Wir dürfen die Art und Weise, mit der Gott die Wahrheit bezüglich des Zustandes des Menschen im Römerbrief vorstellt, vergleichen mit dem Zurückverfolgen eines Flusses stromaufwärts, um seinen Ursprung zu finden, während im Epheserbrief dem Verlauf des Flusses von der Quelle aus gefolgt wird.

Im ersten Fall wird uns unsere Sündhaftigkeit an unserem Handeln gezeigt, woraufhin uns gezeigt wird, dass der Ursprung unseres Handelns unsere sündige Natur ist. Im anderen Fall beginnen wir mit der Tatsache, woraus unsere Natur besteht.

In dem einen Fall wird der Mensch in seinem sündigen Handeln gesehen; im anderen Fall wird er als „tot in Sünden“ betrachtet. Ja – „tot in Vergehungen und Sünden“ –, dies ist Gottes Ausspruch über den Menschen. Über allem bleibt die unveränderliche Aussage bestehen: „Alle sind tot“ (2. Korinther 5,14). Allen wird gesagt: „Ihr müsst von neuem geboren werden“ (Johannes 3,7). Gott legt die Tatsache fest. Er allein ist Richter darüber, was der Mensch von Natur aus ist. Wir können uns nur seinem Wort beugen und glauben. Aber nichts ist schwieriger für einen Menschen, sogar im gemeinschaftlichen Leben, als zu glauben, dass er ist, was er ist.

Der Geizige liebt seine knausrigen Wege, und sein Vergnügen besteht darin, alles zu horten. Der Stolze liebt seinen Hochmut, für ihn ist Stolz etwas Edles. Die fröhliche Kreatur erfreut sich ihrer Sorglosigkeit, welche die Nachdenklichen bemitleiden und die Gewissenhaften verachten. Ein großzügiger Mensch kann den Geizigen jedoch erkennen und ein gütiger Mensch durchschaut die Stolzen. Mit seinem unermesslichen Maßstab der Heiligkeit sieht Gott den Menschen so an, wie er ist, beurteilt sein Wesen und erklärt den geistlichen Zustand des Menschen als einen „toten“ Zustand.

Und daher spricht der Glaube: „… indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben und auferweckt worden sind. Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Korinther 5,14.15). Er starb, und durch seinen Tod (welcher den moralischen Zustand des Menschen bloßstellt und ihm gleichzeitig begegnet) leben diejenigen, die an Ihn glauben.

Von denen, die leben, ist Christus das Haupt. Und so ist Adam das „Vorbild des Zukünftigen“, denn so wie Adam das Haupt der gefallenen Menschheit ist, so ist Christus das Haupt über die, die leben kraft des neuen Auferstehungslebens, welches Er ihnen mitgeteilt hat. So wird also der geistlich tote Zustand des Menschen sowie das neue Leben, das unser in Christus ist, dargelegt: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht“ (Epheser 2,4.5).

Den Nichtjuden – „ihr“ aus dem Brief an die Epheser – „die ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Epheser 2,2). Den Juden – „wir“ – „die wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen“ (Epheser 2,3).

Gottlose Nationen und religiöse Juden waren von Natur aus gleich: „tot in Sünden“. Sie wurden nun gleichermaßen durch Gott geliebt in seiner vielen Liebe, und denjenigen, die glaubten, wurde, als sie in diesem Zustand waren, durch die Macht des Heiligen Geistes, neues Leben verliehen (Epheser 2,4–6).

Das Leben, welches durch Christus kommt, ist in keiner Weise die gereinigte Form des verschmutzten adamitischen Lebens. Es ist völlig neu. Christus ist die Quelle des neuen Lebens. Von seiner Person aus fließt der Strom zu toten Sündern. Christus ist „das Leben“, und: „Wer den Sohn hat, hat das Leben“ (1. Johannes 5,12). Ja, neues Leben ist toten Sündern verliehen – das neue Leben, welches von dem einen Auferstandenen, Christus, entströmt.

So wunderbar ist diese Gnade und so schwerfällig sind unsere Herzen, dies zu begreifen, so dass der Heilige Geist diese Bitte für uns in den Mund des Apostels legt: „Damit ihr wisst, welches die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden [ist], nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“ (Epheser 1).

Dies ist also der heilige Ausspruch über den Menschen – TOT IN VERGEHUNGEN UND SÜNDEN. Und der neue Zustand, den Gott für den Menschen hat, liegt hierin: „mit dem Christus lebendig gemacht“ (Epheser 2,5 ; Kolosser 2,13), „mit dem Christus auferweckt“ (Kolosser 3,1). Bevor das Leben nicht da ist, kann es kein einziges Pulsieren des göttlichen Lebens in der Seele geben. Gott nahm sich unser in unserem natürlichen Zustand an und gab uns neues Leben aus dem Reichtum der Liebe seines Herzens. Er machte Gebrauch von der Hoheit seiner Natur und verlieh uns durch seine Macht das neue Leben, als wir noch tot für Ihn waren. „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Epheser 2,8).