Ziemlich unvermittelt lesen wir mitten in der Satzung des Passah (2. Mo 12,43–49), wo es eigentlich darum geht, wer an der Passahfeier teilnehmen durfte und wo gefeiert werden sollte, die beachtenswerte Anweisung: „Ihr sollt kein Bein [d.h. keinen Knochen] an ihm [d.h. an dem Passahlamm] zerbrechen.“ Was hat es mit dieser Anweisung auf sich?

Man kann dieses Gebot nur verstehen, wenn man die geistliche Bedeutung dahinter erkennt. Das Passah ist ein Hinweis auf Christus (vgl. 1. Kor 5,7). Die Bedeutung dieser Vorschrift ist mindestens dreifach:

  1. Johannes 19,36 macht deutlich, dass dieser Vers am Kreuz von Golgatha eine wörtliche Erfüllung fand. Als die Soldaten zu dem Kreuz in der Mitte kamen, um dem wahren Passahlamm die Beine zu brechen, weil dadurch das Sterben beschleunigt würde, war Jesus bereits gestorben, und sie unterließen die geplante Handlung. Gott wachte über den Körper seines Christus und ließ nach dem vollbrachten Sühnungswerk außer dem Speerstich, der zum Zeugnis nötig war (vgl. Joh 19,34), keine rohe und ungebührliche Behandlung des Leibes Jesu zu. Er „bewahrt seine Gebeine“ (Ps 34,21). Ist das nicht auch ein Ausdruck der Wertschätzung Gottes für seinen Sohn?

  2. Genau wie über den Körper des Herrn Jesus wacht Gott mit Eifersucht über die gesamte Herrlichkeit der Person seines Sohnes. Er duldet nichts, was in irgendeiner Weise dieser Herrlichkeit Abbruch tut. Lasst uns daher ehrfürchtig und treu mit der Person unseres Erretters umgehen und nicht einmal einen Gedanken in uns dulden, der die Größe und Herrlichkeit des Herrn Jesus irgendwie schmälern oder – was unsere Verantwortung angeht – „zerbrechen“ könnte.

  3. Die Parallelen zwischen der Satzung des Passah und den Gedanken Gottes in Bezug auf das Mahl des Herrn sind unübersehbar. Deshalb dürfen wir in der Anweisung, dass kein Bein an dem Passahlamm zerbrochen werden soll, auch einen Hinweis darauf sehen, dass das Mahl des Herrn nicht in Verbindung gebracht werden darf mit falschen Lehren in Bezug auf die Person des Herrn. Wer mit solchen bösen Lehren in Verbindung ist, mit dem haben wir keine Gemeinschaft (vgl. 2. Joh 9–11) und der hat auch keinen Platz am Tisch des Herrn!