Auch Maria und Martha müssen durch eine Prüfung gehen und auch sie müssen erfahren, dass der Herr nicht so handelt wie sie sich das gedacht hatten. In dem Satz „Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“ (V.21.32), den sowohl Martha als auch Maria zu dem Herrn sagten, sehen wir, dass sie beide erwartet hatten, dass der Herr sofort kommen und Lazarus heilen würde, wie er es bei so vielen bereits getan hatte (vgl. V.37). Doch der Herr hatte ein viel höheres Ziel. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes 55,8.9). Bereits als der Herr noch nicht in Bethanien war, hatte er zu seinen Jüngern gesagt: „Diese Krankheit ist nicht zum Tod, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde“ (Joh 11,4). Und auch zu Martha, die nicht erkannte, dass der Herr den Lazarus aus den Toten auferwecken wollte, musste der Herr sagen: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40).

Wir können davon ausgehe, dass der Herr auch heute noch weit höhere Ziele hat, als wir sie uns oft denken (können). Die Frage ist nur, wie wir, wenn wir warten müssen und die Dinge sich ganz anders entwickeln, dann damit umgehen. Wie eine Maria, oder eine Martha? Maria hatte dem Herrn bereits eine Botschaft zukommen lassen, als ihr Bruder krank war: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank“ (V.4). Anschließend sehen wir sie im Haus sitzend (V.21), durch Frieden und Ruhe gekennzeichnete um den zu erwarten, dem sie alles übergeben hatte. Sie kannte seine Wege nicht, wusste nicht was er tun würde, aber sie vertraute Ihm bedingungslos. Sie hatte ihr Anliegen dem Herrn kundwerden lassen und als Folge davon wurde ihr Herz und ihre Gedanken durch den „Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt“ bewahrt (vgl. Phil 4,7). Wie anders verhielt sich Martha. Auch von ihr kam die Botschaft an den Herrn und doch finden wir nicht die Ruhe und den Frieden, die eine Maria besaß. Vielmehr kennzeichnete sie Unruhe, Irritation und Unverständnis.

Woran lag es, dass die beiden Schwestern sich so unterschiedlich verhielten? Nicht daran, dass Maria bereits die Gemeinschaft mit dem Herrn gesucht hatte um seine Worte zu hören? Sie zeigt uns einen Gläubigen, der etwas von der Herrlichkeit der Person erfahren und gelernt hatte. Und genau diese Erfahrung und Kenntnis seiner Person trägt sie jetzt durch die Prüfung und lässt sie auch jetzt in der Zeit der Not stille im Haus sitzen um ihn zu erwarten. Diese Erfahrung und Kenntnis hatte sie vor der Prüfung gesammelt und sie bewähren sich nun in der Prüfung. Wie wichtig ist es doch die Gemeinschaft mit dem Herrn in der Stille zu suchen.