Wer im Dunkel tappt, muss sich auf sein Gefühl verlassen. Das trifft zu hundert Prozent auch auf unser geistliches Leben zu. Wo das Licht des Wortes Gottes fehlt, werden Gefühle zu Rate gezogen – und sie sind schlechte Ratgeber. „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuß und Licht für meinen Pfad“ (Ps 119,105).

Einige Beispiele sollen das verdeutlichen:

Das Gefühl entwickelt Zuneigungen zu einem Ungläubigen und fängt eine Beziehung an. Das Wort Gottes dagegen sagt ganz klar, dass ein Gläubiger nicht in einem ungleichen Joch mit einem Ungläubigen sein soll (2. Kor 6,14).

Das Gefühl sagt vielleicht, dass man mit einer Person, die von der Versammlung als ein Böser ausgeschlossen wurde, weiterhin Kontakt haben muss, um sie zu gewinnen. Das Wort Gottes gebietet jedoch, mit einem solchen keinen Umgang zu haben (1. Kor 5, 11).

Gefühlsmäßig möchte ich einen Verführer, der mit einer bösen Lehre an meine Haustür kommt, vielleicht aufnehmen, um ihn von etwas Besserem zu überzeugen. Doch Gottes Wort lehrt mich, ihn nicht ins Haus aufzunehmen und nicht einmal zu grüßen (2. Joh 10).

Meine Gefühle werden von einem – wie ich finde – schönen Lied angesprochen. Vielleicht ist es die Melodie, der Rhythmus oder ein sentimentaler Text, was mich anspricht. Im Licht des Wortes Gottes merke ich erst, dass der Text gar nicht der biblischen Wahrheit entspricht.

Meine Gefühle kommen durch einen Film oder ein Buch in Wallung, doch hält es auch dem heiligen Maßstab des Wortes Gottes stand?

„Es wäre doch schön“, sagt das Gefühl, „wenn sich auch Schwestern in den Zusammenkünften beteiligen.“ Aber wie ließe sich das mit dem Gebot aus 1. Korinther 14,34 vereinbaren: „Eure Frauen sollen schweigen in den Versammlungen?“

Mein Gefühl sagt mir, dass wir dringend Musikinstrumente in den Zusammenkünften brauchen. Doch wenn ich in Ruhe das Wort untersuche, finde ich Musikinstrumente zwar im alttestamentlichen Gottesdienst. Doch für christliche Zusammenkünfte haben sie keine Bedeutung.

Nie sollten wir uns allein auf unsere Gefühle verlassen, sondern auf alles das Licht des Wortes Gottes scheinen lassen. Dann tun wir sichere Schrittte und tappen nicht im Dunkeln. Ich wage zu behaupten, dass der Herr Jesus sich nie von seinen Gefühlen leiten ließ. Sonst hätte er wohl dafür gesorgt, dass Johannes der Täufer oder Lazarus nicht gestorben wären. Er hätte seine Verwandten empfangen, als man ihm berichtete, dass sie draußen ständen. Er hätte auch die Umarmung durch Maria nach seiner Auferstehung geschehen lassen. War er deshalb gefühllos? Keineswegs. Die Tränen am Grab des Lazarus sprechen eine deutliche Sprache.