Frischer Glaubensmut

In Hebräer 10,32 beginnt der Schreiber die Hebräer an ihren ersten Glaubensmut zu erinnern, den sie in den „früheren Tagen“ bewiesen hatten. Seit ihrer Bekehrung hatten die Empfänger, die von Geburt an aus dem Judentum stammten, „viel Kampf der Leiden“ (V. 32) von ihren Volksgenossen auf sich genommen: Schmähungen, Drangsale, Gefangenschaft, ja, sogar den Raub ihrer Güter hatten sie erduldet – und das mit Freuden (V. 33.34). Doch dann hatte dieser geistliche Mut unter dem Druck von außen nachgelassen.

Vielleicht sieht das bei uns ähnlich aus. Es gab in unserem Leben eine Phase, wo wir eifrig, voller Freude und Mut, unter dem Eindruck der Errettung unseren Herrn vor der Welt bekannt haben. Doch statt der Annahme unserer Botschaft, mussten wir Ablehnung und sogar Spott, Häme und Ausgrenzung erfahren. Resigniert und deprimiert sind wir immer kleinlauter geworden. Wenn wir auch unseren Glauben nicht verloren haben, so fehlt uns doch der Mut, ihn vor der Welt zu bekennen.

Wenn wir unseren Glauben ausleben und uns zu unserem Herrn bekennen und wir daraufhin die Feindschaft der Welt erfahren, dann muss uns das nicht befremden (vgl. 1. Pet 4,12). Als der Herr Jesus in diese Welt kam, stellte er alle Menschen in das Licht (vgl. Joh 1,9), wodurch ihre bösen Werke bloßgestellt wurden – und sie haben das Licht dafür gehasst (vgl. Joh 3,19–21)! Und genau so, wie sie den Herrn gehasst haben, so werden sie auch die hassen, die er in dieser Welt als Lichter zurückgelassen hat (vgl. Mt 5,14; Phil 2,15; Joh 15,18). Dabei müssen es nicht unbedingt unsere verurteilenden Worte sein, die den Hass der Welt auf uns lenken. Oft reicht einfach unser Verhalten, sei es, dass wir über einen Witz nicht lachen, ehrlich bleiben, oder bestimmte Veranstaltungen der Welt nicht besuchen.

Aber dann dürfen wir uns durch die Worte unseres Herrn ermuntern lassen. In Matthäus 5,10–12 nennt er die glückselig, „die um der Gerechtigkeit willen“ und um seines Namens willen geschmäht und verfolgt werden. Er spricht sogar davon, dass das ein Grund der Freude ist, „denn euer Lohn ist groß in den Himmeln“. Ebenso ermuntert der Apostel Petrus seine Briefempfänger, die „der Leiden des Christus teilhaftig“ geworden waren, indem er auf die Offenbarung des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit verweist (vgl. 1. Pet 4,12–14). Er sagt sozusagen: Jetzt zwar ist Christus noch der Verworfene in dieser Welt und ihr teilt diese Stellung mit ihm und erleidet Schmähung und Verfolgung. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, da wird der Herr in Herrlichkeit und Macht erscheinen und ihr mit ihm! Dann wird die Welt sehen, dass wir auf der Seite des Siegers stehen.

Auch der Schreiber des Hebräerbriefes ermuntert seine Empfänger, indem er sie auf die Zukunft verweist. Sie mussten noch ein wenig ausharren (Heb 10,36), denn schon war das Ende der Reise in Sicht: „Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben“ (Heb 10,37). Bis dahin sollten sie freimütig von allen Rechten Gebrauch machen, die sie als Gläubige besaßen (vgl. Heb 10,19f), um alle notwendige Kraft bis zum Ende der Reise zu haben.

So lasst auch uns erneut mit Freude und frischem Glaubensmut unseren Herrn in dieser Welt bekennen. Wenn wir dann darin den Widerstand und die Feindschaft der Welt spüren, dann lasst uns nach vorne schauen: Unser Herr kommt bald und mit ihm reicher Lohn! Bis dahin will er uns alle notwenige Kraft zum Ausharren geben!