Wenn wir im Alten Testament nach einem Bild von Versöhnung suchen, müssen wir nach 1. Mose 45 gehen. In der Versöhnung der Brüder Josephs mit Joseph finden wir schöne Hinweise auf unsere Versöhnung mit Gott.

1. Das Gegenteil von Versöhnung ist Feindschaft und Entfremdung. Das war der Zustand, der unsere Versöhnung mit Gott nötig machte. Die Feindschaft im Herzen der Söhne Jakobs ihrem Bruder gegenüber ist offensichtlich. Als er sagte: „Ich suche meine Brüder“, fassten sie den Entschluss: „Lasst uns ihn erschlagen.“ Seine Liebe vergalten sie ihm mit Hass. Auch unsere Feindschaft fand ihren höchsten Ausdruck da, wo die Liebe unseres Herrn ihren größten Ausdruck fand: am Kreuz.

2. Der Tod des Herrn Jesus ist die Grundlage der Versöhnung (Röm 5,10; Kol 1,20). Der Verkauf Josephs nach Ägypten war der Gipfel der Feindschaft seiner Brüder. Sie wollten ihn loswerden. Aber während sie „Böses gegen ihn im Sinn hatten“, hatte Gott im Sinn, „es gut zu machen“ (1. Mo 50,20). Äußerlich sah man nur den Akt der Feindschaft der Brüder, aber Joseph wusste: „Gott hat mich hierher gesandt“, „für eine große Errettung“. Das Kreuz Christi war äußerlich und was die Seite der Verantwortung des Menschen betrifft, der Gipfel unserer Feindschaft. Aber Gott hatte es im Sinn, an diesem Kreuz die Grundlage zu unserer Versöhnung zu legen. Ist das nicht wunderbar? Als das Blut des Heilands floss und damit die Feindschaft der Menschen ihr Ziel erreicht hatte, hatte Gott auch sein Ziel erreicht: die Versöhnung seiner Feinde.

3. Wir mussten mit Gott versöhnt werden (nicht Er mit uns). Joseph hatte keine Schuld an der Entfremdung. Die Feindschaft war ausschließlich im Herzen der Brüder. Im Herzen Josephs blieb die Liebe zu seinen Brüdern immer dieselbe. Er weinte, als er sie wiedersah und ihre bußfertigen Herzen sah. Kein Gedanke der Rache war in seinem Herzen, kein Vorwurf kam aus seinem Mund. Aber die Einstellung der Brüder Josephs musste sich ändern, wenn eine Versöhnung stattfinden sollte.

Auch im Herzen Gottes war immer dieselbe Liebe zu den Menschen, niemals Feindschaft. Gott hasst die Sünde, aber Er liebt den Sünder. Selbst für die Kreuzigung seines Sohnes hätte es bei Gott Vergebung geben können. Die Feindschaft war allein in unseren Herzen und musste entfernt werden. Wir waren „entfremdet und Feinde nach der Gesinnung“. Als wir noch Feinde waren, hat Gott uns durch den Tod seines Sohnes versöhnt. Und diese Versöhnung empfängt jeder persönlich, der sich in Reue zu Gott wendet.