Der Römerbrief wurde ca. 58 n. Chr. geschrieben. Paulus hatte seine dritte Missionsreise bereits beendet und stand wahrscheinlich kurz vor seiner ersten, durch seine Landsleute angestifteten Gefangennahme. Die Feindschaft ihm gegenüber von Seiten seiner „Verwandten nach dem Fleisch“ hatte ihren Höhepunkt erreicht. Da lesen wir in diesem Brief von einem unglaublichen Wunsch des Paulus. Er hatte den Gedanken gehabt „von dem Christus weg verflucht zu sein“ für seine Brüder aus Israel (Röm 9,3; s. Anm.).

Kann man sich so etwas vorstellen? Nur Hass schlug ihm von den Juden entgegen, und er wollte lieber ewig verloren gehen, wenn dadurch seine Landsleute, die Mörder ihres Messias, gerettet werden könnten.

Ähnlich hatte auch Mose damals gebetet. Als die Bosheit des Volkes Israel einen Höhepunkt erreichte, indem sie sich von Gott und Mose abwandten und das goldene Kalb errichteten und anbeteten, da betete Mose: „Wenn du ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch.“

Natürlich konnte Gott diese Bitten nicht erhören, es hätte auch überhaupt nichts genützt. Doch die Liebe, die diese beiden Männer damit zu ihrem Volk offenbarten, kommt dem großen Vorbild des Herrn Jesus sehr nahe. So sehr lag ihnen die Errettung ihrer Brüder am Herzen, dass sie sich selbst völlig aufgeben wollten. Wie sieht es bei uns aus?