„Über Geld spricht man nicht, man hat es nur“, sagt der Volksmund. Interessant ist, dass der Herr an sehr vielen Stellen über Geld und wie wir damit umgehen sollen, spricht. Das 16. Kapitel des Lukasevangeliums, in dem der Herr das Gleichnis von dem ungerechten Verwalter erzählt, ist nur ein Beispiel davon.

Wer ist gemeint?

Noch in Kapitel 15 hatte der Herr zu Zöllnern und Sündern gesprochen (Lk 15,1). Sie waren verloren und mussten gefunden werden, um errettet zu werden. In den folgenden drei Gleichnissen macht der Herr deutlich, dass alle drei Personen der Gottheit bemüht sind, damit verlorene Sünder gerettet werden:

1.     Der Herr Jesus sucht,
2.     der Heilige Geist sucht,
3.     und der Vater empfängt.

In dem Gleichnis von dem ungerechten Verwalter wendet der Herr sich nun an seine Jünger (Lk 16,1). Er redet somit zu solchen, die schon gefunden sind und für den leben sollen, der sie gefunden hat. Der Herr macht ihnen und uns in dem Gleichnis deutlich, wie wir in Bezug auf Geld denken sollen und welches Verhalten Wert in seinen Augen hat.

Der ungerechte Verwalter

Das Gleichnis an sich ist nicht schwer: Ein reicher Mann hat einen Verwalter. Doch anstatt dass dieser die Habe seines Herrn in dessen Sinn verwaltet, verschwendet er sie und wird daher als Verwalter abgesetzt. In Angst um seine zukünftige Sicherheit ersinnt der ungerechte Verwalter einen klugen Plan: Weil er nicht graben kann und sich schämt zu betteln, geht er hin und erlässt den Schuldnern seines Herrn großzügig einen Teil ihrer Schuld. Auf diese Weise macht er sie sich zu Freunden, und hofft, dass sie ihn in ihre Häuser aufnehmen werden, wenn er nicht mehr Verwalter sein wird.

Auch wir haben eine Habe anvertraut bekommen, über die wir als Verwalter gesetzt worden sind. Damit sind unsere Fähigkeiten, unsere Zeit und unsere Energie genauso gemeint wie unsere materiellen Besitztümer, unser Geld, unsere Häuser, unsere Autos etc. (vgl. Lk 15,12). Die Frage ist: Wie gehen wir damit um?

An die Zukunft denken

Merkwürdig ist, dass der Herr das Verhalten des Verwalters lobt. Nicht weil dieser ungerecht und verschwenderisch mit der ihm anvertrauten Habe umgegangen ist. Nein, sondern weil an die Zukunft gedacht und sein Handeln daran ausgerichtet hat (Lk 16,4). Genau diese Verhaltensweise nennt der Herr „klug“. Der ungerechte Verwalter „opferte“ die Gegenwart im Hinblick auf die Zukunft. Genau dieses Denken und Verhalten sucht der Herr auch bei dir und mir. Anstatt im Hier und Jetzt und für uns zu leben, sollen wir an die ewige Zukunft denken. Dies ist eine wichtige Überlegung für unsere Herzen als Jünger. Es hätte unaufhaltbares Verderben für den ungerechten Verwalter bedeutet, hätte er nur an die Gegenwart gedacht und die Güter seines Herrn für sich selbst verwendet. Doch die Gegenwart ist nicht unser wirkliches Ziel, sondern es ist die ewige Zukunft, auf die wir unsere Blicke wenden und die unser Handeln in der Gegenwart bestimmen soll. Wir können als Jünger nur dann in der rechten Weise wandeln, wenn wir ein rechtes Verständnis haben von dem, was einmal sein wird, und nicht von dem abgelenkt werden, was ist. Diese Welt wird einmal vergehen. Die Zeit, in der wir unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten und Besitztümer für ihn verwenden können, geht einmal zu Ende, und was wir hier besitzen, werden wir einmal alles verlieren. Unser Denken und Handeln muss daher im Blick auf die Ewigkeit geschehen, geprägt von einem auf die Ewigkeit ausgerichteten Wertesystem. Lasst uns nach vorne, in die Zukunft schauen und dementsprechend handeln. Anstatt darauf bedacht zu sein, alles festzuhalten und für uns selbst zu verwenden, dürfen wir lernen, es freizügig als das uns von Gott anvertraute Gut zu verwenden.

Das Zeugnis des Jüngers

Die Berufung der Versammlung (Gemeinde) ist eine himmlische, keine irdische. Die Segnungen, die wir jetzt schon genießen dürfen, sind himmlischer Natur (Eph 1,4.5). Unser Bürgertum ist nicht auf dieser Erde, sondern im Himmel „von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten“ (Phil 3,20). Wenn er kommt, so wird er uns in die ewige Herrlichkeit des Vaterhauses holen. Doch schon jetzt, obwohl noch auf der Erde, soll unser Sinnen und Trachten nach oben ausgerichtet sein (Kol 3,1.2). Das sollte dann auch in unserem Handeln von den Menschen um uns her beobachtbar sein. Was sehen die Menschen von uns? Was unterscheidet uns von den Menschen um uns her, die nicht an einen lebendigen Gott glauben? Ist unser Verhalten ein Hindernis für ihren Glauben? Ein Bruder schreibt dazu: „Was ist es, was das Zeugnis der Jünger heute so verdirbt? Dass Gläubige hauptsächlich für den gegenwärtigen Moment leben! So ein Wandel ruiniert nicht bloß den Sünder als solchen, sondern auch den Jünger, weil er nur für sich selbst und die Umstände seines Lebens lebt. Es ist unmöglich, so den Herrn zu verherrlichen.“

Der ungerechte Mammon

Im folgenden Versen (Lk 16,9–12) redet der Herr von dem „ungerechten Mammon“. Er verwendet damit einen Begriff, der aus dem Aramäischen kommt und in abschätziger Weise Besitztümer, insbesondere Geld, bezeichnet. Abgesehen davon, dass dieses Geld als „ungerecht“ bezeichnet wird, lernen wir durch den Herrn drei weitere Dinge über das Geld:

  1. Es wird einmal zu Ende gehen (Lk 16,9). Das kann bereits in unserem Leben sein, durch welche Umstände auch immer, oder spätestens am Ende unseres Lebens. Geld und alles andere, was wir hier auf der Erde besitzen, ist vergänglich. „Denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts herausbringen können“ (1. Tim 6,7). Aber dem Endlichen steht das Unendliche bzw. das, was bleibt, gegenüber. Wenn wir an die himmlische Zukunft denken, dann stellen wir uns die Frage, wie wir das, was der Herr uns hier auf der Erde anvertraut hat, so verwenden können, dass es einen Wert für die himmlische Ewigkeit hat.
  2. Es ist das Fremde (Lk 16,12), d.h., es gehört uns nicht. Diese Perspektive einzunehmen, fällt uns vielleicht sehr schwer. Ist das nicht mein Gehalt, das ich für meine Arbeit bekomme? Dementsprechend gehen wir auch mit dem hart erarbeiteten Geld um. Nun, wahrscheinlich fällt es uns relativ einfach, großzügig mit dem Geld eines anderen umzugehen. Wie laufen allzu oft Gefahr, das, was wir besitzen, auch als unser Eigentum anzusehen. Doch das ist nur scheinbar so. Die Weisheit eines Jüngers zeigt sich eben genau darin, es als seines Meisters anzusehen. Wenn wir das tun, so dürfen wir damit im Glauben mit der größtmöglichen Freizügigkeit im Hinblick auf die Zukunft handeln. Wir dürfen so freizügig damit umgehen, wie es der ungerechte Verwalter mit den Gütern seines Herrn getan hat. Natürlich tun wir das nicht in Unabhängigkeit von unserem Herrn, sondern fragen ihn – in den kleinen wie in den großen Dingen –, was sein Wille ist.
  3. Der Mammon ist nicht nur „das Fremde“, sondern auch das „Geringste“ (Lk 16,10). Besitz und Geld mag in der Welt, und leider auch in der Christenheit, einen sehr hohen, wenn nicht den höchsten Stellenwert haben – „Geld regiert die Welt“. Doch der Herr gibt ihm hier den wahren Stellenwert – es ist das Geringste.

Das Viele, das Wahrhaftige und das Unsrige

Müssen wir die Sicht auf unseren Besitz noch einmal zurechtrücken? Der Herr tut es hier: Unser Besitz vergeht, gehört nicht uns und ist das Geringste. Doch dem gegenüber steht das Ewige, das Unsrige, das viele und das Wahrhaftige.

Wie nun gehen wir mit den uns anvertrauten Gütern um? In den Versen Lukas 16,10–12 fordert der Herr uns auf, treue Verwalter zu sein. Das bedeutet, dass wir beständig und zuverlässig in unserer Gesinnung unserem Herrn gegenüber sind. Sicherlich etwas unerwartet für uns ist der rechte Umgang mit irdischen und materiellen Gütern eine Bedingung für den Genuss geistlicher Segnungen. Unser wahrer Reichtum ist nicht irdisch und materiell, sondern himmlisch und geistlich. Es sind all die Dinge, die mit der Person des Herrn Jesus in Verbindung stehen. Sie vergehen nicht, noch können sie uns genommen werden. Das ist es, was der Herr hier mit dem vielem, dem Wahrhaftigen und dem Eurigen meint. Aber um in den wahren Genuss dieser Dinge zu kommen, ist Treue in dem Geringsten, dem Fremden, dem ungerechten Mammon notwendig. Das ist eine ernste Warnung und Lektion für uns. Wenn wir unsere irdischen Güter nicht zum Segen für andere einsetzen, ist keine Grundlage dafür gegeben, dass der Herr uns die wahren Reichtümer anvertrauen kann. Wir berauben uns dann nicht nur selbst der Freude daran, sondern sind auch nicht in der Lage, sie an andere weiterzugeben.

Es fällt uns sicherlich nicht schwer, die Gedanken des Herrn zu verstehen. Wie das konkret in unserem Leben auszusehen hat, kann sicherlich nicht pauschal gesagt werden. Wollen wir andere Geschwister oder das Werk des Herrn finanziell unterstützen? Dann fragen wir uns, ob wir sparsamer leben oder ggf. auf Dinge verzichten können, um mehr Geld dem Herrn geben zu können. Wollen wir in der Lage sein, andere geistlich aufzuerbauen und zu ermuntern? Dann fragen wir uns, ob es Tätigkeiten in unserem Leben gibt, die unnötig Energie und Zeit bündeln, die wir anders besser verwenden können. Bitten wir unseren Herrn, dass er uns Führung und Weisheit gibt, einen Weg zu seiner Freude zu gehen.

Freunde machen

Mit dem ungerechten Mammon sollen wir uns Freunde machen. Warum? Weil er einmal zu Ende gehen wird. Worauf wir aber unser Sinnen richten sollen, sind die unvergänglichen Dinge. Wo sollen wir uns Freunde machen? In den ewigen Hütten – und damit ist unzweifelhaft der Himmel gemeint. Wie können wir das machen? Indem wir die von Gott uns anvertraute Habe in seinem Sinn verwenden – verantwortungsvoll und im Blick auf die Ewigkeit.

Dann machen wir uns vor allem den Herrn Jesus zum Freund. Er macht sich eins mit den Sorgen, Nöten oder Bedürfnissen seiner Jünger. Alles, was wir hier einem Menschen tun, tun wir für den Herrn (vgl. Mt 25,40). Er sieht es, wenn wir gegenwärtige Vorteile im Hinblick auf die Ewigkeit opfern – sei es unsere Zeit, die wir nicht für uns verwenden, oder sei es unser Geld, das wir nicht für uns ausgeben. Wie wird es wohl einmal am Richterstuhl des Christus sein, wenn er uns dann auch die Auswirkungen dessen zeigen wird, was wir hier für ihn getan haben, dessen Früchte wir aber nicht gesehen haben? Wir dürfen sichergehen, dass wir dann sein Wohlgefallen darin haben werden. „Wohl du guter und treuer Knecht … gehe ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21). Und was für eine Freude wird es für uns sein, diese Worte zu hören! Was für eine Freude aber auch, die zu sehen, denen unsere Mühen und Opfer gegolten haben!