichen Gestalt sind sie in den Füßen mit Zehen zumindest angedeutet. Off 13,1+2 zeigt uns den kommenden König des wiedererstehenden römischen Reiches. Dieser römische Fürst wird Gewalt vom Teufel (dem Drachen) bekommen. Diese Regierung ist die erste, die nicht von Gott ist, sie ist direkt vom Teufel; er hat zehn Hörner, was für zehn Königreiche steht, die dieses Tier aus dem Völker-meer beherrschen wird. Es wird also eine Konföderation aus zehn Staaten sein. Der römische Fürst wird mit großer Schnelligkeit diese zehn Staaten zusammenbringen. Wenn wir übrigens jetzt an die EWG denken, die einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt aus zehn Ländern bestand, dann würden wir die Prophetie erklären mit der Geschichte. Die Ver-träge, auf denen das vereinte Europa gegründet ist, heißen bis heute die römischen Verträge. Aber man muss sich doch die Frage stellen, was Europa eigentlich treibt, dass sie mit Gewalt eine einheitliche Währung haben müssen? Es gibt keine vernünftige ökonomische Notwendigkeit, eine einheitliche Währung für ganz Europa einzuführen. Es sind die Vorbereitungen unter der Wirksamkeit des Teufels für das bald wieder erstehende römische Reich. Der EU-Ratsvorsitzende Gaston Thorn aus Luxemburg hat schon vor ca. 30 Jahren in seiner Antrittsrede gesagt, dass seit dem Untergang des römischen Reiches Europa noch nie so nahe an einer Wiedererstehung dieses Reiches war, wie heute.

Das Haupt des wiedererstehenden römischen Reiches wird verglichen mit einem Leoparden, mit einem Bären und mit einem Löwen. Aus einem Vergleich mit der Beschreibung der Charaktere der ersten drei Reiche in Dan 7,3–6 sehen wir, dass dieser kommende Fürst alle Charakterzüge der vorhergehenden Reiche in sich vereinigen wird. Off 17,3 zeigt eine weitere nähere Beschreibung dieses Reiches, wobei die sieben Köpfe für sieben verschiedene Regierungs-formen stehen könnten, unter denen das römische Reich im Laufe der Zeit regiert wurde (Republik, Diktatur, Konsule, Kaiser usw.). Andererseits können sie auch als ein Hinweis auf die sieben Hügel Roms gedeutet werden.

Die zehn Hörner stehen auch hier wieder für die zehn Staaten dieses Reiches (Off 17,12). Und dann finden wir in Off 17,7+8 die Bestätigung dafür, dass das römische Reich erst noch wiedererstehen wird: Es „war“ (das beschreibt die Zeit des Reiches in der Vergangenheit zur Zeit des Herrn Jesus), „und ist nicht“ (in unserer gegenwärtigen Zeit be-steht es nicht), „und wird aus dem Abgrund heraufsteigen“ (aus heutiger Sicht in noch zukünftigen Tagen). Die zehn Könige dieses Reiches sind die Zehen der Füße aus Dan 2,41+42. Es zeigt den letzten Zustand des römischen Reiches. Und das Gericht Gottes wird an den Füßen dieses Reiches, also an seinem letzten Zustand auf der Erde beginnen. Off 19,19+20 zeigt uns dann dieses Gericht durch den aus dem Himmel kommenden Herrn Jesus. Es ist ein erschütternder Akt der Gerechtigkeit Gottes, wenn das Tier (der Fürst dieses römischen Reiches) und der falsche Prophet (der Anti-christ) persönlich in ihrem Körper in den Feuersee geworfen. Es sind die ersten Wesen, die in der Hölle sein werden – nicht der Teufel, sondern der falsche König und der falsche Prophet!

Diese letzte Phase des wiedererstandenen römischen Reiches wird die kürzeste Epoche dieser Zeiten der Nationen sein und seine Regierungsform wird durch Vermischung gekennzeichnet sein. Dreimal in diesen Versen ist von dieser Ver-mischung die Rede:
• zunächst nur die Füße und die Zehen (Vers 41); dabei geht es nicht um eine äußere Teilung, sondern um innere Vermischung. Eisen ist ein Element, und Ton (Lehm) ist an sich schon ein Gemisch aus Gesteinsmehl, das überhaupt keine Stabilität besitzt. Lehm ist ein absolut formbares Material ohne jede Festigkeit. Es sind Ele-mente der Machtzerstörung Roms.
• dann die Zehen der Füße (Vers 42); hier wird nicht die Teilung oder Vermischung an sich beschrieben, sondern die Festigkeit bzw. Instabilität dieser Materialien; es wird eine Vermischung von stark und zerbrechlich sein. Das Eisen als das starke Element ist die Monarchie in der Form einer absoluten Monarchie. Ein Monarch be-herrscht alle zehn Reiche. Die zehn Könige des Endes in diesem zukünftigen römischen Reich ist das Element, was dieses Reich schwächt, in diesem Bild der Ton. Diese Könige sind schwach, weil sie ihre Macht dem Tier geben werden. Sie werden nur durch die Macht Satans gebildet und zusammengehalten.
• die Vermischung mit den Nachkommen der Menschen (Vers 43); hier kommt die menschliche Schwäche zum Ausdruck. Lehm und Ton ist in der Bibel immer der Ausdruck der Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Elementes (2. Kor 4,7). Das menschliche Element ist so einflussreich, dass es die Regierungs-form als solche, die an sich von äußerer Gewalt gekennzeichnet ist, insgesamt schwächt. Das ist ein deutlicher Hinweis auf die negativen Auswüchse einer Demokratie. Gottes Regierungs-Ideal ist nicht Demokratie, son-dern Autokratie, und das wird im 1000-jährigen Reich vollkommen durch den Herrn Jesus ausgeübt werden. In einer Demokratie kommt es vor, dass ein Regierungsbeschluss (Eisen) durch menschliche Argumente und Ein-flüsse (Ton) zu Fall gebracht wird, siehe z.B. ganz aktuell das Geschehen um Stuttgart 21. Die Demokratie geht an sich selbst zugrunde, nichts ist zerbrechlicher als der Wille des Volkes. Allerdings wollen wir betonen, dass wir heute nicht in dieser Zeit des römischen Reiches leben.

„Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber in Ewigkeit bestehen: Weil du gesehen hast, dass sich von dem Berg ein Stein losriss ohne Hände und das Eisen, das Kupfer, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Der große Gott hat dem König kundgetan, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist gewiss und seine Deutung zuverlässig“ (Vers 44–45)

Das zweite sichtbare Kommen des Herrn Jesus wird in den Tagen dieser zehn Könige des wiedererstandenen römischen Reiches stattfinden, und Er wird diesem Reich ein Ende setzen. Von dem, der einst auf dieser Erde der Verworfene war, wird dann die vollkommene Regierungsgewalt ausgeübt. Wirklich herrschen wird nur der, der gehorchen konnte – Christus!

Frage: Gibt es denn dieses Reich Gottes nicht heute schon? Natürlich! In Lk 17,21 sagt der Herr Jesus selbst, dass das Reich Gottes – in Seiner Person – mitten unter ihnen ist. Aber das ist nicht das, was hier vorgestellt wird. Das Reich Gottes so wie wir es heute haben, ist ein Reich in einer verborgenen Form, wo der Herr dieses Reiches nicht öffentlich sichtbar in Macht und Herrlichkeit regiert. Daniel beschreibt also nicht das Reich Gottes in der verborgenen Form, wie wir es heute erleben, sondern hier geht es um das Reich Gottes in seiner öffentlichen Form, wie es der Herr Jesus nach Seinem zweiten Kommen auf dieser Erde gründen wird. Es wird Reich Gottes genannt, weil Gott der Ursprung dieser Herrschaft ist. Wenn es das Reich des Sohnes des Menschen genannt wird (Mt 13,41; 16,28), beschreibt es den, dem die Regierung in diesem Reich übergeben worden ist.

Von diesem 1000-jährigen Reich des Herrn Jesus werden hier verschiedene wertvolle Dinge gesagt:
• es wird in Ewigkeit nicht zerstört werden (vgl. Dan 7,14). Alle menschlichen Reiche haben dadurch ein Ende gefunden, dass sie zerstört worden sind. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft (Lk 1,33; Heb 1,6–8). Das Reich wird zwar nicht ewig währen, sondern nach 1000 Jahren ein Ende haben, aber es trägt auch gewisse Ewigkeits-Züge in sich, die weit über das 1000-jährige Reich hinausgehen und in anderer Form weiter beste-hen (2. Pet 1,11; Off 11,15; 21,5). Die Herrschaft Gottes durch das Lamm wird nicht mit dem Ende des 1000-jährigen Reiches aufhören. Es wird nicht zerstört werden, denn Er wird es Seinem Gott und Vater unbe-fleckt und unbeschädigt übergeben, nachdem Er alle Gott entgegenstehenden Elemente durch Seine Gerechtig-keit und Herrschaft unterdrückt und vernichtet und aus der Welt geschafft hat (1. Kor 15,24–28). Dieses Ende und dieses Übergeben an Seinen Gott und Vater, ist eine gewisse Bestätigung oder Qualitätssiegel Seiner voll-kommenen Regierung.


Frage: Können wir sagen, dass nach dem Ende des 1000-jährigen Reiches, wenn die neue Schöpfung, der ewige Zustand beginnt, nur noch Menschen auf der Erde sein werden, die sich in nichts mehr voneinander un-terscheiden (Gal 3,28)? In Off 21,2+3 müssen wir gut zwischen diesen beiden Versen unterscheiden. Im ewi-gen Zustand wird es nur noch zwei Gruppen von Menschen geben: die Versammlung (die heilige Stadt, das neue Jerusalem, die Braut); und mittels der Versammlung wohnt Gott dann bei den erlösten Menschen (sowohl die Gläubigen des AT als auch die Gläubigen nach der Entrückung; alle Erlösten, die nicht zur Versammlung gehören) auf der neuen Erde. Diese Menschen auf der neuen Erde sind geschlechtslos (Lk 20,35+36), und sie werden in einem Herrlichkeitsleib dort sein, nicht in einem normalen Körper. Der höchste Gedanke Gottes ist mit Seiner Versammlung verbunden, und Er wird sich ewig verherrlichen in dieser Versammlung (Eph 3,21).
• nach Vers 35 wird dieses Reich die ganze Erde erfüllen; es wird auch ein größeres Reich sein als alle Weltrei-che, die es je auf dieser Erde gegeben hat.
• seine Herrschaft wird keinem anderen Volk überlassen werden; wir Menschen haben nachhaltig bewiesen, dass wir nicht herrschen können; wenn wir Menschen Herrschaft bekommen, besteht immer die Gefahr, dass wir sie missbrauchen; deshalb wird Er die Herrschaft niemand anderem mehr überlassen.
• es wird in Ewigkeit bestehen; auf alttestamentlichem Boden meint der Ausdruck ewig nicht wirklich ewig, sondern eine sehr sehr lange Zeit, nach unserem heutigen Verständnis bis zum Ende des 1000-jährigen Rei-ches (z.B. Jes 60,21; Dan 7,11). Auch Lk 1,32 bezieht sich auf alttestamentliche Aussagen. Wusste man im Alten Testament überhaupt, dass das Reich des Herrn Jesus eine zeitliche Begrenzung hatte? Wir wissen heute erst aus Off 20, dass dieses Reich 1000 Jahre währen wird, aber die Gläubigen des Alten Testamentes wohl nicht. Ewig im Sinne des Alten Testamentes bedeutete eigentlich, dass die betreffende Sache durch nichts an-deres ersetzt werden wird. Aber wir kommen hier an einen Punkt, wo wir nicht wirklich verstehen können, was Gott gemeint hat, wenn Er im Alten Testament ewig gesagt hat. Wir sollten wie Josua unsere Schuhe auszie-hen und vorsichtig sein. Wie könnten wir beurteilen wollen, was Gott in Seiner Weisheit im Alten Testament gedacht hat?
Welch ein wunderbares Reich wird dieses Reich des Herrn Jesus sein! Das Alte Testament hat wunderbare Beschrei-bungen dieses vollkommenen Segenszustandes in Seinem Reich. Beschäftigen wir uns damit nicht viel zu wenig? Es betrifft uns zwar nicht direkt, aber es betrifft unseren Herrn ganz direkt, und deshalb muss es uns einfach interessieren!

Dass die Vernichtung der vier Weltreiche nicht mit dem ersten Kommen des Herrn auf diese Erde geschieht (scheinbar war es sogar genau umgekehrt), macht Dan 11,13+14 deutlich, denn dort wird das Kommen des Herrn Jesus so be-schrieben, dass Er mit den Wolken des Himmels kommen wird, und das ist ein klarer Hinweis auf Sein zweites sichtba-res Erscheinen auf dieser Erde. Und als erstes wird Er in einem Kriegsgericht diese Reiche alle vernichten (Off 19,19+20). Das gehört auch zu dem Gericht der Lebenden (2. Tim 4,1; Mt 25,31 ff.). Wenn dieser Stein an die Füße des Standbildes stößt, wird Er dieses ganze Gebilde zerstören; nicht nur das römische Weltreich kommender Tage, sondern auch alle Restbestände der vorhergehenden Reiche werden zu Pulver zermalmt werden. Es wird wie eine Endabrech-nung mit allen entgegenstehenden Gewalten sein (Jer 25,31; Zeph 3,8). Alle diese Mächte werden durch diesen Stein zerschmettert werden (Ps 2,8+9). In Mt 21,44 wird uns eine zweifache Gerichtsausübung dieses Steines vorgestellt: „wer auf diesen Stein fällt (Israel), wird zerschmettert werden; auf wen irgend er aber fällt (die Nationen), den wird er zermalmen“.

Daniel hatte seine Deutung mit dem Gott des Himmels begonnen, und er endet hier mit dem großen Gott; alles geht von Gott aus und alles führt zu Gott hin. Das ist das Wesen der göttlichen Wahrheit.

Daniel hatte beide Aufträge erfüllt und ist sich seiner Sache auf ganz sicher. Er sollte zunächst den Traum anzeigen, und dann diesen Traum deuten. Und jetzt hat er zu beiden Dingen eine klare Aussage: der Traum ist gewiss und seine Deu-tung ist zuverlässig. Er fragt den König gar nicht erst, ob er denn den Traum richtig wiedergegeben hatte, ob das auch wirklich sein Traum gewesen sei. Was Gott sagt und was von Gott kommt, ist gewiss und zuverlässig, wir können uns darauf verlassen. Aber es ist auch auffällig, dass solche Formulierungen gerade in Verbindung mit Prophetie gebraucht werden (Off 21,5). Wenn es um Prophetie geht, um die Zukunft, dann gibt es nur eine zuverlässige Quelle für uns, und das ist Gottes Wort. Es gibt auch auf christlichem Gebiet viele Bücher, die sich mit Zukunftsvisionen beschäftigen, es gibt viele Gedanken und Theorien darüber; aber wenn wir wissen wollen, was wirklich und ganz sicher geschehen wird, müssen wir die Bibel lesen (2. Pet 1,19). Da bekommen wir Licht darüber, was mit dieser Erde passieren wird, was nach diesem geschehen wird (Dan 2,29; Off 1,19+4,1) – und das soll einen Einfluss auf unser tägliches Leben haben!