Nachdem der Apostel die Liebe Gottes zu uns vorgestellt hat, kommt er nun auf zwei Konsequenzen des Werkes des Herrn Jesus für uns zu sprechen. Dabei geht es in Römer 5,9 um unsere Rechtfertigung durch das Blut des Herrn Jesus und die Konsequenz daraus und in Vers zehn um unsere Versöhnung durch den Tod des Herrn Jesus und die Konsequenz daraus. Beide Konsequenzen finden ihre Grundlage auf dem Werk des Herrn Jesus am Kreuz.

Wir haben schon gesehen, was es bedeutet, dass wir gerechtfertigt sind: Gott sieht uns, als ob wie niemals gesündigt hätten. An dieser Stelle wird das Mittel unserer Rechtfertigung betont: das Blut des Herrn Jesus. Es ist natürlich nicht das Blut, das tatsächlich bei der Kreuzigung geflossen ist. Wenn hier von dem Blut gesprochen wird, dann ist damit das heilige, sündlose Leben des Herrn Jesus gemeint, das er zur Verherrlichung Gottes hingegeben hat. Dieses Blut ist für Gott so wertvoll, dass er, wenn er es sieht, vorübergehen kann, ohne Gericht auszuüben (vgl. 2. Mo 12,13).

Wenn Gott uns nun ansieht, dann sieht er nicht mehr unseren sündigen Zustand, sondern das Blut des Herrn Jesus. Ein schönes Bild davon sehen wir in der Bundeslade am großen Versöhnungstag in 3. Mose 16. Auf der Bundeslage befand sich der Deckel mit den beiden Cherubimen. Diese berührten sich mit den Flügeln und schauten nach unten, direkt in das Innere der Bundeslade. Dort sahen sie das Gesetz – Gottes heilige Forderungen an sein Volk. Was aber mussten sie feststellen? Dass das Volk den Forderungen Gottes nicht entsprach und das Gesetz vielfach übertreten hatte. Die Konsequenz daraus ist Gericht. Doch dann wurde das Blut des einen Bockes auf den Deckel gesprengt. Fortan sahen die Engel nicht mehr die Übertretungen des Volkes, sondern das Blut des Bockes, das davon zeugte, dass Sühnung geschehen war.

Der Mensch ist von Natur aus ein „Kind des Zorns“ (Eph 2,3). Er gehorcht Gott nicht und daher kommt Gottes Zorn über die „Söhne des Ungehorsams“ (Eph 2,2; Kol 3,6). Durch seinen Starrsinn und seine Unbußfertigkeit häuft der Mensch sich immer mehr Zorn auf (Röm 2,5). Anstatt Buße zu tun, von seinen sündigen Wegen umzukehren und den Herrn Jesus im Glauben als seinen Retter anzunehmen, lehnt er Gott weiterhin ab und hält es nicht für gut, „Gott in Erkenntnis zu haben“ (Röm 2,28). Und so bleibt der Zorn Gottes auf ihm (Joh 3,36). Gott ist gerecht, wenn er so einen Menschen richtet (Röm 2,5; 3,5). Doch genauso gerecht ist Gott, wenn er den rechtfertigt, „der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm 3,26).

Da wir nun in der Kraft des Blutes des Herrn Jesus gerechtfertigt sind und Gott uns in dem Herrn Jesus sieht, wie ist es da noch möglich, dass Gottes Zorn auf uns bliebe? Das ist unmöglich! Denken wir noch einmal zurück an Römer 5,8: Wenn die Liebe so mit uns gehandelt hat, als wir noch Sünder waren, wie wird sie mit uns jetzt verfahren, da wir durch das Blut des Herrn Jesus gerechtfertigt worden sind? Gott schaut jetzt auf uns mit demselben Wohlgefallen, wie er auf seinen Sohn sieht; wir stehen in seiner Gunst (Röm 5,2) – und daher werden wir auch durch den Herrn Jesus gerettet werden vor dem Zorn Gottes.

Können wir da nicht zu Recht freudig singen: „Kein Gericht mehr droht, du gingst in den Tod“?