Gottes Wort beschreibt die Beschaffenheit der Stiftshütte in ausführlicher Weise; die alttestamentliche Schilderung im zweiten Buch Mose erstreckt sich dabei auf insgesamt sechs Kapitel. Im Vergleich dazu wird die weitaus umfassendere Schöpfungstätigkeit Gottes in der Erschaffung aller Dinge vergleichsweise knapp in nur einem einzigen Kapitel wiedergegeben (1. Mo 1). Die auffallend umfangreiche Darstellung der Stiftshütte betont deren grundlegende Bedeutung im Ratschluss Gottes, auf der Erde bei den Menschen einen Wohnplatz zu haben. Dieser göttliche Vorsatz wird zuerst im alttestamentlichen Vorbild der Stiftshütte angedeutet und aus neutestamentlicher Sicht im Hinblick auf die Versammlung als das Haus Gottes zur Vollendung gebracht.

Die Darstellung der Stiftshütte

Bevor wir auf die Unterschiede beider Darstellungen des Hauses Gottes etwas näher eingehen wollen, sei erwähnt, dass in 2. Mose 25 – 30 die Beschreibung der Stiftshütte und der darin zu verrichtenden Dienste in zweifacher Weise dargestellt wird. In den Kapiteln 25 bis 27 geht es zunächst um die Beschaffenheit der Stiftshütte und aller zugehörigen Geräte. Dabei wird die gesamte Einrichtung von innen heraus beschrieben, beginnend mit der Bundeslade im Allerheiligsten bis hin zu den verschiedenen Gegenständen im Vorhof – es ist eine von Gott ausgehende Sichtweise, der im Allerheiligsten zugegen war und sich so dem Menschen nahbar machte.

In den folgenden Kapiteln 28 bis 30 finden wir dann die umgekehrte Blickrichtung: Dort wird das Amt des Hohenpriesters in Verbindung mit der Stiftshütte näher beschrieben und gezeigt, dass er von außen kommend in das Innere der Stiftshütte eintrat, um dort seinen Dienst in der Gegenwart Gottes zu verrichten. Hier ist es nun der Mensch in Gestalt des Hohenpriesters, der sich Gott nähert. Beide Gedanken stehen mit dem Haus Gottes in unmittelbarer Verbindung.

Gott wohnt in Seinem Haus

Am Ende des zweiten Buches Mose wird dann der Aufbau der Stiftshütte gemäß der von Gott gegebenen Vorgaben beschrieben: „Und der HERR redete zu Mose und sprach: Am Tage des ersten Monats, am ersten des Monats, sollst du die Wohnung des Zeltes der Zusammenkunft aufrichten“ (2. Mose 40,1.2). Unmittelbar nach der Fertigstellung erfüllte die Herrlichkeit des Herrn das alttestamentliche Haus Gottes: „Und so vollendete Mose das Werk. Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung“ (2. Mose 40,33.34).

Einen ähnlichen Vorgang finden wir auch im Hinblick auf das neutestamentliche Haus Gottes in Apostelgeschichte 2. Dort wird die Entstehung der Versammlung Gottes in Verbindung mit der Gabe des Heiligen Geistes gezeigt, der, vom verherrlichten Sohn des Menschen gesandt, vom Himmel herniederkam, um auf der Erde in jedem wahren Gläubigen zu wohnen. Gott bezieht auch hier Seine soeben errichtete Behausung, doch im Vergleich zum alttestamentlichen Vorbild ist es nun eine Behausung Gottes im Geist (Eph 2,22), ein geistliches Haus, bestehend aus lebendigen Steinen (wir bedenken dabei, dass das Haus Gottes im neutestamentlichen Sinn ohne den gegenwärtigen Geist Gottes nicht existieren kann). In diesem Haus hat Gott persönlich durch den Geist Gottes Wohnung genommen, im Vorbild der Stiftshütte hingegen war Er nicht in dieser absoluten Form, sondern durch den Ausdruck Seiner Herrlichkeit im Abbild der Wolke zugegen. Ein weiterer bedeutsamer Unterschied im Vergleich dieser beiden Wohnstätten zeigt sich im Hinblick auf das, was Gott von dort aus zu den Menschen redete.

Gott redet in Seinem Haus

Sobald Gott in Seinem Haus Wohnung genommen hat, redet Er von dort aus zu den Menschen. Dieser Grundsatz ist schon im Hinblick auf die Stiftshütte erkennbar. Nachdem die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllte (2. Mose 40), wandte Er sich an Mose: „Und der HERR rief Mose, und er redete zu ihm aus dem Zelte der Zusammenkunft“ (3. Mo 1,1). Durch die aufeinanderfolgende Anordnung beider Kapitel, die zudem noch durch das Bindewort „und“ miteinander verknüpft sind, wird deutlich, dass das Einziehen der Herrlichkeit Gottes in die Wohnung und Sein Reden in unmittelbarer Abfolge zueinander steht.

Dabei redete Gott im alten Bund als solcher, dem man allein aufgrund stellvertre-tender Opfergaben nahen konnte. Deshalb gab Gott gleich zu Beginn Seines Redens Anweisungen über die unterschiedlichen Opfer (3. Mose 1 ff), die (grundsätzlich) erforderlich waren, um in Seine Gegenwart treten zu können.

Ganz ähnlich verhält es sich zunächst auch in Bezug auf das neutestamentliche Haus Gottes, der Versammlung: Sobald Gott durch den Heiligen Geist dort Wohnung genommen hatte, redete Er – durch menschliche Gefäße, die Er mit Seinem Geist er-füllte. Der grundlegende Unterschied zum alttestamentlichen Vorbild wird dadurch deutlich, dass nun von „den großen Taten Gottes“ gesprochen wird (Apg 2,11). Es wird nicht mehr gesagt, was der Mensch in Verbindung mit den verschiedenen Opfern zu tun hat, sondern es ist nun die Rede davon, was Gott bereits für den Menschen getan hat! Alles gründet sich auf das vollbrachte Werk Seines Sohnes auf Golgatha, durch den Er Selbst ein vollkommenes Opfer darbrachte, das der Mensch niemals hätte vorbringen können.

Damals reagierte man mit Unverständnis auf solch unerwartete Mitteilungen göttlicher Gnade: „Sie entsetzten sich aber alle und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein?“ (Apg 2,12) – wir dagegen bewundern, dass Gott in Seinem geistlichen Haus in dieser Weise zu uns redet.