Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (Vers 26)

Mit der Formulierung sooft ihr… lässt es der Heilige Geist völlig offen und gibt keine Regel darüber, wie oft wir dies tun mögen. In den Anfangstagen der christlichen Versammlung, wo alles noch frisch war, haben die Gläubigen täglich das Brot gebrochen (Apg 2,46); und wir haben keinen Kommentar des Heiligen Geistes, dass das falsch gewesen wäre. Es hat sich dann schon relativ schnell herauskristallisiert, dass die Gläubigen als ein göttlich bestätigter Brauch am ersten Tag der Woche zusammenkamen, um das Brot zu brechen (Apg 20,7); übrigens geschah das damals alles erst in den Abendstunden, denn der Sonntag war noch kein gesetzlicher Feiertag und auch die Christen mussten an diesem Tag normal arbeiten. Also wenn wir nur einmal in der Woche das Brot brechen, dann gewiss am ersten Tag der Woche, an dem dem Herrn gehörenden Tag! Aber wenn wir noch geistlicher wären, wenn wir noch die Frische der Gläubigen der Anfangszeit besäßen, gäbe es keinen schriftgemäßen Hinderungsgrund, es mehr als einmal in der Woche zu tun. Wir verkennen aber nicht, in welch niedrigem Zustand wir sind und beherzigen deshalb, dass der Tag des Herrn, der erste Tag der Woche, der Tag ist, an dem wir Seiner in dieser erhabenen Weise gedenken.

Das wird auch noch unterstützt durch den Hinweis, dass die Gläubigen am ersten Tag der Woche zusammenlegen sollten (1. Kor 16,2), offenbar in Verbindung mit dem Mahl des Herrn. Neben den Opfern des Lobes und Dankes soll auch des Mitteilens und Wohltuns nicht vergessen werden (Heb 13,15+16). In dem Geschehen in Joh 20,19–23 wird ja auch die Zeit der Versammlung vorgeschattet, und auch da waren die Gläubigen am ersten Tag der Woche zusammen, und der Herr trat dort in ihre Mitte und zeigte ihnen Seine Hände und Seine Seite – erleben wir das nicht an jedem Sonntag?

Den Tod des Herrn verkündigen wir, sooft wir dieses Brot essen und den Kelch trinken. Essen und Trinken meint übrigens nicht, nur ein kleinstes Krümelchen von dem Brot zu nehmen und bei dem Kelch nur die Lippen zu benetzen, wir sollen Essen und Trinken. Nur durch das Essen von dem Brot und das Trinken aus dem Kelch verkündigen wir Seinen Tod, nicht durch das bloße Dabeisein. Und wir verkündigen diesen Tod des Herrn in einer Welt, in der Er immer noch der Verworfene ist, vor den Menschen, vor Gott, vor den Engeln, vor dem ganzen Universum. Was für eine Freude für Gott, wenn dieser Tod verkündigt wird in einer Welt, wo einst Sein Kreuz gestanden hat.

Also nur die Teilnahme an diesen beiden Dingen ist es, wodurch wir den Tod des Herrn verkündigen. Wenn z.B. Kinder gläubiger Eltern zum Glauben gekommen sind, in der Versammlung aufgewachsen sind, zu den Zusammenkünften von den Eltern mitgenommen wurden, dann fragen sie uns vielleicht eines Tages: „Was soll euch dieser Dienst?“ (2. Mo 12,26). Sie bekommen von ihren Eltern erklärt, was sie da machen, sind weiter jeden Sonntag dabei, sind inzwischen auch Anbeter geworden – aber sie verkündigen nicht den Tod des Herrn. Deswegen ein Appell an Kinder gläubiger Eltern: Wenn ihr den Herrn ehren wollt, wenn ihr teilhaben wollt an dieser von Gott gewollten Verkündigung des Todes Seines Sohnes, dann seht zu, dass auch ihr teilnehmt an diesem so großen Vorrecht! Es ist kaum ein erhabenerer Gedanke Gottes vorstellbar, als der, dass wir den Tod Seines Sohnes verkündigen sollen!

Was den äußeren Ablauf des Zusammenkommens zum Brotbrechen betrifft, so beinhaltet das natürlich nicht nur die reine Handlung des Essens von dem Brot und Trinkens aus dem Kelch. Wir können diese Zeichen nicht nehmen, ohne anbetend an Ihn zu denken und daran, wie Er leiden und sterben musste, um diese Ergebnisse hervorzubringen. Und da gibt es ein kaum geeigneteres Mittel, um die Herzen aller Versammelten in gemeinsamer Anbetung zusammenzuführen, wie das Singen von Anbetungsliedern. Auch kann der Geist Gottes einen Bibelvers oder eine Danksagung benutzen, um die Herzen in eine besondere Richtung zu lenken. Wir haben da keine festen Formen und wollen jedes einzelne Zusammenkommen der freien Wirkung des Geistes Gottes überlassen. Verkehrt wird es nämlich ganz bestimmt, wenn wir etwas tun, nur um es einmal anders als sonst zu machen oder um einfach nur eine Pause auszufüllen. Wir wollen aufeinander warten; denn es ist unbedingt gesegnet, wenn wir Zeit haben, auch in der Stille die Anbetung unserer Herzen aufsteigen zu lassen. Unsere Schwestern sind ja auch nicht ohne innere Beteiligung an diesem Zusammenkommen; sie können zwar nicht Mund der Versammlung sein, aber auch aus ihren Herzen wird stille Anbetung emporsteigen. Deshalb wollen gerade wir Brüder immer wieder bedenken, dass es nicht um uns geht, auch nicht um wohlgesetzte Worte, sondern es geht um den Tod des Herrn! Wenn wir das immer vor Augen und Herzen haben, werden wir uns sowohl angemessen ausdrücken als auch angemessen verhalten.

Bewegt uns der Gedanke an den Tod des Herrn noch innerlich? In Ps 22,16 klagt der Herr: „Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Tonscherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen; und in den Staub des Todes legst du mich“. Was für eine Erniedrigung! In Apg 2,24 lesen wir von den Wehen des Todes, dem wehen Schmerz des Todes des Herrn. Was für ein Schmerz! Und Heb 2,9 sagt, dass Er durch Gottes Gnade für alles den Tod geschmeckt hat. Was für eine Bitterkeit! Diesen Tod des Herrn dürfen wir verkündigen, und wir tun es zu Seinem Gedächtnis. Aber wirklich verstehen können wir es nicht – niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater (Lk 10,22).

Und wenn wir die ganze Woche keine Zeit gefunden haben, beansprucht und bedrängt durch Beruf oder Familie oder Krankheit, und wir deshalb überhaupt nichts Geistliches haben zurücklegen können? Sollen wir dann besser zurückbleiben? Auf keinen Fall! Wir wollen trotzdem kommen; der Heilige Geist ist da, der Herr Jesus ist persönlich in unserer Mitte; und wenn wir uns ganz Ihm überlassen, werden wir auch ein Wort für Ihn haben. Er selbst stimmt das Lob an inmitten der Versammlung! Die Anbetung, die wir heute bringen, ist nicht eine andere als im Himmel. Wir haben das Lob schon angestimmt, die Anbetung geht schon zum Himmel. Gepriesen sei Der, der sich selbst in den Tod gegeben hat, der auch jetzt schon von der Frucht der Mühsal Seiner Seele ernten möchte.

Und wir tun dies, bis Er kommt. Paulus sagt nicht, dass wir es ein paar tausend Jahre tun sollen, und dann wird irgendwann der Herr kommen. Sondern die Gläubigen damals wie auch wir heute stehen jedes Mal, wenn wir es tun, unter dem Eindruck, dass es jetzt vielleicht das letzte Mal ist. Vieles von dem, was wir in Verbindung mit dem Brotbrechen tun, Lob und Anbetung, werden wir auch im Himmel tun; aber Seinen Tod verkündigen können wir nur auf dieser Erde. Wie wertvoll sollte uns das diese Augenblicke machen! Unsere Zeit mag noch so dunkel sein, da wo zwei oder drei in dieser Weise versammelt sind, verkündigen sie den Tod des Herrn. Bleiben wir von Herzen dabei, bis Er kommt?

Und wenn Er kommt, dann brauchen wir nicht mehr Brot und Wein, dann werden wir Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh 3,2). Wir werden an den Malen, die Er trägt, erkennen, wie sehr Er uns geliebt hat. Dann wird Er schweigen in Seiner Liebe und sich sättigen an dem Anblick Seiner verherrlichten Braut. Und wir werden unsere Kronen, die Seine Gnade uns verliehen hat, niederwerfen zu Seinen Füßen – Herr Jesus, dass Du heut noch kämst!