In Offenbarung 21,2 – 22,5 wird auf wunderschöne Art und Weise in symbolischer Sprache das himmlische Jerusalem beschrieben. Es ist ein Bild der Versammlung Gottes (vgl. Eph 5,22–33; Off 19,7; 21,2.9–11), zu der alle gehören, die in der gegenwärtigen Zeit der Gnade durch das Blut des Lammes Gottes erlöst wurden. Während des Tausendjährigen Reiches wird sie der Sitz und das Zentrum der Verwaltung sowie Regierung Gottes sein (vgl. die in Off 21,12 genannten zwölf Tore). Sie stellt einerseits die Versammlung, die Braut des Lammes, dar, andererseits ist sie jedoch auch der Wohnort der dazu gehörigen Gläubigen (Off 21,2.27).

Ein leicht übersehenes Detail dieser Beschreibung ist von besonderer Schönheit, weil es die von Gott gewollte Einheit aller Gläubigen besonders vor unsere Augen stellt: Es ist die eine goldene Straße. Damit wollen wir einige Gedanken verbinden:

1. EINE Straße – die Einheit des Wandels aller Gläubigen wird praktiziert:

In einigen bekannten Liedern über die Zukunft der Gläubigen wird zwar von „Straßen aus Gold“ oder „goldenen Gassen“ gesprochen, auf welchen wir bald im himmlischen Jerusalem wandeln werden. Wenn man die betreffenden Verse in der Offenbarung allerdings genau liest, wird man finden, dass es im himmlischen Jerusalem nur eine Straße geben wird (Off 21,21; 22,2). Dies spricht in schöner Weise von der Einheit aller Gläubigen:

a) Die Einheit in der Zukunft: Wenn die Gläubigen von der Erde entrückt und „allezeit bei dem Herrn“ (1. Thes 4,17) sein werden, werden endlich alle Gläubigen zur ewigen Freude ihres Herrn nur noch EINEN Weg gehen. Das darf uns „die Straße der Stadt“ (Off 21,21) deutlich machen. Welche Freude wird das für Sein und für unser Herz sein! Welch ein Trost ist dieser Gedanke für jeden, der heute unter den Trennungen im Volk Gottes leidet und aufrichtige Trauer darüber empfindet.

b) Die praktische Verwirklichung des einen Weges heute: Gegenwärtig, so müssen wir mit traurigem Herzen zugeben, sind wir Gläubigen Seiner Aufforderung, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren (Eph 4,3), zu oft nicht nachgekommen. Heute stehen wir als Gläubige leider noch in Gefahr, „nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums“ (Gal 2,14) zu gehen, wenn wir in dem einen oder anderen Punkt von dem in Seinem Wort offenbarten Willen abweichen. Traurige Parteiungen und Spaltungen (1. Kor 11,1.-19) in zahlreiche Gruppen und Benennungen, die den Herrn verunehren, sind die Folge unseres Versagens, so dass diese gottgewollte Einheit aller Gläubigen vor den Augen der Menschen um uns herum praktisch nicht mehr sichtbar ist. Das ist ein Grund, sich vor dem Herrn beschämt zu beugen und unseren Anteil an der Zerrissenheit der Kinder Gottes zu bekennen (vgl. Dan 9,4–19).

c) Warum diese Einheit? Gott möchte, dass Seine Kinder einen gemeinsamen Weg gehen, denn Er Selbst „ist einer“ (1. Tim 2,5; Gal 3,20; Jak 2,19; 5. Mo 6,4; Eph 4,6). Es ist Sein Wunsch, dass dieser Zug Seines Wesens heute schon bei jedem Kind Gottes individuell (Röm 8,1; 2. Kor 5,17; Eph 2,13; vgl. 1. Kor 6,17), kollektiv in der Familie Gottes (Joh 11,52; 17,11.21.22) und auch korporativ in der Versammlung Gottes (Eph 1,23; Kol 1,18; 1. Kor 12,12; Eph 4,4) zum Ausdruck kommt. Das gibt dem praktischen Gedanken, „die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Eph 4,3), schon heute einen hohen Adel: Durch die praktische Darstellung der Einheit nach Seinem Willen soll jetzt bereits ein Wesenszug Gottes in Seinen Kindern auf der Erde sichtbar werden! Dieses hohe Privileg beinhaltet aber auch die Verantwortung, sich von allem fernzuhalten oder zu reinigen, was Gottes heiligem Wesen nicht entspricht (vgl. 1. Thes 5,22; 2. Tim 2,21).

2. Die Straße ist aus reinem Gold: Gold symbolisiert die Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes (vgl. Off 21,11.18 u.a.).

a) Nichts anderes als nur Gottes Herrlichkeit kommt in dieser Straße zum Ausdruck. Kein menschlicher Gedanke findet dort einen Niederschlag.
Nur solche, die in Gottes Augen gerecht sind, können diese Straße betreten (Off 21,27b). Das sind alle, die aus Glauben (Röm 5,1) durch die Gnade Gottes (Röm 3,24) sowie durch das Blut Jesu Christi (Röm 5,9) gerechtfertigt und „in dem Buch des Lebens des Lammes“ (Off 21,27b) verzeichnet sind.

b) Die Handlungen, Ziele und Motive derjenigen, welche die EINE Straße betreten, werden vollkommen mit der Natur und dem Wesen Gottes übereinstimmen (Off 21,27a). Wir alle sind dann in vollkommener Übereinstimmung mit unserem Herrn (vgl. Off 19,7.8), und das sündige Fleisch, Unreinheit, Egoismus, Eigenwille und Ungehorsam, die uns heute auf unserem Glaubensweg noch viel Mühe machen, wird es dann nicht mehr geben.

c) Dann wird endlich EIN gemeinsamer Weg aller Gläubigen nach Gottes Gedanken existieren. Nicht nur die Personen, die auf diesem Weg gehen, werden vollkommen mit dem Herrn übereinstimmen, sondern auch die Art und Weise, wie sie es tun. Zudem wird es auch keine negativen Auswirkungen oder Einflüsse oder gar Angriffe von außen auf die praktische Verwirklichung dieses EINEN Weges mehr geben. Satan, ungläubige Menschen, die Welt und das sündige Fleisch werden sie nicht mehr beeinflussen können.

3. Die Straße besteht aus reinem Gold, wie durchsichtiges Glas:

a) Das Glas macht die vollkommene und beständige Reinheit und Transparenz dieser Straße deutlich. So können wir uns an dem Gedanken erfreuen, dass der gemeinsame Weg der Gläubigen „durchsichtig“ und dadurch allen, die ihn beschreiten, in jeder Hinsicht „klar“ sein wird. Auch heute ist er in der Heiligen Schrift zu finden und durch Gottes Gnade vollständig offenbart. Aber heute verstehen wir in unserer Unvollkommenheit vieles in Bezug auf den gemeinsamen Weg der Gläubigen (noch) nicht oder (noch) nicht richtig; wir erkennen noch „stückweise“ (1. Kor 13,9.12). „Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden“ (1. Kor 13,10). Dann wird sich vor unseren Augen das ganze „Panorama“ der Gedanken Gottes über diesen Weg entfalten – und wir werden sie ganz verstehen!

b) Die Geschichte der Versammlung auf der Erde hatte einen guten Anfang (Apg 4,32), aber schon bald kamen – wie immer, wenn Gott Verantwortung in die Hände von Menschen legte – negative Dinge auf (vgl. Gal 5,7). Die EINE Straße aus reinem Gold, das wie durchsichtiges Glas ist, zeigt uns, dass es zukünftig keine negative Entwicklung dieses Weges mehr geben wird. Vielmehr wird sich Sprüche 4,18 vollkommen bewahrheitet haben: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe.“

4. Der Baum des Lebens steht in der Mitte der Straße.

Das macht uns deutlich, dass Christus, von dem der Baum des Lebens ein Bild ist, der alleinige Mittelpunkt dieses EINEN Weges sein wird. Alles dreht sich um Ihn, alles richtet sich nach Ihm aus – so wie Er es jetzt schon von uns wünscht (Mt 18,20).

Abschließend erscheint es noch erwähnenswert, dass auch in Jesaja 35,8–9 in Verbindung mit der Rückführung des wiederhergestellten irdischen Volkes Gottes (Israel) EINE Straße erwähnt wird: „Und dort wird eine Straße sein und ein Weg, und er wird der heilige Weg genannt werden; kein Unreiner wird darüber hinziehen, sondern er wird für sie sein. Wer auf dem Weg wandelt – selbst Einfältige werden nicht irregehen. Dort wird kein Löwe sein, und kein reißendes Tier wird ihn ersteigen noch dort gefunden werden; und die Erlösten werden darauf wandeln.“ Sicher wird es auf der Erde zur Zeit des Tausendjährigen Reiches tatsächlich mehr als einen einzigen Weg geben (vgl. Hes 43,4; 44,1.4). Aber es ist nur EIN Weg, auf dem das Volk zum Herrn Jesus und zum irdischen Jerusalem geführt wird: ein gottgeweihter Weg, den nur die Erlösten des Volkes Israel betreten werden und auf dem keine Unreinheit, kein Irregehen und keine Gefahren von außen mehr gefunden werden. Die Parallelen zu der EINEN Straße des himmlischen Jerusalem, die Gottes himmlisches Volk betreten wird, sind doch auffallend.

So macht uns die EINE Straße deutlich, welch eine herrliche Zukunft auch in Bezug auf die Einheit aller Gläubigen vor uns liegt. Sie will aber auch als Vorbild dienen und ermuntern, dass wir als Gläubige heute schon zu Seiner Ehre gemeinsam den einen Weg gehen, den uns Sein Wort aufzeigt.