Mit Vers 3 treten wir jetzt in den eigentlichen Brief ein. Vers 3 markiert den Anfang der Lehre des Briefes. Und wie wir gesehen haben ist es ein Lobgesang, was man im Fremdwort Doxologie bezeichnet. Es ist ein Lobgesang der bis Vers 14 geht. Also was wir heute gelesen haben, ist ein Lobgesang, eine Doxologie des Gottes unseres Herrn Jesus Christus.

Wenn wir mal eben in das dritte Kapitel schauen, nachdem der lehrmäßige Teil zu Ende gekommen ist, finden wir wieder eine Doxologie in Vers 20. „Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen.“ So beginnt dieser lehrmäßige Abschnitt mit einem Lobpreis Gottes und endet auch so.

Und dazwischen, geliebte Geschwister, haben wir die Entfaltung des ganzen Ratschlusses Gottes, den ganzen Reichtum seiner Gnade, den unausforschlichen Reichtum des Christus. Der Apostel Paulus sieht den Ratschluss Gottes im Geist vor sich. Er sieht, was im Herzen Gottes war für uns. Und was tut er als erstes? Er bricht aus in Lob. Das hat mich oft bewegt. Ich frage dich einmal, ob du auch mal zusammengebrochen bist beim Lesen eines solchen Wortes hier. Geht das alles kühl bei uns vorüber? Sagst du: „Ist alles wunderbar, aber morgen ist alles wieder wie vorher“?

Ich möchte jetzt versuchen, über einige Punkte zu sprechen. Ich weiß, dass es nur ein Versuch ist, weil die Tiefe unerschöpflich ist. Aber ich möchte, ehe ich anfange, auf Einzelheiten einzugehen, noch etwas vorschalten, was ich auch erst später gelernt habe. Es wird auch in diesem Kapitel erst später genannt, nämlich ein Gebet. Wir haben einige Gebete von  Frauen und Männern Gottes im Alten und Neuen Testament, aber keins dieser Gebete reicht an die Gebete heran, die Paulus im Gefängnis gebetet hat, und die wir im Epheserbrief finden. Das eine Gebet ist gerichtet an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“ und das andere in Kapitel 3 an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“. Aber das ist jetzt nicht mein Gegenstand, sondern der Umstand, dass Paulus empfand und wusste, dass die Verkündigung dieser wunderbaren Wahrheit, wie wir sie hier gelesen haben, allein nicht ausreichte.

Ist das nicht etwas Gewaltiges? Noch einmal: der Apostel Paulus redet inspiriert durch den Geist Gottes, wie keiner heute es kann. Wir hoffen, dass wir die Wahrheit sagen, aber er redete Wort für Wort das, was Gott wollte. Das kann kein Bruder heute für sich in Anspruch nehmen. Das ist wörtliche Inspiration. Er redete, was Gott wollte, und trotzdem sagt er gleichsam: „Ich muss erstmal beten für die Leute.“ „Damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst“, und dann kommen drei Dinge, die wir im ersten Abschnitt heute gelesen haben, nämlich: erstens „die Hoffnung seiner Berufung“ (darauf komme ich gleich zurück, was die Hoffnung seiner Berufung ist), zweitens, „welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist“ -  das ist der zweite Abschnitt der Verse, die wir heute gelesen haben, und drittens „die überragende Kraft, die an uns wirkt“, (nicht „die in uns“), „die an uns wirkt.“ Was ich sagen will (ich kann jetzt nicht auf die Verse eingehen), aber was ich sagen will ist, dass Paulus empfindet, dass die Verkündigung dieser wunderbaren Wahrheit, und ist sie noch so vollkommen geschehen, nicht ausreicht zum Erfassen dieser wunderbaren Gedanken. Das bringt uns auf die Knie, Geliebte. Ich hoffe, dass ihr alle heute Abend hergekommen seid und kurz vorher die Knie gebeugt habt. „Ach, das brauche ich doch nicht, das macht der Bruder, der spricht schon“, sagst du vielleicht. Aber habt ihr das auch gemacht? Es reicht nicht, hierher zu kommen und zu denken: „Da gießt jemand so ein bisschen Öl aus und dann wird schon etwas hängen bleiben.“ Habt ihr schonmal daran gedacht, dass Gott euer Herz aufmachen muss, dass er euch den Geist der Weisheit und Erkenntnis geben muss? Das muss Gott tun, sonst kann ich die wunderbaren Wahrheiten nicht erfassen. Ich kann nicht einmal aus dem wunderbaren Wort Gottes Nutzen ziehen, so wunderbar es auch vor mir liegt, wenn nicht dieses Gebet vorher gebetet und erhört wird. Das ist überhaupt ein Grundsatz, der immer gilt. Wenn wir die Wahrheit Gottes kennen lernen möchten, sei es dass wir uns allein damit beschäftigen, oder unter das Wort kommen, wie heute Abend, das ist egal, dann muss immer der Herr das Herz öffnen, die Augen des Herzens hell machen, damit wir fähig werden, die Gedanken Gottes überhaupt mal zu sehen, zu verstehen, wie schön sie sind, und sie dann ins Herz aufzunehmen. Das wollte ich gerne voraus schicken, weil ich auch empfinde, dass das, was wir jetzt vor uns haben, einfach so gewaltig ist, dass kein menschlicher Geist das fassen kann. Und es ist nicht eine Sache des Intellekts allein, sondern es ist eine Sache des Herzens, das bereit sein muss, jetzt diese Wahrheit aufzunehmen.