Die Majestät der Natur und des Charakters Gottes ist für immer offenbart, weil Christus ein für alle Mal durch sein Blut in das Heiligtum eingegangen ist.

„Sondern mit seinem eigenen Blute, ist er ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,12). Das Heiligtum war innerhalb des Vorhangs des Zeltes, wo Gott wohnte und wo sein Thron war; das Allerheiligste ist die Gegenwart Gottes selbst. Die Cherubim, ein Bild von der Regierung Gottes, überschatteten den Sühndeckel auf der Bundeslade, in der sich die Tafeln des Gesetzes befanden, auf denen die gerechten Anforderungen Gottes an den Menschen zu lesen waren. Die Cherubim schauten auf den Sühndeckel, auf den das Blut gesprengt wurde. Das Blut des Opfers war die Ausführung der Ansprüche der göttlichen Gerechtigkeit, und die Cherubim waren so angeordnet, dass ihre Gesichter auf das Blut schauten. Das Blut, das in das Allerheiligste getragen wurde, war das Blut des jährlichen Opfers am großen Versöhnungstag. Es war für das ganze Volk. Und das so in das Allerheiligste getragene Blut hatte einen bestimmten vorbildlichen Wert, denn es war das Blut des Opfers, das „das Los für den Herrn“ genannt wurde. Es war daher in besonderer Weise das Teil des Herrn an dem Opfer. Es war das Opfer, das Sühnung für das Heiligtum in Bezug auf die Sünden des Volkes tun sollte und dessen Wirksamkeit den heiligen Gott befähigen sollte, moralisch gesprochen, inmitten eines sündigen Volkes zu wohnen. Das Blut dieses Opfers wurde nicht auf ein irrendes Volk gesprengt, um ihre Gewissen zu befriedigen, sondern auf seinen Thron – seinen Sühndeckel, um seine Gerechtigkeit in Bezug auf ihre Sünden zu befriedigen.

Hier wird uns ein Einblick in die Ansprüche der göttlichen Natur gegeben – ein Thema, das für uns als Geschöpfe Gottes von größtem Wert ist. Von dem tiefen Bedürfnis unserer Gewissen wenden wir uns nun zu etwas, was unvergleichlich viel tiefer ist: die Anforderungen Gottes selbst. Stellen wir uns einen gewöhnlichen Thron oder Richterstuhl in unserem Land vor, auf dem der Richter sitzt. Er mag eine sehr barmherzige Gesinnung haben, doch solange er auf dem Thron der Gerechtigkeit sitzt, muss der Richter unbedingt seine Ehre und Würde aufrechterhalten. Ginge der Richter leichtfertig mit den Gesetzen des Landes um und ließe die Gefangenen frei, würde er den Thron der Gerechtigkeit verunehren. Selbst wenn der beste Freund des Richters als Krimineller überführt worden wäre, würde er entweder sein Amt als Richter aufs Spiel setzen oder den schuldigen Mann verurteilen. Wenn wir von dem Thron Gottes sprechen, stehen seine Heiligkeit und seine Gerechtigkeit vor unserem Herzen. Gott kann sich selbst nicht verleugnen. Er hasst Sünde. Sünde fordert seine Heiligkeit heraus, deshalb kann er nicht darüber hinwegsehen. Doch das Blut Christi hat die Heiligkeit Gottes in Bezug auf die Sünde völlig befriedigt und den Anforderungen seines Thrones der Gerechtigkeit vollkommen entsprochen. Wenn also sein Thron, seine Gerechtigkeit und die Heiligkeit seines Wesens in Bezug auf die Schuld des Menschen befriedigt sind, wie sicher dürfen unsere Gewissen dann dort ruhen, wo Gott ruht! Wenn Gott in seiner Heiligkeit keinen Makel mehr in denen findet, die auf das Blut Jesu vertrauen, dann darf die Stimme ihres Gewissens wirklich still sein.

Der Herr hat eine ewige Erlösung bewirkt – nicht bloß eine Erlösung, denn dann könnte es wieder ein Zurückgleiten in die Knechtschaft geben, Israel mochte zur Sklaverei zurückkehren, der freigelassene Sklave mochte wieder in Schuld und Ketten zurückfallen – doch der Herr ist in das Allerheiligste eingetreten, nachdem er eine ewige Erlösung bewirkt hatte. Er kam als Priester in die Gegenwart der Majestät in der Höhe, nachdem er am Kreuz sein Erlösungsblut vergossen hatte, und er kam in dem Wert seines Sühnungsblutes dorthin.

Jahr für Jahr mussten die Opfer des großen Versöhnungstages wiederholt werden, und der Vorhang verbarg fortwährend den Sühndeckel und den Thron Gottes, „wodurch der Heilige Geist dieses anzeigt, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist“ (Heb 9,8). Denn bevor es nicht ein Opfer gab, das fähig war, die göttliche Majestät zu verherrlichen, konnte es für den Menschen keinen freien Zugang zu Gott selbst geben. Aber als der Herr sein Blut vergossen hatte, riss der Vorhang des Tempels mitten entzwei von oben bis unten.

Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, hat die Natur Gottes angesicht der Sünde verherrlicht, und daraufhin enthüllte Gott das Allerheiligste. Er offenbarte den Weg in seine Gegenwart.

Im Evangelium hat Gott uns jetzt seine Gerechtigkeit offenbart und hat uns gezeigt, dass der Tod Christi seine Gerechtigkeit befriedigt hat, und daher ist der Thron der Gerechtigkeit Gottes die Sicherheit unserer Errettung geworden.

Es ist unser großes Vorrecht, Gott in seiner Gerechtigkeit durch Glauben zu sehen, mit Jesus in seiner Gegenwart für uns und kein Vorhang vor dem Allerheiligsten. Damals gingen die Hohenpriester jährlich wegen der Sünde in die Gegenwart des Herrn, brachten das Blut dorthin, das von den Sünden des Jahres redete, und kamen dann aus der Gegenwart Gottes zurück, nur um das nächste Jahr wieder dorthin zu gehen und erneut die Frage der Sühnung zu klären, denn das Blut ihrer Opfer war nicht in der Lage, der Majestät seines Thrones zu entsprechen. Wir sehen den herrlichen Gegensatz: „Denn Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Er ist „ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen“. Wir sehen ihn jetzt als den, der zu unseren Gunsten in die Gegenwart Gottes eingegangen ist – den von Gott begrüßten Hohenpriester zur Rechten der Majestät in der Höhe. Welchen Frieden gibt das, Jesus so zu betrachten! Sein Werk auf dem Kreuz hat uns gezeigt, dass alle unsere Sünden weggetan sind. Sein Eingehen in das Heiligtum hat uns gezeigt, dass wir durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, wohin er eingegangen ist.