Die meisten werden sicherlich vertraut sein mit der Szene auf dem Berg der Verklärung, als der Herr Jesus vor den Augen Seiner Jünger verwandelt wurde und Mose und Elia in Herrlichkeit erschienen, um Seinen Ausgang, den Er in Jerusalem erfüllen sollte, zu besprechen (Mt 17,1–8; Mk 9,1–8; Lk 9,28–36). Petrus war einer der drei Jünger, der das Vorrecht hatte, dieser herrlichen Szene beizuwohnen und ein Augenzeuge Seiner herrlichen Größe zu sein (2. Pet 1,16–18). Ergriffen von Furcht und überwältigt von dem, was sich vor seinen Augen abspielte – der Sohn des Menschen in der Herrlichkeit Seines Reiches und die Gemeinschaft von Mose und Elia –, wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Vielleicht war es der Wunsch, dieses Reich nun augenblicklich aufzurichten, zusammen mit der Furcht, die erhabene Szene könnte allzu schnell wieder vorbei sein, die ihn zu dem Vorschlag bewogen, drei Hütten zu machen. Gewiss war er sich jedoch der Tragweite und der Folgen seines Vorschlags kaum bewusst, als er sagte: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine“ (Mt 17,4). Wenn irgend möglich wollte er die Schönheit und Erhabenheit dieses Augenblicks erhalten und für eine gewisse Zeit fortbestehen lassen.

Können wir Petrus nicht gut verstehen? Haben wir nicht manchmal ähnliche Gedanken und Empfindungen? Ist es nicht oft auch unser Wunsch, gesegnete Augenblicke in der Gegenwart des Herrn und in der Gemeinschaft von Gläubigen könnten etwas länger fortbestehen, bevor wir wieder „von dem Berg herabsteigen“ und uns in das „Tal irdischer Umstände und Nöte“ begeben müssen? Wir wollen nicht auf Petrus herabsehen, denn wir sind nicht besser. Lasst uns vielmehr die Lektionen lernen, die auch Petrus lernen musste!

Eine Hütte für den Herrn?

Petrus sprach davon, dem Herrn eine Hütte bauen zu wollen. Sicherlich meinte er es aufrichtig, doch hatte er vergessen, wer es war, der sich da mit Mose und Elia unterredete? Hatte er vergessen, dass diese erhabene Person der geliebte Sohn des Vaters ist, ja Gott selbst, der sich herabließ, um ihnen Seine zukünftige Herrlichkeit als Sohn des Menschen zu zeigen? Welcher sterbliche Mensch wäre je dazu in der Lage, dieser einzigartigen Person, Gott offenbart im Fleisch, ein Haus zu bauen, geschweige denn ein Hütte? Schon Salomo musste seinerzeit bekennen: „Aber sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe“ (1. Kön 8,27)!

Der Mensch ist gänzlich unfähig, Gott ein Haus zu bauen. Es ist der Herr Jesus selbst, der heute Sein Haus, die Versammlung, baut (Mt 16,18). Wer sonst wäre dazu auch in der Lage? Sein Bauen ist vollkommen. Er macht keine Fehler. Doch in Seiner Gnade lässt Er auch uns an diesem Werk teilhaben. Er möchte sogar, dass wir an diesem Bau, dessen Grundlage Er selbst ist (1. Kor 3,11), mitbauen! Doch an uns liegt es, wie wir bauen. Paulus konnte sagen: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut“ (1. Kor 3,10).

Drei getrennte Hütten?

Auch der Gedanke an drei getrennte Hütten wird der Lehre der Schrift nicht gerecht und kann in der Gegenwart des Herrn nicht bestehen. Der Herr hat nur ein Haus auf dieser Erde, nur einen Tempel, nur eine Versammlung. Alle zu einem bestimmten Zeitpunkt auf dieser Erde lebenden Gläubigen bilden eine Einheit, einen heiligen Tempel im Herrn, in dem jeder lebendige Stein mit aufgebaut wird zu einer Behausung Gottes im Geist (Eph 2,21.22). Gott selbst in der Person des Heiligen Geistes wohnt in diesem Haus (1. Kor 3,16). Gott baut nicht verschiedene Häuser oder Tempel auf dieser Erde, genauso wenig wie Er verschiedene Versammlungen oder Gemeinschaften hat. Er hat nur ein Haus, nur eine Versammlung.

Was Menschen in ihrer Verantwortung aus diesem Haus auch gemacht haben, ändert nichts an dem Vorsatz und Ratschluss Gottes in Bezug auf Seine Versammlung. „Da ist ein Leib“ lautet die göttliche Wahrheit, die alle menschlichen Meinungen und Überlegungen als nichtig erweist. Auch wenn die Gläubigen heutzutage verschiedene Wege gehen und die Einheit des Leibes äußerlich nicht mehr wahrgenommen werden kann, so ändert auch das nichts daran, dass es in Gottes Augen nur eine Versammlung auf dieser Erde gibt, die Versammlung des lebendigen Gottes. Es ist Seine Versammlung, die Er sich erworben hat durch das Blut Seines Eigenen (Apg 20,28). Einmal in der Ewigkeit wird diese Versammlung die Hütte Gottes bei den Menschen sein (Off 21,3). Was für eine herrliche Aussicht!

Es ist gut und nützlich, sich diese Wahrheit immer wieder neu ins Gedächtnis zu rufen. Denn beim Anblick der vielen christlichen Benennungen und Gemeinschaften ist es schnell passiert, dass man die Wahrheit von dem einen Leib, der einen Versammlung, aus dem Auge verliert. Und anstatt am Haus Gottes mitzubauen, beginnt man menschliche Hütten aufzubauen, die vor Gott keinen Bestand haben (1. Kor 1,12.13). Möge der Herr einem jeden von uns Gnade schenken, stets Gottes Sichtweise einzunehmen, in dessen Augen es nur eine Versammlung gibt!

Drei gleiche Hütten?

In der Absicht Mose, Elia und dem Herrn jeweils eine Hütte zu bauen, stellte Petrus den Herrn – wenn auch unbewusst – auf eine Stufe mit schwachen und unvollkommenen Geschöpfen. Obwohl zweifellos begnadete Diener des Herrn, müssen sie doch zurücktreten und verblassen angesichts der Größe und Erhabenheit dessen, der sich in ihrer Mitte befand. In dem Augenblick, in dem die Jünger das Bewusstsein von der Einzigartigkeit der Person des Herrn zu verlieren drohten, war es Gott, der Vater, der sie vom Himmel her bezeugte. Nur von dieser Person konnte Er sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört“ (Mt 17,5). Nur diese Person war es, die allezeit das Ihm Wohlgefällige tat und daher Sein uneingeschränktes Wohlgefallen gefunden hatte (Joh 8,29).

Petrus hat offensichtlich die Lektionen gelernt, denn er konnte später schreiben: „Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der prachtvollen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (2. Pet 1,17). Gott wacht stets mit Eifersucht über die Ehre Seines Sohnes. Als die Jünger sich schließlich nach Ergehen der Stimme umblickten, sahen sie niemand mehr, sondern Jesus allein bei sich (Mk 9,8). Es war seinerzeit richtig, auf Mose, den Gesetzgeber, und auf Elia, den Propheten, zu hören, doch jetzt war der Sohn gekommen, der den Vater vollkommen offenbarte. Nun galt es, Ihn anzuschauen und auf Ihn zu hören. Jeder muss vor Ihm weichen, und auch Mose und Elia verschwanden. Gott, der Vater, sorgte dafür, dass sowohl die Augen als auch die Ohren der Jünger wieder ganz auf den Sohn gerichtet waren.

Lasst auch unsere Augen und Ohren, die sich so leicht ablenken lassen, stets auf Ihn gerichtet sein! Lasst uns Ihn anschauen, Ihn betrachten und auf Ihn hören! So manches Problem, so manche Frage würde sich dadurch von selbst klären, so manche Wunde würde dadurch heilen. Das ist es, was das Christentum ausmacht. Es ist das Anschauen Seiner herrlichen Person und das Hören auf Seine Stimme.