Wir sind guten Mutes, veranlasst durch unsere Schwachheit

Wir sind nur Gefäße, und zwar irdene Gefäße, schwach und zerbrechlich; aber das Empfinden der Schwachheit bewirkt nie einen Mangel an Zuversicht, wenn man sich in Gottes Gegenwart aufhält. Gott hat einfache und zerbrechliche Gefäße ausgewählt, um seine Herrlichkeit in ihnen zu lagern. Er füllt sie mit dem unaussprechlichen Reichtum seines eigenen Lichts; und er hat sein Licht hineingetan, damit es hervorstrahle! Und wenn es aus dem Herzen und Leben hervorstrahlt, dann zeigt es der Welt – wenn auch in schwacher Weise – die Realität der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Möchten doch die irdenen Gefäße dieses Licht in größerem Glanz beinhalten. Der gegenwärtige Unglaube bezeugt aus seinem eigenen Mund und Leben, dass der menschliche Verstand unfähig ist, die Schriften zu verstehen. Ohne den Geist Gottes bleibt das Wort Gottes in der Hand des Menschen ein versiegeltes Buch. Doch Gott hat seinen Geist in die Seinen gesandt, damit Kraft von ihnen ausgehe zu seiner Herrlichkeit auf der Erde. Er ändert nicht das irdene Gefäß, um das zu erreichen. Würde er das tun, dann käme dem Gefäß vielleicht mehr Ehre zu als dem Inhalt. Die Überschwänglichkeit der Kraft ist Gottes und nicht aus uns.

Die Schwachheit des Gefäßes bleibt. Umstände ändern sich nicht durch die Bekehrung. Es gibt Christen, die erwarten, dass sie durch die Neugeburt goldene Gefäße werden; doch auch wenn der Schatz wertvoller ist als Gold, besitzen wir ihn „in irdenen Gefäßen“. Während wir also den Platz als Gefäße beibehalten, bewirkt Gott, dass Christus aus uns hervorstrahlt, und das beweist den göttlichen Schatz in uns. Weil Gott uns dazu bereitet hat, sind wir nun „allezeit guten Mutes“.

Wir sind guten Mutes in den Prüfungen des Lebens

Kummer und Schmerz sind das Erbe der Menschenkinder. Prüfungen müssen ertragen werden, Bedrängnisse sind ihnen bestimmt; und der Christ hat neben den Prüfungen, die allen Menschen gemein sind, noch Prüfungen, die von anderer Natur sind. Er hat den Geist Gottes in sich, und damit hat er Augen, die Sünde und Leid so sehen, wie Gott sie sieht. Er hat die Gesinnung Christi, und damit ist er fähig, das Herz seines Herrn und seine Wünsche für sein Volk zu kennen und das Abweichen des Menschen von Christus in gewissem Maß zu verstehen. Außerdem ist er berufen, für Christus zu leiden, in einer Welt, die Christus entgegen ist und schon immer war. Doch sollen Leiden seinen Triumphgesang verstummen lassen? Höre, was solche sagen, die gelitten haben, wie es Christen in unseren Tagen selten müssen: „Überall bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend.“ Nein, diese Prüfungen riefen in ihrem Leben einen duftenden Wohlgeruch hervor. Diese Menschen waren wie Kräuter, die, wenn sie kleingestoßen werden, ihren Duft entfalten, oder wie das Gras, das, wenn es abgeschnitten wird, die Frühlingsluft mit süßem Geruch erfüllt. So wie sie das Sterben Jesu in ihren Leibern umhertrugen, so wurde auch das Leben Jesu, seine Schönheit und seine Gnade, in ihren sterblichen Leibern offenbart.

Im Himmel, in verherrlichten Leibern, wird von den Seinen der Wohlgeruch Christi ausgehen, aber auch auf der Erde, in schwachen, sterblichen Leibern, sollte die Offenbarung des Lebens Jesu in uns zu sehen sein. Man wird zugeben müssen, dass diejenigen, deren Herzen am meisten von dem verherrlichten Christus kennen, auch in ihrem Leben am meisten von dem gekreuzigten Christus zeigen. Die Kenntnis eines verherrlichten Christus ist das Segel eines Bootes, das die himmlische Brise einfängt und das Boot himmelwärts beschleunigt; das Umhertragen des Sterbens Jesu im Leib ist die Stabilität der Seele, die sie in Wellen und Stürmen aufrechthält. Das mit der Person des Verherrlichten erfüllte Herz ist von einem Gegenstand erfüllt, der die Kraft und Energie des göttlichen Lebens hervorruft und uns zum Himmel und zu Christus hintreibt. Das mit dem Tod Christi erfüllte Herz – durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt und durch den der alte Mensch mit Christus gekreuzigt ist – ist von einem starken und Christus ähnlichen Geist erfüllt, der die Schritte dahin lenkt, dass sie dem Pfad folgen, den der Herr hier auf der Erde gegangen ist. Es ist ein praktisches Wort, dass wir im Leib das Sterben des Herrn Jesus – das Sterben am Kreuz – umhertragen, damit das Leben (der Charakter) Jesu in unseren sterblichen Leibern offenbar werden möge.

Sie wachsen täglich durch Leid und Bedrängnis, werden ihrem Meister immer ähnlicher, offenbaren das Leben Jesu in den alltäglichen Dingen, und in diesen Leiden und Verfolgungen hört man wieder das von Gott gegebene Wort von ihren Lippen: „So sind wir nun allezeit guten Mutes.“

Wir sind guten Mutes, wenn der Märtyrertod droht

Selbst das erschütterte ihr Vertrauen nicht. Stündliche Kämpfe, Prüfungen, Verlegenheiten waren das Teil dieser edlen Männer und sie mussten mit ansehen, wie sich einige Herzen von Christus abwandten und es bei anderen im Volk Gottes Schwierigkeiten gab, und über allem drohte der baldige Märtyrertod. „Wir, die wir leben, werden allezeit dem Tode überliefert um Jesu willen.“ Doch ihr Siegesschrei des Glaubens nahm dadurch nicht ab. Am Ende würde der Eingang in die Gegenwart dessen stehen, der für sie starb. „So sind wir nun allezeit guten Mutes.“

Wir sind guten Mutes angesichts des Todes

Lasst uns dem Tod ruhig entgegensehen; er mag uns schon bald ereilen. Wie werden wir den „König der Schrecken“, wie die Welt ihn bezeichnet, begrüßen, den Gott, wenn er über sein Volk spricht, als Schlaf beschreibt? Mit diesen Worten: „Wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln“! „Wir wissen“! Was für eine Sicherheit; und wieder gründet sich die Zuversicht auf Gott. Das verfallende Zelt wird eingetauscht gegen den Bau von Gott. Es ist wahr, dass Gott unsere Leiber aus Staub gemacht hat und dass wir ihm unsere Existenz auf der Erde verdanken, aber die Sünde hat die Schönheit unseres Zeltes verdorben. Verfall hat es ergriffen. Der Tod wird es niederreißen. Was dann? In die Erde gelegt, wird es nicht mehr gefunden werden. Aber ein beständiger Bau wird auferstehen, ein Haus erwartet jeden erlösten Geist, ein ewiges Haus in den Himmeln. Gott hat einen Auferstehungsleib für uns in der Zukunft und eine Heimat in der Herrlichkeit, die auf uns warten.

Und Gott selbst hat das bewirkt. Ja noch mehr: Sollte der Tod kommen, sollten wir ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein, dann wird Jesus selbst in einer besonderen Weise in der Stunde des Todes bei uns sein. Denn so wie die Schwachheit des Kindes die besondere Fürsorge seiner Mutter nötig macht, so ruft die Schwachheit der Seinen in der Stunde ihres Todes auf bemerkenswerte Weise die zarte Fürsorge des Herrn für sie hervor. Es mag geschehen, dass, wenn die Füße eines Gläubigen an das Ufer des Jordan kommen, das Herz Kälte empfindet wie bei dessen Wasser. Er mag um die Vergebung wissen und sich der Herrlichkeit gewiss sein, und dennoch mag es ihm an der Freude mangeln, nach Hause zu gehen. Ich erinnere mich an ein solches Beispiel. Die Schwester, die ich meine, hatte jahrelang die Segnungen des christlichen Lebens gekannt und hatte keine Zweifel bezüglich ihres Heils und sagte dann doch, als der Tod näherkam: „Alles scheint so dunkel und einsam.“ Das Wort: „Ich bin bei dir“, war es dann, was die Dunkelheit in Licht und die Einsamkeit in Freude verwandelte. „Ich bin jetzt nicht allein“, sagte sie, „Jesus ist bei mir. Seine Person und auch sein Werk erfüllen jetzt meine Seele.“ Und so überquerte sie den Fluss, dessen Wassermacht sein Tod für die Seinen vor 1800 (jetzt 2000) Jahren brach.

Der Apostel konnte in seiner tiefen Vertrautheit mit der Person des Herrn Jesus sagen: „Wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn sein. Und auch wir dürfen, wenn wir betrachten, wozu Gott uns bereitet hat, ausdrücken: „So sind wir nun allezeit guten Mutes.“