Überblick zu 3. Mose 27:

V. 1–8: Ein Mensch (Israelit) möchte sich selbst ganz dem Herrn weihen.
V. 9–13: Ein Vieh soll dem Herrn geweiht werden
V. 14–15: Ein Haus soll dem Herrn geweiht werden
V. 16–24: Ein Feld soll dem Herrn geweiht werden
V. 25: Schlüsselvers: Die Schätzung soll immer nach dem Sekel des Heiligtums geschehen
V. 26–27: 1. Ausnahmeregel (Erstgeburt)
V. 28–29: 2. Ausnahmeregel (Verbanntes)
V. 30–33: Der Zehnte des Landes
V. 34: Schlussvers des 3. Buches Mose

Der Zusammenhang des Kapitels im 3. Buch Mose

Nachdem das Volk Israel in 2. Mose aus dem Sklavenhaus Ägyptens (Mich 6,4) erlöst worden war, hatte ihnen Gott das Gesetz gegeben und ihnen seine Gedanken über die Stiftshütte durch Mose offenbart. Der Herr wollte inmitten seines erlösten Volkes wohnen. Nachdem die Stiftshütte errichtet und eingeweiht ist, gibt der Herr ihnen vor dem Beginn der Wüstenreise in 4. Mose Bestimmungen, die dazu dienen die Gemeinschaft mit ihm aufrecht zu erhalten.

In 3. Mose 1 – 7 finden wir den Inhalt unserer Gemeinschaft mit Gott: Den Herrn Jesus. Nachdem in Kapitel 8 und 9 die Mittler dieser Gemeinschaft, die Priester, eingeführt worden sind, werden uns in Kapitel 10–15 die Voraussetzungen vorgestellt, die erfüllt sein müssen, damit wir unsererseits Gemeinschaft mit Gott haben können. Kapitel 16 steht zentral und zeigt die Grundlage der Gemeinschaft, den großen Versöhnungstag, der das Werk des Herrn Jesus vorschattet. In Kapitel 17–22 folgen verschiedenste Vorschriften, welche die Heiligkeit des Volkes und der Priester im Auge haben, um Gemeinschaft mit Gott im Alltag und am Altar zu ermöglichen.

In Kapitel 23 entfaltet Gott in einer großen Gesamtschau seine Ratschlüsse und Wege in Bezug auf sein Volk bis ein Zustand völliger Freude und Ruhe eingetreten ist (vgl. das Laubhüttenfest in V. 33–44). Kapitel 24 zeigt das unfehlbare priesterliche Licht im Heiligtum, egal wie groß die Finsternis Israels aufgrund von Rebellion und der Lästerung seines Namens auch zeitweilig sein mochte. Weil die Gnadengaben und die Berufung Gottes unbereubar sind, sehen wir in Kapitel 25, wie das Volk Israel in der Zukunft das Land besitzen und die ursprüngliche Ordnung Gottes für sein Volk wiederhergestellt wird. In Kapitel 26 wird in einer prophetischen Sicht der Weg des Volkes unter dem ersten Bund gezeigt, der nichts als Versagen und Elend zur Folge hatte. Das Kapitel schließt jedoch mit der wiederherstellenden Barmherzigkeit Gottes, indem sich Gott an seinen mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossenen Bund erinnert, nachdem sie die ihnen von Gott auferlegte Strafe angenommen und Buße getan haben.

Am Schluss des 26. Kapitels wird die sinaitische Gesetzgebung als abgeschlossen betrachtet. Deshalb bildet 3. Mose 27 einen Anhang, da die Gelübde freiwilliger Natur sind und keinen direkten Bestandteil der Gesetzgebung bilden. Dem Herrn etwas aus freiwilligem Herzen heraus zu weihen steht in einem natürlich Gegensatz zu obligatorischen Gesetzen.
Damit kommen wir zu den ersten acht Versen von 3. Mose 27.

Der praktische Hintergrund von 3. Mose 27,1–8

Aus einem bestimmten Grund (aus einer Notsituation heraus, vgl. 1. Mose 28,20; Ri 11,30–40; 1. Sam 1 – 2; oder aus Dankbarkeit, 4. Mose 6,1–21) hat jemand freiwillig ein Gelübde gelobt. Er will sich selbst ganz dem Herrn hingeben (so, wie die Priester und Leviten bereits ganz dem Heiligtum geweiht waren). Nach 2. Mose 19,5 gehörten sie bereits dem Herrn (vgl. auch 3. Mose 25,42.55; 5. Mose 7,6–8; Micha 6,4). Dadurch, dass er sich dem Herrn durch dieses Gelübde übergibt, hat der Herr einen weiteren Anspruch an ihn, indem er nämlich als Leibeigner in seinem Heiligtum Dienst tut. Ist er dazu nicht in der Lage, weil er beispielsweise für seine Familie sorgen muss, muss er sich aus dem Gelübde herauskaufen und das Geld wird dazu verwendet, um das Haus Gottes intakt zu halten und auszubessern (2. Könige 12,5–6).

In diesem Fall muss er zu Mose gehen, um eingeschätzt zu werden. Im Allgemeinen war es so, dass eine Schätzung vorgenommen werden musste, um die Tauglichkeit und den Wert desselben festzustellen (in Maleachi z. B. wurden qualitativ schlechte Opfer dargebracht). Im Fall der Weihe eines Menschen spielen sein Geschlecht und sein Alter eine Rolle, wie in der folgenden Tabelle deutlich wird:

Alter [in Jahren] Männlich [Preis in Sekel Silber] Weiblich [Preis in Sekel Silber]
20 – 60: 50 – 30
5 – 20; 20 – 10
1 (Monat) – 5;  5 – 3
60 + 15 10

Sonderregel: Nach seinem Vermögen und der Schätzung des Priesters Nach seinem Vermögen und der Schätzung des Priesters

Anschließend muss er sich entweder ganz dem Herrn hingeben, indem er vollzeitig für den Herrn in Verbindung mit dem Heiligtum da ist oder den Schätzwert bezahlen, um das Gelübde auf diese Weise einzulösen. Im letzteren Fall muss er den von Mose festgestellten Preis zahlen und kann weiter leben wie bisher.

Wie muss man es sich praktisch vorstellen, wenn jemand ein Gelübde nach 3. Mose 27 getan hatte und es erfüllen wollte ohne sich durch den entsprechenden Preis herauszukaufen? Beispielsweise hatte ein Israelit vom Stamm Gad das Gelübde getan, sein Leben ganz dem Herrn zu weihen. Da er nicht aus dem Stamm Levi kam, konnte er weder Priester- noch Levitendienst ausüben (vgl. 4. Mose 3,10; 5. Mose 21,5; 1. Kön 12,31; 2. Chr 11,14; 26,18 bzgl. der Priester und 4. Mose 1,50–51 bzgl. der Leviten). Ein Beispiel für einen Dienst am Haus Gottes, der von Personen getan werden konnte, die nicht aus dem Stamm Levi entstammten, finden wir in Josua 9,23+27, wo die Gibeoniter durch Josua zu Holzhauern und Wasserschöpfern für das Haus Gottes (V. 23), die Gemeinde und für den Altar des HERRN (V. 27) gemacht werden.

Die Vorschrift von 3. Mose 27,1–8 trifft wohl nicht auf Israeliten vom Stamm Levi zu, da diese wie oben erwähnt, dem Herrn bereits geweiht waren. Analog dazu ist die Vorschrift in 3. Mose 27,26 zu verstehen, wo das Erstgeborene des Viehs, nicht geheiligt werden durfte, weil es dem Herrn sowieso schon gehörte.

Die Frage könnte aufkommen, ob das Nasiräer-Gelübde aus 4. Mose 6 nicht gleichbedeutend mit dem Gelübde in 3. Mose 27 ist, insbesondere, da es Beispiele für Personen gibt, deren Leben dem Herrn in der Weise des Nasiräers völlig geweiht waren (z. B. Samuel, 1. Sam 1,11, und Johannes der Täufer, Lk 7,33). Es scheint so zu sein, dass das Gelübde nach 3. Mose 27 nicht direkt mit dem aus 4. Mose 6 zu vergleichen ist.

Zum einen war Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, ein Priester (Lk 1,5) womit das Leben Johannes des Täufers damit dem Herrn bereits geweiht war (vgl. 4. Mose 3,45), d. h. die Bestimmungen aus 3. Mose 27 nicht zutrafen. Allerdings war er darüber hinaus noch Nasiräer, denn er trank keinen Wein (Lk 7,33), was einem der drei Verbote aus 4. Mose 6 entspricht (kein Weinkonsum, kein Schermesser, keine Verunreinigung durch eine Leiche). In 3. Mose 27 werden diese drei Verbote nicht ausdrücklich erwähnt und einem Priester war es im Allgemeinen wohl erlaubt Wein zu trinken, da die besonderen Situationen ausdrücklich genannt werden, in denen der Weinkonsum Priestern nicht gestattet war (vgl. 3. Mose 10,9 und Hes 44,21).

Zum anderen war das Gelübde eines Nasiräers in der Regel zeitlich beschränkt (4. Mose 6,4.6.8.12: „Alle Tage seiner Absonderung“), wogegen das Gelübde nach 3. Mose 27 über eine zeitliche Einschränkung nichts sagt. Allerdings weihte Hanna das ganze Leben Samuels dem Herrn und war das Leben Johannes des Täufers ebenfalls ganz dem Herrn geweiht.

Dennoch berühren sich die beiden Bestimmungen, da ein Nasiräer sich wohl aus seinem Gelübde herauskaufen konnte, indem er den Preis nach 3. Mose 27,1–8 bezahlte. Das konnte besonders dann der Fall sein, wenn er sein Gelübde nicht eingehalten hatte und die Tage seiner Absonderung somit verfallen waren (4. Mose 6,12). Wollte oder konnte er das Gelübde nicht erneut erfüllen, bezahlte er den entsprechenden Preis und war von seinem Gelübde frei.

Der Charakter eines Gelübdes

Grundsätzlich gab es im Alten Testament zwei Gründe, warum Gelübde eingegangen wurden:
- Aus einer Notsituation heraus, indem Gott um Hilfe angefleht wurde und im Gegenzug gelobt (versprochen) wurde, dieses oder jenes zu tun (vgl. 1. Sam 1 – 2; Ri 11,30–40; Jona 2,10; 1. Mose 18,20; etc.).
- Freiwillig aus Dankbarkeit (4. Mose 6,1–21; 3. Mose 27; 2. Mose 19 + 24; etc.)

Im Neuen Testament kommen Gelübde bis auf zwei Ausnahmen nicht vor (Apg 18,18; 21.23). Ein Gelübde ist wie ein Pakt, der zwischen zwei Parteien abgeschlossen wird: Wenn du mir hilfst, werde ich dir das und das bezahlen. Wir werden im Neuen Testament nie dazu aufgefordert ein Gelübde abzuschließen. Im Gegenteil macht der Herr in Matthäus 5,33–37 klar, dass wir überhaupt nicht schwören sollten. Die Lehre des Neuen Testaments zeigt uns, dass wir aus uns selbst heraus nichts zustande bringen können, weshalb sich so ein Versprechen erübrigt. Wir leben aus Gnade und wissen, dass wir getrennt von Ihm nichts tun können (Joh 15,5 u. a.). Unsere Werke müssen in Gott gewirkt sein (Joh 3,21). Er ist die Quelle aller Werke, die seine Gnade in uns schafft. Er bereitet die guten Werke vor, damit wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,10). All diese Stellen machen klar, dass es für uns unpassend ist, wenn wir sagen: Herr hilf mir bitte, eine Arbeitsstelle zu bekommen, dann werde ich jede Woche 50 Euro mehr in die Kollekte tun. Es ist nur Gottes Gnade, wenn wir er uns das Geld gibt, damit wir die 50 Euro hineintun können (1. Chr 29,14: aus deiner Hand haben wir dir gegeben). Alles andere wäre ein Ausdruck davon, dass wir noch Vertrauen auf uns selbst haben, auf unsere Fähigkeiten, Schaffenskraft, usw.

Unsere Hingabe heute resultiert aus dem Bewusstsein, dass der Herr Jesus alles für uns getan hat, das, was wir nicht tun konnten. Wir weihen unser Leben dem Herrn also aus Dankbarkeit (und nicht aus dem Motiv der Pflichterfüllung heraus). Wir wissen, dass wir bei unserer Bekehrung von neuem geboren worden sind und dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, weil er zu gar nichts taugt (Röm 6,6). In Römer 12,1–2 wird das besonders deutlich, wo gesagt wird, dass es nach all dem, was in den ersten 8 Kapiteln in Bezug auf unsere Erlösung vorgestellt worden ist, unser vernünftiger (wörtlich: logischer) Dienst ist unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen. Unsere Hingabe darf in diesem Licht also eine logische Folge von dem sein, was uns Gott geschenkt hat. Etwas Ähnliches finden wir übrigens auch in Josua 24,14–15, wo Josua sie zur Hingabe an Gott aufruft, nachdem er ihnen in den ersten 13 Versen des Kapitels ihre Geschichte und Gottes wunderbare Führung in ihrem Leben vorgestellt hat (vgl. das „nun“ in Jos 24,14 mit dem „nun“ in Röm 12,1 und 1. Kor 6,20).

Darüber hinaus machen Beispiele aus dem Alten Testament klar, dass Gelübde selten eingehalten wurden (2. Mose 19 + 24: Israel sagt: Alles, was der Herr geboten hat, wollen wir tun. Doch noch während Gott ihnen das Gesetz gibt, brechen sie es. Neh 10 + 13: Sie geloben Besserung und fallen doch genau in die Sünden hinein, die sie gelobt hatten zu lassen. 1. Mose 28,20 + 35,1: Jakob muss an sein Gelübde erinnert werden). Der Grund für dieses fortwährende Brechen eines Gelübdes oder Bundes von Seiten des Menschen liegt in seiner Unfähigkeit den Willen Gottes zu vollbringen. Weil die alte Natur in ihm wohnt ist der Mensch nicht in der Lage das Gesetz, bzw. gesetzliche Verpflichtungen einzuhalten, was allerdings nicht heißt, dass die gesetzliche Verpflichtung dadurch abgemildert würde, denn der Mensch muss bezahlen, was er gelobt hat. An vielen Stellen wird deutlich, dass Gott davor warnt Gelübde leichtfertig einzugehen (4. Mose 30, 5. Mose 23,22–24; Prediger 5,3–5; Spr 20,25, etc.: Gott erwartet von uns Echtheit, weshalb unser Ja ein Ja und unser Nein ein Nein sein soll, Jak 5,12). So erklären sich auch die unterschiedlichen Beträge, die abhängig von Alter und Geschlecht bezahlt werden mussten. Es sollte jedem möglich sein, das eingegangene Gelübde zu erfüllen. Andererseits konnte ein erwachsener Mann mehr erwirtschaften und bezahlte entsprechend mehr als ein Jugendlicher, da der Preis sonst so niedrig gewesen wäre, dass die Ernsthaftigkeit von Gelübden Schaden genommen hätte.

Die Schätzung musste nach dem Sekel des Heiligtums sein

Das Sekel des Heiligtums deutet auf eine gerechte Einschätzung nach göttlichen Maßstäben hin. Im Gegensatz dazu stehen menschliche Einschätzungen, die nicht auf Gottes Gedanken fußen. In Amos 8,5 wird davon gesprochen, dass der Sekel vergrößert wurde und die Waage des Betrugs gefälscht wurde. In Offenbarung 6,5 hält dagegen eines der lebendigen Wesen eine Waage in seiner Hand, um das Gericht göttlich gerecht zuzuteilen. Sprüche 16,11 stellt fest, dass die gerechte Waage und Waagschalen des Herrn sind und in 1. Sam 2,3 wird uns Gott als „ein Gott des Wissens“ vorgestellt, von dem die Handlungen gewogen werden.

Nicht immer muss es bei menschlichen Waagschalen um Betrug gehen. Dennoch besteht ein Unterschied zwischen dem Sekel des Heiligtums und dem, was „gängig beim Kaufmann“, d. h. zum vollen handelsüblichen Gewicht abgewogen wird (1. Mose 23,16 + Anmerkung).

Übertragen bedeutet es, dass unsere Einschätzungen gemäß dem sein müssen, was Gott uns in seinem Wort zeigt. Es ist schwerwiegend die Hingabe eines Gläubigen falsch einzuschätzen und somit das Sekel des Heiligtums zu verändern, sodass ein falscher Eindruck erweckt wird (das kann in beiden Richtungen der Fall sein: Entweder wird das Sekel verkleinert, sodass es beispielsweise jemandem, der eigentlich für einen bestimmten Dienst noch nicht reif ist, leicht gemacht wird einen (eventuell öffentlichen) Dienst auszuüben. Gründe dafür können verwandtschaftliche Beziehungen sein, das Verlangen vor anderen gut dazustehen, Sympathie, finanzieller Einfluss, etc.

Andererseits kann das Sekel auch vergrößert werden, sodass der Bezahlende mehr aufbringen musste als nach Gottes Gedanken gefordert war. Auch hier liegt die Anwendung auf der Hand: Werden gewissen Gläubigen „schwer zu tragende Lasten“ aufgebürdet (Lk 11,46; Mt 23,4)? Wird es ihnen schwerer als nach Gottes Gedanken gemacht in bestimmte Dienste einzutreten? Wird ihre Motivation gedämpft oder gar ausgelöscht, weil sie sich nicht genau nach unseren Vorstellungen und Gewohnheiten verhalten? Gehen unsere menschlichen Gebote und Vorstellungen weiter als Gottes Wort (Mt 15,6)?

Das handelsübliche Gewicht des Kaufmanns steht demgegenüber nicht für ein Abweichen von Gottes Wort im Zusammenhang mit heiligen Dingen, sondern redet davon, dass Dinge nach menschlichem Ermessen (ist ein Bruder im Beruf erfolgreich, dann müsste er es ja logischerweise auch in der Versammlung sein...) beurteilt werden. Die Einschätzung ist in diesem Fall nicht anhand von Gottes Wort geeicht worden. Ein Beispiel dafür könnte sein, dass jemand, der sich in christlichen Zusammenkünften häufig beteiligt und eine auffälligere Art hat als wichtiger und geistlicher eingeschätzt wird, als jemand, der von seinem Naturell her eher still und unauffällig seinen Weg mit dem Herrn geht.

Ein Beispiel dafür können wir vielleicht bei Simson entdecken, der von den Fürsten der Philister (Philister sind in der Schrift ein Bild von ungläubigen Namenschristen, die sich unrechtmäßig im Land aufhalten und nicht durch das rote Meer gezogen sind, 2. Mose 13,17) nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt wurde, denn sie boten Delila mehrere tausend Sekel Silber für seine Auslieferung an (vgl. Ri 16,4–5). Zweifellos hatte Simson mit Gottes Hilfe eine große Kraft offenbart, aber war ihre Einschätzung etwa nach dem Sekel des Heiligtums? Sie konnte es gar nicht sein, denn „der natürliche Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“, 1. Kor 2,14. Außerdem: Ging es ihnen nicht einfach darum Ruhe vor diesem Kämpfer Gottes zu haben und die lebendige Sprache Gottes in ihrer Mitte zum Schweigen zu bringen?

Ein Beispiel für den umgekehrten Fall ist Joab in 2. Samuel 18,9–15, der den Sohn Davids, Absalom, verächtlich mit 10 Sekeln Silber und einem Gürtel einschätzt (V. 11), die er dem gegeben hätte, der den am Baum hängenden Absalom getötet hätte. Ganz anders verhält sich der Mann, zu dem Joab diese Worte gesprochen hat, denn er hätte Absalom nicht einmal für 1.000 Sekel Silber erschlagen (V. 12), weil er die Worte Davids achtete.

Im Zusammenhang von 3. Mose 27 bedeutet das Sekel des Heiligtums, dass der Gesetzgeber Mose (ein Bild des Herrn Jesus als dem, der die Forderungen Gottes anwendet) den Gelobenden vollkommen nach den Gedanken Gottes einschätzt. Er sollte nach 2 Kriterien eingeschätzt werden:
- seinem Alter und
- seinem Geschlecht

Im übertragenen Sinn geht es hierbei um unser geistliches Alter und darum, ob wir unsere Stellung praktisch verwirklichen. Im Alten Testament steht das Weibliche häufig für die Stellung und das Männliche für die Energie und Kraft, womit die Stellung verwirklicht wird (1. Kor 16,13; 1. Pet 3,7). Als Beispiel für die Bedeutung des Weiblichen in der Schrift kann 3. Mose 24,10–11 dienen, wo der Sohn einer israelitischen Frau hingeht und den Namen des Herrn lästert und ihm flucht. Auffällig oft (vier Mal!) wird in den Versen 10 und 11 auf seine israelitische Mutter hingewiesen. Seiner hohen Stellung als Glied des auserwählten Volkes Gottes wird er jedoch nicht gerecht und er sündigt. Einem weiteren Hinweis darauf, dass das weibliche Geschlecht im Alten Testament für die Stellung steht, begegnen wir in den Büchern der Könige und Chronika, wo wir dem Ausdruck „der Name seiner Mutter war“ wiederholt begegnen, was auf die Herkunft und Stellung des Betreffenden hinweist (vgl. 1. Kön 11,26; 14,21.31; 15,2.10, etc.).

Übertragen auf uns kann es den Fall geben, dass jemand seine Stellung in Christus sehr gut kennt und genießt, sein praktisches Glaubensleben aber nicht durch göttliche Energie und Kraft gekennzeichnet ist. Sobald es darum geht, den Glauben in die Tat umzusetzen machen sich Defizite bemerkbar. Es ist im Zusammenhang von 3. Mose 27 wichtig festzuhalten, dass für uns heute das Kriterium „Geschlecht“ in beide Richtungen geht: Wenn eine Schwester ihre Stellung in Christus gut kennt und ihren Glauben praktisch auslebt gehört sie in die Kategorie der Männer, d. h. entsprechend ihrem geistlichen Alter wird sie z. B. mit 20 oder 50 Sekel Silber eingestuft. Wenn dagegen ein Bruder seine Stellung in Christus gut kennt, in der praktischen Verwirklichung aber nicht demgemäß handelt, wird er folglich nicht über eine Einstufung in die weibliche Kategorie (3, 10 oder 30 Sekel Silber) hinauskommen. So darf es uns anspornen, den normalen geistlichen Wachstumspfad, den Gott für uns vorgesehen hat, und der mit der höchsten Einstufung (50 Sekel Silber) endet, anzustreben (2. Pet 3,18; 1. Kor 12,31). Möchte uns Gott vor einer Haltung bewahren, die dadurch gekennzeichnet ist, dass wir zu Gott sagen „Jetzt nicht Herr“, denn solch eine Haltung wird zu Verzögerungen in unserem geistlichen Leben führen. Vielleicht hat uns der Herr hier und da angesprochen, aber wir sagten: „Später, Herr, nicht jetzt, sondern vielleicht ein anderes Mal“. Dann ist es kein Wunder, wenn wir die nächste Kategorie erst später oder sogar nie erreichen. Im Leben von Mose sehen wir das, aber auch die Gnade, die Gott ihm schenkte, denn er wurde 120 Jahre alt und verlängerte die beste Zeit seines geistlichen Alters (20–60) bis zum Ende.

Eine bemerkenswerte Reihenfolge (3. Mose 27,3–7 und 1. Joh 2,13–14)

In 3. Mose 27 ist die Reihenfolge anders, als wir sie vielleicht erwartet hätten. Der Herr fängt nicht bei den Jüngsten an, um daraufhin dem chronologischen Alter gemäß bis zum Lebensende fortzuschreiten. Er fängt auch nicht bei den Ältesten an, die in diesem Kapitel weniger hoch eingeschätzt werden als diejenigen, die in der vollen Manneskraft und Blüte ihres Lebens stehen. Nein, sowohl in 3. Mose 27 als auch in 1. Johannes 2 beginnt Gott mit denen, die geistlich am weitesten fortgeschritten sind. Das sind die 20 bis 60-Jährigen in 3. Mose 27 und die Väter in 1. Johannes 2. Sie stehen für die Gläubigen, mit denen Gott zum Ziel gekommen ist, die ihren Weg seinen Gedanken entsprechend gegangen sind. Erst danach kommen die übrigen Wachstumsstufen (Jünglinge, Kinder in 1. Johannes 2, sowie alle unter 20-Jährigen und über 60-Jährigen in 3. Mose 27).

In beiden Abschnitten wird das normale Wachstum im Leben eines Christen dargestellt. Gott möchte nicht, dass wir in unserem Glaubensleben stehen bleiben oder gar zurückgehen, denn Gott macht klar, dass die Uhr weiterläuft: „Jetzt ist unsere Errettung näher als damals, als wir gläubig wurden: Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,11–12). In Hebräer 5,11–14 sehen wir, dass es Gläubige gab, die sich zurückentwickelten, anstatt voranzugehen und im Glauben zu wachsen. Der Zeit nach sollten sie Lehrer sein, aber stattdessen glichen sie wieder kleinen Kindern, die der Milch bedurften. Um mit den Worten von 3. Mose 27 zu sprechen mussten sie wieder in die Kategorie derjenigen eingeordnet werden, die zwischen einem Monat und 5 Jahren alt waren. In Galater 5,7 lesen wir von den Galatern, dass sie gut gelaufen waren, sich aber zu einem anderen Evangelium umgewendet hatten (Gal 1,6). Abermals hatte der Apostel Geburtswehen um sie (Gal 4,19). Gott möchte, dass wir auf ihn harren, neue Kraft gewinnen und unsere Flügel wie der Adler emporschwingen, um so in glücklicher Gemeinschaft mit ihm unseren Weg zu gehen (Jes 40,31). Wie schön ist es, wenn wir mit David sagen können: „So werde ich deinen Namen besingen auf ewig, indem ich meine Gelübde bezahle Tag für Tag“, Ps 61,9.

Unser Herr als das vollkommene Beispiel

In Psalm 40,8 sehen wir die vollkommene Hingabe unseres Herrn. Er sprach: „Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben“. Anders als bei den Gelübden von Menschen können wir seine vollkommene Hingabe durch sein ganzes Leben hindurch bis in den Tod verfolgen. Und so tat er den Willen Gottes und vollbrachte dieses einmalige Opfer in vollkommener Weise (Heb 10,7–10). Er löste gewissermaßen sein Gelübde völlig ein und wurde von Gott triumphal im Himmel als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks begrüßt (Heb 5,10). Jetzt sitzt er zur Rechten Gottes mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Heb 2,7–9; Röm 8,34; Kol 3,1, etc.). Sowohl in seinem Leben als auch in seinem Tod war er stets zum völligen Wohlgefallen Gottes (Mt 3,17; Joh 8,29; Eph 5,2, etc.).

Musste er also nach dem Sekel des Heiligtums stets in die höchste Stufe eingeordnet werden, so müssen wir leider feststellen, dass ihn die Menschen ganz anders einschätzten. Das ist umso ernster, weil wir zu dem Schluss geführt werden, dass sie wussten, wie er eigentlich einzuschätzen war. Wie lässt es sich sonst erklären, dass Lukas schreibt, dass er ungefähr dreißig Jahre alt war, als er seinen Dienst begann (Lk 3,23) und dass die Juden in Johannes 8,57 zu ihm sprachen: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen“. Musste er nach diesen beiden Zeugnissen nicht notwendigerweise in die höchste Stufe eingeordnet werden, d. h. mit 50 Sekeln Silber? Wie ernst ist es vor diesem Hintergrund, dass die Hohenpriester seinen Preis mit dreißig Silberstücken festsetzten (Mt 26,15), von dem der Prophet Sacharja schon Jahrhunderte vorher geschrieben hatte (Sach 11,12.13). Dieser „herrliche Preis, dessen er von ihnen wert geachtet wurde“ (Sach 11,13) entsprach nicht nur einer Frau im 20. bis 60. Lebensjahr (wodurch sie seinen Weg als das vollkommene Brandopfer für Gott verachteten), sondern entsprach auch der Einschätzung eines Sklaven, wenn er von einem Ochsen zu Tode gestoßen wurde (2. Mose 21,32). Welch eine Geringschätzung kommt darin zum Ausdruck, den Herrn der Herrlichkeit so zu bewerten (1. Kor 2,8; Jak 2,1), wenn wir daran denken, mit welch einer Energie und Hingabe er seinen Weg im Gehorsam ging. Er stellte sein Angesicht fest nach Jerusalem zu gehen (Lk 9,51), allezeit tat er das ihm Wohlgefällige (Joh 8,29).

Dennoch gibt es eine schöne Ausnahme in Maria, die in Johannes 12,1–8 die Füße des Herrn mit einer echten, sehr kostbaren Narde salbt und seine Füße anschließend mit ihren Haaren abtrocknet. Judas Iskariot schätzt den Wert der dargebrachten Narde auf 300 Denare – ein äußerst hoher Betrag (aus Mt 20,1–16 wissen wir, dass der Tagessatz eines Tagelöhners einen Denar betrug). Der Ausdruck einer solch hohen Wertschätzung des Herrn blieb leider die Ausnahme und es ist einmal zu Recht gesagt worden, dass die Jünger mit Judas Iskariot weniger Probleme hatten als mit Maria.

Wenn wir an den Herrn als unseren Hohenpriester denken, der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir (Heb 4,15), dann liegt darin jedoch auch ein Trost. Dürfen wir nicht an ihn denken, wenn unsere Mitgeschwister uns falsch einschätzen? Wenn vielleicht nicht exakt nach dem Sekel des Heiligtums vorgegangen wird und wir zu hoch oder zu niedrig eingestuft werden? Leicht kann das durch eine menschliche Schwäche zustande kommen und war nicht mit einer schlechten Absicht verbunden. Unser Herr hat es zur Gänze erfahren, was es heißt, falsch und mit bösen Motiven bewertet zu werden.

Gläubige, die ihren gesetzlich festgelegten Schätzwert übertrafen

Wenn wir von unserem Herrn, der vor Zehntausenden ausgezeichnet ist (Hld 5,10) und mit keinem Gläubigen auf eine Stufe gestellt werden kann (vgl. Begebenheit auf dem Berg der Verherrlichung, Lk 9,28–36, etc.) einmal absehen, zeigt uns die Schrift mehrere Beispiele von Gläubigen, die die gesetzliche Norm bei weitem übertrafen. Nach 3. Mose 27,7 wurde ein Israelit von 60 Jahren und darüber wesentlich niedriger bewertet als vorher. Leider lässt sich in der Realität der Grund dafür oft erkennen. Wie bei Eli beginnt die Sehkraft im Alter zu schwinden, lässt die Standfestigkeit nach und kann einer geistlichen Trägheit weichen (1. Sam 3,2; 4,13.18). Isaaks Augen waren zu schwach, um zu sehen und Jakobs Augen schwer vor Alter (1. Mose 27,1; 48,10).

Dennoch können wir von Männern Gottes lesen, die diesem natürlichen Lauf der Dinge widerstanden. Wie schön ist es von Mose zu lesen, dass er 120 Jahre alt war, als er starb und sein Auge doch nicht schwach geworden und seine Kraft nicht geschwunden war (5. Mose 34,7). Bis zum Ende seines Lebens ging er seinen Weg in Gemeinschaft mit seinem Gott und empfing Kraft und Freudigkeit für seinen Weg. Er hatte den Herrn auf einzigartige Weise gekannt, der mit ihm von Angesicht zu Angesicht wie ein Mann mit seinem Freund geredet hatte (vgl. 2. Mose 33,11; 4. Mose 7,89; 5. Mose 34,10).

Ein weiteres Vorbild ist Kaleb, von dem es in Josua 14,7 heißt, dass er 40 Jahre alt war, als er von Mose ausgesandt wurde, um das Land auszukundschaften. In Vers 10–11 lesen wir, dass er trotz seines Alters von inzwischen 85 Jahren noch so stark ist, wie an dem Tag, als Mose ihn aussandte. Seine Kraft als 85-Jähriger entspricht der Kraft des damals 40-Jährigen, sodass wir ihn nach 3. Mose 27,3–7 eindeutig in die Kategorie der 50 Sekel einteilen müssen, obwohl er als 85-Jähriger nur zu 15 Sekeln verpflichtet war.

Wie kam es dazu, dass seine Kraft nicht abgenommen hatte und er sogar bereit war in seinem hohen Alter gegen Hebron und die Söhne Enaks sowie Debir in den Kampf zu ziehen (Jos 15,13–15)? Josua und Kaleb waren 2 der 12 Kundschafter, die aufgrund des Willens des Volkes (5. Mose 1,22) hinaufziehen mussten, um das Land in Augenschein zu nehmen. Nachdem die 12 das Land besehen haben und mit einer Frucht aus dem Tal Eskol zurückgekommen sind, zeigt sich ein großer Unterschied was den Glauben zur Einnahme des Landes angeht. Josua und Kaleb sprechen sich dafür aus das Land in Besitz zu nehmen, die anderen dagegen. Kaleb redet beschwichtigend auf das Volk ein und spricht von der Gewissheit, das Land in Besitz zu nehmen (4. Mose 13,30). Später nennen Josua und Kaleb das Land „sehr, sehr gut“ (4. Mose 14,7).

Schließlich führt das Murren der Kinder Israel dazu, dass sie 40 Jahre lang durch die Wüste ziehen müssen (4. Mose 14,34) und von der damals lebenden Generation lediglich Josua und Kaleb ins verheißene Land kommen dürfen. Josua und Kaleb hatten das Land also mit ihren eigenen Augen gesehen und schätzten es sehr. Obwohl sie anschließend 40 Jahre lang mit dem Volk durch die entbehrungsreiche Wüste ziehen müssen, steht das Land stets vor ihnen. In Josua 14 hören wir kein Klagen über die Mühen und Beschwernisse der Wüste aus dem Mund von Kaleb, sondern sobald er vom Land reden kann tut er es. Er zeichnet sich durch ein Herz aus, das mit den Interessen Gottes und mit dem Land beschäftigt ist.

Ein weiteres Kennzeichen Kalebs ist, dass er sich auf die Zusagen Gottes stützt. Das Wort aus 4. Mose 14,24 lebte in Kalebs Herzen: „Aber meinem Knecht Kaleb – weil ein anderer Geist in ihm gewesen und er mir völlig nachgefolgt ist –, ihn werde ich in das Land bringen, in das er gekommen ist; und seine Nachkommenschaft soll es besitzen“. In Josua 14 sehen wir, wie Kaleb die Erfüllung dieses Wortes vor Augen hat und bereit ist, weiter im Vertrauen auf Gott seinen Weg in den Kampf gegen die Feinde zu gehen (Jos 14,9–15; 15,13–19). Wie oben angesprochen hatte Kaleb allerdings bereits vor dieser persönlichen Verheißung an ihn den Zeugnissen Gottes vertraut, dass sie das Land in Besitz nehmen würden (4. Mose 13,30), denn Gott hatte ihnen fest zugesagt, das Land zu geben (vgl. 2. Mose 23,27–28; 5. Mose 7; 11,23).

Auch die Thessalonicher übertreffen die in 3. Mose 27 festgelegte Norm. Eigentlich gehören sie ihrem geistlichen Alter nach in die Kategorie der 1 Monat bis 5 Jahre alten Glieder des Volkes Gottes, da zwischen ihrer Bekehrung und dem 1. Brief an sie durch den Apostel Paulus vermutlich nur wenige Monate liegen. Auf seiner zweiten Missionsreise hatte sie der Apostel ungefähr 3 Wochen besucht und die gute Botschaft von dem leidenden und aus den Toten auferstandenen Christus dargelegt (Apg 17,1–4). Von dort reiste er weiter über Beröa und Athen nach Korinth, wo er sich 1,5 Jahre lang aufhielt (Apg 18,11) und die Briefe an die Thessalonicher schrieb, nachdem er durch Timotheus von ihrem Glauben und ihrer Liebe erfahren hatte (1. Thes 3,5–6). In der täglichen Erwartung auf das Kommen des Herrn lebten sie ihren Glauben in aller Frische und Einfachheit aus, wodurch sie ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja wurden und ihr Zeugnis in der ganzen Gegend gehört wurde (1. Thes 1,6–10).

In seinem ersten Brief ermuntert der Apostel sie nun, nüchtern und mit verschiedenen Gegenständen der Waffenrüstung angetan zu sein (1. Thes 5,8), wodurch klar wird, dass er sie bereits zu diesem Zeitpunkt zum Heer Gottes zählte! Übersetzt in die Sprache des Alten Testaments gehörten sie damit zu denen, die 20 Jahre oder älter waren (vgl. 4. Mose 1,3.18). Obwohl ihre Bekehrung erst eine kurze Zeit zurücklag war ihr praktisches Glaubensleben und ihre erste Liebe für Gott so wertvoll, dass er bildlich dem maximalen Betrag von 50 Sekeln Silber entsprach.

In Ottawa gibt es ein Museum mit einer Halle, in der ein kleines Sportflugzeug ausgestellt ist. Doch das Flugzeug ist durch einen großen Stein mitten entzwei gebrochen, wodurch der Künstler ausdrücken wollte, dass etwas sehr Kompliziertes und Ausgeklügeltes durch etwas sehr Einfaches zerstört werden kann. Vielleicht können wir vor diesem Hintergrund an die Festungen, Vernunftschlüsse und Höhen aus 2. Korinther 10,4–5 denken, die sich in Form von Theologen, Wissenschaftlern, etc. gegen die Erkenntnis Gottes erheben, aber einem einfachen Wort des Glaubens, vielleicht von einem Kind ausgesprochen oder gesungen, nicht widerstehen können und zerbrechen (vgl. dazu auch die Geschichte Naamans, der auf ein einfaches Wort eines Mädchens aufbrach und sich schließlich vor Gott beugte, 2. Kön 5).

Gottes souveräne Gnade

Es kann sein, dass wir, was unsere Verantwortung angeht, das Ziel Gottes mit unserem Leben verfehlt haben. Unsere Praxis ist vielleicht unserem theoretischen Wissen nie hinterhergekommen (wie viele Jugendstunden, Wortverkündigungen, Konferenzen, Bibelstunden, etc. haben wir nicht vielleicht schon besuchen dürfen) und wir befinden uns der Einschätzung nach in der Kategorie „weiblich“.

Dennoch kann es Gott, wenn wir zu ihm umkehren, unser Versagen bekennen und dann den Weg mit ihm konsequent gehen, so lenken, dass er uns zur nächsten Stufe führt. Es ist dann gewissermaßen wie eine unzeitige Geburt (1. Kor 15,8), aber wenn Gott in Joel 2,25 davon spricht, Israel die Jahre zu erstatten, die sie durch ihren Unglauben und Ungehorsam verloren hatten, sollte es dann in unserem Leben keine Möglichkeit für ihn geben, mit uns ans Ziel zu kommen? Kam er nicht mit Jakob am Ende seines Lebens ans Ziel, obwohl der sich den Großteil seiner 147 Jahre (1. Mose 47,28) in eigener Kraft abgemüht hatte, seine Vorstellungen zu erreichen? Wie lange hat es bei Jakob gedauert, bis er über der Spitze seines Stabes Gott anbetete (Heb 11,21)!

In Vers 8 von 3. Mose 27 kommen wir zu einer herrlichen Ausnahme, in der die Gnade Gottes hervorstrahlt. Es konnte der Fall auftreten, dass der Gelobende zu arm für die Schätzung Moses war. Gab es dann keine Möglichkeit für ihn sich dem Herrn ganz hinzugeben? Musste er sein Talent vergraben und untätig bleiben, obwohl in seinem Herzen der Wunsch lebte sich Gott ganz zu weihen? Vielleicht hatte er durch eigenes Verschulden sein Hab und Gut verloren, hatte sein Erbteil verwahrlost liegenlassen. Doch war ihm plötzlich bewusst geworden, dass Gott ein anderes Ziel mit seinem Leben hatte.

Es ist schön zu sehen, dass Gott für diesen Fall vorgesorgt hatte und es somit immer eine Möglichkeit gab, sich selbst Gott zu weihen. Nicht der Gesetzgeber Mose, der für die rechtmäßigen Ansprüche Gottes eintrat, sondern der Priester sollte ihn in diesem Fall einschätzen. Entsprechend dem, was seine Hand aufbringen konnte sollte der Priester ihn schätzen (V. 8). Wenn wir an Hebräer 4,14–16 denken, fällt es uns nicht schwer in diesem Priester unseren Herrn in seinem Amt als Hoherpriester auf dem Thron der Gnade zu erkennen. Er kennt uns durch und durch, ist mit jeder unserer Schwachheiten vertraut. Er weiß vollkommen, was unsere Hand aufbringen kann und kennt unsere Herzen, weiß, wenn wir in unserem Leben den Entschluss gefasst haben, uns ihm vollkommen zu weihen. Und so stößt er uns nicht zurück, sondern reicht uns seine Hand und hilft uns als treuer Hoherpriester seine Gedanken in unserem Leben zu verwirklichen.

Wichtig ist hier, dass derjenige, der das freiwillige Gelübde eingegangen war sich nicht versklaven sollte! Er sollte nicht in Knechtschaft geraten, weil er sich hingeben wollte. Gott wollte nicht, dass es zu einer erzwungenen Hingabe, zu einem unfreiwilligen Dienst kam (vgl. 3. Mose 25,39–46; 2. Mose 21,1–6; etc.). Der ganze Charakter dieses Kapitels ist, dass jemand freiwillig kommt und Gott etwas darbringen möchte.

Menschen, auf die 3. Mose 27 noch gar nicht angewendet werden kann

Es ist gut, wenn wir uns die Frage stellen, wie wir unser Leben für den Herrn hingeben können, um geistlich Fortschritte zu machen und nützlicher für Gott zu werden, der uns zum Nutzen unserer Mitgeschwister machen möchte (Philemon 20). Der erste Schritt, um Gott Frucht bringen und wachsen zu können ist jedoch zunächst die Bekehrung, da wir für Gott sonst untauglich bleiben (Röm 3,12). In Daniel 5 haben wir einen Fall, wo ein Ungläubiger (Belsazar) mit der göttlichen Waagschale gewogen wird mit dem Ergebnis, dass er als „zu leicht“ befunden wird (Dan 5,27). Das einzige Mittel, um Menschen aus der Welt zu einem wohlangenehmen Opfer für Gott zu machen, ist das Evangelium, um sie zur Bekehrung zu führen (Röm 15,16).

Bildlich wird uns das in 2. Mose 30,11–16 vorgestellt, wo bei der Aufnahme der Summe der Kinder Israel jeder „durch die Musterung gehende“ die Hälfte eines Sekels Silber nach dem Sekel des Heiligtums geben musste, egal ob er männlich, weiblich, alt, jung, arm oder reich war. Durch diese Einrichtung erkennen wir, dass wir vor unserer Bekehrung für Gott alle in der Stellung von Sündern waren und Erlösung durch das eine Opfer unseres Herrn nötig hatten (Silber wurde früher als Zahlungsmittel verwendet und deutet den Preis an, der zu unserer Erlösung aufgebracht werden musste).