Lieber ...[1],

ich freue mich, dass Du in Deiner Arbeit Unterstützung erhältst und glücklich bist – und auch, wie ich annehme, immer abhängig bist. Das ist das Geheimnis einer Arbeit, die mit Gott getan wird und die, wenn sie auch leise zu geschehen scheint, bestehen bleibt und die Grundlage für Fortschritt legt. Ich kann jetzt nur ein paar Zeilen schreiben, obwohl ich mich, Gott sei Dank, viel besser fühle.

Es ist nicht so, dass es keine Tiefen im Wort Gottes gäbe, aber wenn wir es mit Seiner Gnade und Seinem Geist erforschen, liegt es immer klar für uns an der Oberfläche; denn wir haben es von Ihm. Die Sahne schwimmt auf der Oberfläche, nicht, dass wir nicht suchen und studieren sollten, aber das, was wir von Gott empfangen, ist klar und liegt an der Oberfläche. Bis dahin müssen wir warten, bis Er uns belehrt. Die Schriftstelle, die Du anführst, ist ziemlich allgemein[2]. In einem großen Haus musst Du alle Arten von Gefäßen erwarten, edle und unedle. Die Christenheit hat sich zu einem solchen Haus entwickelt und daher müssen wir auch mit solchen Gefäßen rechnen. Falsche Lehre ist, wenn sie einen Menschen charakterisiert, ein Gefäß zur Unehre; gesunde und erhabene Lehre, die von Unheiligkeit begleitet wird, macht einen Menschen zu einem Gefäß zur Unehre. Menschen die sakramentale Verfälschungen aufbauen, wie Puseyiten[3], Römisch-Katholische, Griechisch-Orthodoxe, sind – jedenfalls als Lehrer – Gefäße zur Unehre. Ich nenne diese lediglich als Beispiele; aber es bleibt dem geistlichen Unterscheidungsvermögen überlassen, das, was vorliegt, nach dem Wort zu beurteilen und sich dann von ihnen zu reinigen

Möge der Herr Dich demütig und in Seiner Nähe erhalten.

London, 9. Februar.

John Nelson Darby 

Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Manuel Thomas: Letters of J. N. Darby, Volume Three (1879–1882), Reprint 1971, Heijkoop, Winschoten/Netherlands, S. 134.


Fußnoten:

  1. Nach http://www.stempublishing.com/authors/darby/letters/53116E.html von London aus am 9. Februar 1881 an W Moore geschrieben.
  2. Offenbar geht es um 2. Timotheus 2,20.21: „In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.“
  3. „Puseyismus heißt eine dem röm. Katholizismus zugeneigte Richtung in der engl. Hochkirche (s.d.). Sie führt ihren Namen von Dr. Pusey, geb. um 1800, Kanonikus an der Christ Church und Prof der hebr. Sprache zu Oxford“ (Wigand’s Conversations-Lexikon, Band 11, Leipzig, 1850, S. 263).