Der Schachgroßmeister V. Anand erlebte einmal ein sehr bittere Niederlage. Er spielte als Schwarz die harmlose und konservative „Russische Partie“ und musste schon nach sieben Zügen aufgeben, weil er den Verlust eines Springers nicht mehr abwenden konnte. Eine Niederlage in sieben Zügen – das passiert selbst einem gewöhnlichen Vereinsspieler nicht. Es muss für Anand totpeinlich gewesen sein, eine derart einfache und zweizügige Kombination übersehen zu haben. Diese Niederlage kam für ihn sicher sehr überraschend. Sie war bitter. Doch er ließ sich nicht entmutigen und machte weiter – und wurde später Weltmeister und die Nummer 1 der Weltrangliste.  

Auch wir müssen manches Mal irritierende Niederlagen hinnehmen. Der listige und schlaue Feind übertölpelt uns in einer überschaubaren und einfachen Situation. Wir haben auf Sicherheit gesetzt – und müssen trotzdem eingestehen, dass wir versagt haben und dem Teufel auf den Leim gegangen sind. Das ist schmerzlich. Aber eigentlich auch nicht so schlimm. Wichtig ist jetzt nur eins: Nicht entmutigen lassen. Dem Katastrophismus nicht die Tür öffnen. Weitermachen. Mit noch mehr Erfahrung (denn jede Niederlage ist eine Erfahrung). Mit noch mehr Vorsicht. Mit noch mehr Demut. Und mit dreifacher Energie. Nicht um die Nummer 1 zu werden, dieser Platz ist ohnehin besetzt. Aber um dem großen Herrn besser zu dienen und allezeit überströmend in seinem Werk zu sein.