Bei der Betrachtung der Belehrungen über das Abendmahl in 1. Korinther 11 wird regelmäßig gesagt, dass Paulus angeordnet habe, dass die Korinther das Liebesmahl von dem Abendmahl trennen und nur noch zu Hause essen sollten.

Doch das ist nicht richtig. Sicher erwähnt Paulus das Essen in den eigenen Häusern (Vers 22) und empfiehlt es auch indirekt. Er unterbindet aber nicht das gemeinsame Liebesmahl in Verbindung mit dem Abendmahl.

Paulus sagt: „Wenn ihr zusammenkommt, um zu essen [das ist das Liebesmahl; denn beim Abendmahl geht es nichts ums Essen, sondern um das Gedächtnis], so wartet aufeinander. Wenn jemand hungrig ist, so esse er daheim [nur in diesem Fall wird das Essen zu Hause angeordnet!], damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt“ (1. Kor 11,33.34),

Die Korinther hatten die Grenzen zwischen einem gewöhnlichen Mahl und dem Abendmahl verwischt. So geschah es, dass sie nicht mehr daran dachten, dass das Brot des Abendmahl ein Symbol des Leibes Christi ist (Vers 29). Paulus möchte deshalb, dass die normale Mahlzeit deutlich von dem Abendmahl abgegrenzt wird. Aus diesem Grund soll das Liebesmahl gemeinsam begonnen und zu Ende gebracht werden (und hier muss man schon mal aufeinander warten, Vers 33), danach könnte in Ruhe, und auch gemeinsam, das Abendmahl eingenommen werden. Wer hungrig zum gemeinsamen Essen erscheint, wird nicht warten können, bis alle da sind und gemeinsam angefangen werden kann, und so kommt es wieder zu einem Durcheinander – deshalb ist es besser, wenn so jemand zu Hause isst.

Paulus unterbindet nicht das gemeinsame Liebesmahl; er möchte aber, dass auch das in geordneten Bahnen verläuft und dass es von dem Abendmahl klar unterschieden wird. Wenn wir Christen das heute noch deutlicher trennen, ist das gut, und gerade am Sonntagmorgen gibt es auch wenig Veranlassung zu einem gemeinsamen Essen. Dennoch ist es nicht verboten, ein Abendmahl mit einem Liebesmahl zu verknüpfen, wenn nur der Unterschied allen klar ist (wozu zum Beispiel auch eine Pause dienen würde).