«Und Jakob zog aus von Beerseba und ging nach Haran. Und er gelangte an einen Ort und übernachtete daselbst; denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen von den Steinen des Ortes und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich nieder an selbigem Ort. Und er träumte: Und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder an ihr. Und siehe, der Herr stand über ihr und sprach: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf welchem du liegst, dir will ich es geben und deinem Samen ... Und Jakob erwachte von seinem Schlaf und sprach.– Fürwahr, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies die Pforte des Himmels. Und Jakob stand des Morgens früh auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und stellte ihn auf als ein Denkmal und goss Öl auf seine Spitze. Und er gab selbigem Ort den Namen Bethel.» (Siehe die ganze Bibelstelle in 1. Mose 28,10–22.)

«Das Haus Gottes» ist ein wunderbares Thema. Ich führe zum Beweis nur einige Schriftstellen an: «Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Heerscharen! ... Glückselig, die da wohnen in deinem Haus! stets werden sie dich loben ... Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend; ich will lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes, als wohnen in den Zelten der Gesetzlosen» (Psalm 84,1.4.10). «Eines habe ich vom Herrn erbeten, nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit des Herrn und nach ihm zu forschen in seinem Tempel» (Psalm 27,4).

Also auch die Psalmisten bestätigen, dass dies ein herrliches Thema ist. Wenn wir den Worten des Königs Salomo zuhören, merken wir, wie seine Seele ergriffen war, als er sagte: «Aber sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe! » (1. Kön 8,27). Aber Gott hatte gesagt: «Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne» (2. Mose 25,8).

Beim Betrachten dieses Themas werden auch wir Schwierigkeiten haben; zwei davon möchte ich erwähnen:

1) Die Wahrheit über das Haus Gottes ist heute weitherum unbekannt. Wir denken manchmal mehr an die persönlichen Bedürfnisse. Wir nennen das die «Herr–segne–mich–Einstellung». Es scheint heute oft so, als ob Christen gar nicht von sich wegschauen könnten, und es besteht ein innerer Widerstand gegen die Wahrheit des Hauses Gottes. Aber das ändert nichts am Segen, den dieses Thema mit sich bringt. Es ist eigentlich eine Tragödie, wenn wir nur bei uns selbst stehenbleiben, denn Gott hat einen reichen Segen in dem vorgesehen, was die gemeinsame Verantwortung der Christen betrifft. Diesen Aspekt sollten wir nicht aus den Augen verlieren.

2) Unser Verständnis. Wir denken im Moment vielleicht gar nicht daran, wie umfassend dieses Thema ist. Wenn wir jetzt einfach über den Leib des Christus sprächen, dann hätten wir uns in unseren Betrachtungen auf die Schriften des Apostels Paulus beschränken können, ein relativ überschaubares Gebiet. Wenn wir über die Familie Gottes sprechen würden, könnten wir uns auf die Schriften des Apostels Johannes beziehen. Wiederum ein verhältnismäßig überblickbarer Abschnitt der Heiligen Schrift. Oder wenn wir uns über die Versammlung Gottes als Leuchter unterhielten, also über das verantwortliche Zeugnis, das Gott in dieser Welt hat, dann könnten wir uns auf das Neue Testament beschränken.

Aber die Wahrheit vom Haus Gottes finden wir vom ersten Buch Mose an bis zum letzen Kapitel der Offenbarung.

Wir wollen das Thema etwas unterteilen und uns dabei an folgende Punkte halten:

Das Haus Gottes ist der Ort:

  1. wo Gott wohnt,
  2. wo Gott sich zu erkennen gibt,
  3. wo Gott angebetet wird,
  4. wo man eine heilige Furcht vor Ihm hat.

Gott wohnt in seinem Haus

Wenn wir das Haus Gottes betrachten, so wie es uns im Alten Testament vorgestellt wird, dann finden wir in 1. Mose 28 die erste wichtige Stelle, die darauf Bezug hat; denn der Ort Bethel bedeutet Haus Gottes. Weitere wichtige Hinweise auf das Haus Gottes finden wir beim Zelt der Zusammenkunft (Stiftshütte) und beim Tempel.

Wir wollen uns jedoch vor allem mit 1. Mose 28 beschäftigen. Es ist erstaunlich, wie viele Wahrheiten zu unserem Thema in diesem Abschnitt vorgestellt werden, die in anderen Stellen näher erläutert werden.

Vieles, was wir da hervorheben, zeigt sich uns in Form von Bildern. Im Alten Testament haben wir ja Schatten und Darstellungen von göttlichen Wahrheiten. Ihre wesentliche Bedeutung finden wir im Neuen Testament. Doch wenn wir diese Schatten nicht verstehen, können wir auch die Lehre, die uns im Neuen Testament gegeben wird, oft nicht begreifen.

Wir sehen hier in Jakob einen Flüchtling. Er floh vor seinem Bruder Esau. In mancher Hinsicht war er kein attraktiver Mensch. Er war ein Überlister und nahm auf trügerische Weise den Platz eines anderen ein. Er war ein Ränkeschmied, der seinen Vater betrog. Aber er hatte ein Kennzeichen, das ihn über Esau erhob: Er schätzte den Segen Gottes hoch ein. Ich hoffe, wir haben alle diese Einstellung. Nichts ist so wichtig wie der Segen Gottes, der unendlich reich macht.

Jakob kam also nach Bethel. Es war die Stunde des Sonnenuntergangs. Wir finden in der Bibel, dass Gott manche seiner Offenbarungen an Menschen in der Nacht gab. Daraus können wir zweierlei lernen. Wenn es zur Nachtzeit geschieht, dann ist es, weil Gott an einen kommenden Tag denkt. Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen, und in jener zukünftigen Welt wird Gott sich völlig offenbaren können. Aber in der Zwischenzeit, in der Nachtzeit, sagt Er uns schon, was Er zu tun beabsichtigt.

Die andere Belehrung, die wir daraus ziehen können, ist diese: Nachts geht man zu Bett, um zu schlafen, und beim Schlafen ist der eigene Verstand ausgeschaltet. Das ist eine wichtige Voraussetzung in Verbindung mit der Wahrheit des Hauses Gottes. Denn in diesem Gesicht hörte Jakob nur zu, was Gott zu tun beabsichtigte. Ein großer Teil der Verwirrung in Bezug auf die Wahrheit des Hauses Gottes kommt daher, dass der Verstand des Menschen zu tätig ist. Aber in jener Stunde war also Jakobs Verstand nicht im Weg, und ich hoffe, dass auch unser Verstand hier nicht störend wirkt, sondern dass wir uns darauf beschränken, zu hören, was Gottes Gedanken über sein Haus sind.

Als Jakob träumte, sah er eine Leiter (V. 12). Das ist die einzige Leiter, die in der Heiligen Schrift erwähnt wird. Wir lesen zwar noch andere Einzelheiten darüber, aber schon hier bekommen wir wichtige Lektionen.

Es ist eine lange Leiter. Sie ist auf die Erde gestellt und die Spitze reicht bis zum Himmel. Da ist ein Ort auf der Erde, wo Gott in Verbindung mit den Menschen steht, und dieser Platz ist eben das Haus Gottes. Eine andere Einzelheit ist die, dass Engel auf dieser Leiter auf und ab stiegen. In Johannes 1,51 sehen wir, dass sie auf den Sohn des Menschen niedersteigen. Wir haben in diesem prophetischen Bild eine Andeutung auf die zukünftige Welt: Gott steht über der Leiter, der Sohn des Menschen ist unten auf der Erde. Wir möchten jetzt aber besonders hervorheben, dass es auf der Erde einen Ort gibt, wo der Himmel und die Erde zusammenkommen. Und dieser Ort ist das Haus Gottes. Jakob hatte jetzt das große Vorrecht, die Gedanken Gottes zu vernehmen, denn in seinem Haus lernt man Gott kennen, und zwar auf eine wunderbar gesegnete Art. Das möchte ich etwas näher erläutern.

Als Erstes finden wir in Vers 13, dass Gott dem Jakob das Land verheißt, auf welchem er liegt, oder anders gesagt: Gott verspricht ihm das Land Kanaan als Erbe. Andere Schriftstellen erzählen uns natürlich noch mehr davon. Wir lesen dort von seinen Grenzen, von seiner Schönheit, seiner wunderbaren Lage; es ist eine Freude für die ganze Erde, ein Land, das von Milch und Honig fließt. In 5. Mose 8 z.B. erfahren wir weitere Einzelheiten über dieses Land. Dort stoßen wir sogar auf folgende Worte: «Ein Land, in welchem es dir an nichts mangeln wird.»

Man sieht hier, welch einen tiefen Eindruck das auf Jakob gemacht haben muss. Er war Israel und damit der Erste des gleichnamigen Volkes, das für die Erde bestimmt war und ist. Achten wir darauf, dass Gott es ihm bedingungslos versprach. Er verpflichtete sich, es ihm zu geben.

Dazu versprach Gott dem Jakob noch etwas anderes: «Dein Same soll werden wie der Staub der Erde». Dieser Staub spricht von den Kindern Israel (1. Mose 28,14).

Ferner finden wir im gleichen Vers: «Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.» Wir wissen vom Neuen Testament her, dass dieser Same nicht in den natürlichen Nachkommen Jakobs besteht. Es geht hier um die Person, die auf übernatürliche Weise aus dem Geschlecht Jakobs kam. Dieser Ausspruch deutet auf Christus hin. Der Segen für alle Geschlechter der Erde kann sich nur auf der unerschütterlichen Grundlage des gesegneten Erlösers erfüllen. Das sind die ersten Segnungen, die hier in Verbindung mit Jakob gegeben wurden.

Das Zweite, was wir in Vers 15 feststellen, ist, dass Gott Jakob verspricht, Er werde mit ihm sein, Er wolle ihn behüten überall, wohin er gehe, ihn wieder ins Land zurückbringen und ihn nicht verlassen, bis seine Verheißungen erfüllt seien. Das hat mit Gottes Treue zu tun. Ein sehr wichtiger Gegenstand, den auch wir verstehen müssen.

Gott steht zu seinem Wort. Wenn Gott sagt, dass Er etwas tun werde, dann wird Er es sicher tun. Wie wichtig ist das gerade im Zusammenhang mit Jakob. Sein Leben war ja ein Auf und Ab. Es ist ein Bild der Geschichte Israels.

Beim Überblicken der Wege des Volkes seit dieser Prophezeiung sieht man eine lange Geschichte voller Unglück. Die Juden wurden verfolgt, grausam misshandelt, von den Nationen gehasst; bis zum heutigen Augenblick möchten die Araber sie gern ins Meer stürzen. Doch die Verheißung Gottes wird standhalten. Er wird mit diesem Volk sein und sie ins Land zurückbringen. Er hat es zum Teil schon getan. Jede einzelne Verheißung, die Er dem Jakob gegeben hat, wird Er sicher erfüllen.

Das Dritte, das wir im Zusammenhang mit der Offenbarung Gottes zum Segen feststellen, ist dieses: Bethel war der Ort, wo Jakob einen Gedenkstein aufrichtete. Er hatte ihn gesalbt, indem er Öl darauf goss. Jakob sagte dazu, dass dies nichts anderes als die Pforte des Himmels sei. Bildlich gesprochen heißt das: Das Haus Gottes ist ein Zeugnis in dieser Welt, das in der Kraft des Heiligen Geistes besteht und ganz klar verkündet, dass die Güte Gottes weiterreichen wird als nur bis zum Volk Israel. Denn die Pforte oder das Tor ist in der Schrift immer der Ort, wo regiert wird, und im Haus Gottes finden wir, dass seine Regierung oder Verwaltung sich nicht auf Israel beschränkt, sondem bis zu den Nationen reicht. «Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker» (Jesaja 56,7).

Das erinnert an das Gebet Salomos bei der Einweihung des Tempels, als er Gott darum bat, dass in seinem Herzen auch Gnade sein möge für den Fremdling.

Das sehen wir im Beispiel der Königin von Scheba verwirklicht. Sie war eine Fremde, eine aus den Nationen. Aber sie kam nach Jerusalem zu Salomo, um ihn durch schwerwiegende Fragen auf die Probe zu stellen, und die Fragen ihres Herzens wurden beantwortet. Sie konnte das Haus Gottes anschauen. Dabei wurde ihr Herz beim Anblick des Königs Salomo bewegt. Als sie die Stufen sah, auf denen er zum Haus Gottes hinaufging, da war sie ganz außer sich. Sie ging in ihr eigenes Land zurück, nicht nur mit den empfangenen Geschenken, sondern auch mit dem Segen Salomos, beeindruckt vom Haus Gottes und vom König. Das ist genau das, was auch die Nationen in künftigen Tagen erfahren werden.

Gottes Gnade ist zu umfassend, um sich nur auf das Volk Israel zu begrenzen. Sie hat sich ausgestreckt bis zu den Nationen, bis zu dir und zu mir. Natürlich war diese Tatsache nicht zur Freude aller Juden. Das zeigt die Geschichte Jonas. Als damals der Segen zu den Niniviten kommen sollte, da war er gar nicht erfreut. Doch der Segen Gottes geht trotzdem weit hinaus; ein glücklicher Gedanke für dich und für mich.

Gott gibt sich in seinem Haus zu erkennen

Nun geht es um den zweiten Teil unseres Planes. Wir sind vielleicht schon so vertraut mit der Tatsache, dass Gott in seinem Haus wohnt, dass wir gar nicht mehr merken, wie herrlich sie ist. Eine überwältigende Wahrheit!

Wer ist denn Gott? Der Himmel ist sein Wohnort und sein Thron. Als König Salomo das Gewicht dieser Wahrheit fühlte, da rief er aus: «Sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen» (1. Könige 8,27).

Und wie sehen du und ich es? Hören wir einmal dem König David zu: «Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achthast?» (Psalm 8,3.4). Vergleichen wir einmal diese zwei Personen: Gott in seiner Größe und der Mensch in seiner Bedeutungslosigkeit. Aber dieser Gott will bei solchen Menschen wohnen.

Und noch etwas. In Hiob 15 spricht Eliphas sowohl von Gott als auch vom Menschen. Von Gott sagt er: «Die Himmel sind nicht rein in seinen Augen», und vom Mann: «Er trinkt Unrecht wie Wasser» (V. 15.16).

Verstehen wir wirklich, was da gesagt wird? Ein Gott, der so groß, so herrlich, so heilig ist, sagt, dass Er beim Menschen, der so bedeutungslos und voll Sünde ist, wohnen wolle. Wir können es kaum fassen, wie sehr der Mensch verdorben wurde, als die Sünde in die Welt kam. In 1. Mose 3 wird der Sündenfall beschrieben, aber in 1. Mose 6,5 sah Gott schon, «dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag». Und es reute Gott, dass Er den Menschen auf der Erde gemacht hatte.

Wie Gott bei solchen Menschen wohnen kann, müssen wir jetzt genauer betrachten. Das kann Gott nur auf der Grundlage der Erlösung tun.

In der Apostelgeschichte bekommen wir in kurzer Form ein Bild davon, was Versammlung oder Gemeinde ist. «Gott hat zuerst die Nationen heimgesucht, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen» (Apg 15,14), und Er nimmt dieses Volk heraus auf der Grundlage der Erlösung.

Eine der größten Schwierigkeiten, die wir haben, wenn wir uns mit diesem Thema beschäftigen, besteht darin, zu erkennen, welchen Platz die Versammlung Gottes in der Welt einnimmt.

Es ist absolut unmöglich, den Segen zu sehen, der in Verbindung steht mit dem Haus Gottes, wenn wir unseren Platz in der Welt nicht verstehen. Eine sehr wichtige Frage für einen jeden von uns ist diese: Wie nimmst du, wie nehme ich den Platz in dieser Welt ein? Wenn Gott uns aus dieser Welt herausgenommen hat, was ist denn nun jetzt unsere Einstellung ihr gegenüber?

In der Heiligen Schrift gibt es verschiedene bildliche Darstellungen der Welt. Zum Beispiel gibt es Athen, die intellektuelle Welt; Tyrus, die Welt der Geschäftsleute. Babylon stellt mehr die religiöse Welt vor. Sodom zeigt die Welt in ihrem moralischen Niedergang, während Ägypten mehr die Welt in ihren Vergnügungen darstellt; denn Ägypten ist der Ort, wo der Mensch es sich ohne Gott bequem macht. Die Schrift berichtet uns, wie Gott sein Volk gerade aus diesem Land herausnimmt.

Das Gericht kam über diese Welt, denn Gott richtete Ägypten an seinen Erstgeborenen. In 2. Mose 12 sehen wir das erschreckende Bild von Gottes Racheengel, der durch die Straßen zieht. Das Gericht kam herab, entweder auf die Ägypter oder auf den Stellvertreter, den Israel kannte. Es gibt keine Rettung vor dem Gericht, wenn man nicht einen Stellvertreter hat.

In 2. Mose 12 hören wir zum ersten Mal etwas von der Versammlung Israels. Es war für sie der Anfang der Monate. Sie sollten ein Lamm nehmen, es vom 10. bis zum 14. Tag aufbewahren und es dann schlachten. Dabei sollte das Blut an die Oberschwelle und an die beiden Pfosten der Tür gestrichen werden. Die einzige Sicherheit bot ihnen dieses Blut. Die Schrift sagt klar: «Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen» (V. 13).

Sicherheit aufgrund des Blutes. Aber das ist nicht das Einzige, was wir aus 2. Mose 12 lernen können. Denn in Verbindung damit gab es auch Nahrung für die, die sich im Haus befanden. Sie sollten das Lamm essen, gebraten am Feuer. Ein treffendes Bild vom Tod Jesu Christi. Dazu aßen sie ungesäuertes Brot und bittere Kräuter, die von Buße sprechen. So wollte Gott sein Volk nähren, bevor sie, mit umgürteten Lenden, beschuhten Füßen und einem Stab in ihren Händen aus Ägypten gingen.

So begann die Geschichte Israels. Bis Gott aber in seiner Mitte wohnen konnte, dauerte es noch eine Weile. Zuerst kamen sie zum Roten Meer. Der Tod war vor ihren Augen, Pharao hinter ihnen her, und sie mussten lernen, wie schwach sie waren, ohne Kraft. Aber in Kapitel 14,13 lesen wir die ermunternden Worte: «Steht und seht die Rettung des Herrn, die er euch heute schaffen wird.» Gott griff in Christus ein. Er tat, was wir nicht tun konnten. Christus wurde unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt. So sehen wir im Bild, wie die Kinder Israel durch das Rote Meer zogen, wie auf trockenem Boden.

Anbetung im Haus Gottes

Sie kamen dann auf die andere Seite des Roten Meeres, womit der nächste Abschnitt unseres Themas beginnt. Nur ein erlöstes Volk kann Gottes Lob anstimmen. Es gab kein Lied für den Herrn in Ägypten. Nur das Volk, das aus Ägypten gezogen war, konnte die Lieder Zions singen. Und das ist genau das Problem im Haus Gottes heutzutage.

Pharao stellt den Fürsten und Gott dieser Welt dar. Mose und Aaron sagen zu ihm: «So spricht der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir ein Fest halten in der Wüste!» Und Pharao antwortet: «Ich kenne den Herrn nicht, und auch werde ich Israel nicht ziehen lassen» (2. Mose 5,1.2). Da haben wir den Gegensatz zwischen Gott und dem Fürsten der Welt. Pharao sagte: Geht hin und opfert eurem Gott im Land. – Zieht doch hin, ihr Männer, aber lasst die Kinder hier. – Auch euer Kleinvieh und eure Rinder sollen zurückbleiben. Doch Mose gibt ihm die richtige Antwort: Wir werden alle ziehen, die Jungen und die Alten, unsere Söhne und Töchter, wie auch unser Vieh, nicht eine Klaue darf zurückbleiben. Sie gingen durch das Rote Meer, und dann stimmte Mose mit dem Volk das Loblied an.

Damit sind wir beim dritten Teil angelangt, beim Haus Gottes als dem Ort, wo Israel Gott Anbetung brachte. Es gibt einiges, was wir heute von diesem Haus lernen sollten.

Der Wunsch, Gott ein Haus zu bauen, kam von Gott selbst. In 2. Mose 25,8 sagt Er: «Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.»

Wir merken, dass das eine ganz wichtige Wahrheit ist. Für uns Erlöste ist es ein Bedürfnis, Gott anzubeten, und obige Schriftstelle zeigt, dass das sein Wunsch ist. Zu dieser Anbetung haben wir alle etwas beizutragen. In 2. Mose 19,6 sagt Gott, dass Er eine Nation von Priestern haben möchte, und im Neuen Testament finden wir, dass Er die Erlösten zu Priestern gemacht hat. Schon im Alten Testament finden wir bildlich dargestellt, woran Gott dabei denkt.

Ich will mich auf ein paar Punkte beschränken. Dass bei der Anbetung jeder Erlöste etwas beizutragen hat, geht auch aus 2. Mose 25 hervor, wo Anweisungen gegeben wurden, wie das Zelt Gottes, die Stiftshütte, gebaut werden sollte. Da gibt es eine lange Liste von Materialien, die die Israeliten als Hebopfer brachten: Gold, Silber und Erz, blauer und roter Purpur, Karmesin und Byssus, usw. In neutestamentlichem Sinn haben alle diese Bestandteile mit Christus zu tun. In Kapitel 35 gibt es zwei Ausdrücke, die hier sehr erwähnenswert sind: willig und weise. Jeder, den sein Herz trieb und der willigen Geistes war, brachte eine Gabe. Die Leute spendeten so viel, dass man ihnen wehren musste.

Auch heute soll das, was Gott uns gegeben hat, unsere Herzen willig machen, von dem, was wir verstanden haben, etwas beizusteuern. Und vielen Erlösten ist es eine Freude, Ihm ihr Lob, ihre Anbetung zu bringen.

Dazu willig sein, genügt aber noch nicht. Es braucht auch «weise Herzen». Bevor dieses Zelt der Zusammenkunft gebaut wurde, zeigte Gott dem Mose ein Muster vom Ganzen und von jeder Einzelheit. Auch im Neuen Testament, in Apostelgeschichte 7,44, wird dies bestätigt. Da gab es keinen Platz für die Fantasie des Menschen. Alles musste gemäß Gottes Wort gemacht werden. In 2. Mose 39 und 40, als dieses Zelt aufgerichtet wurde, heißt es 16-mal: «Wie der Herr dem Mose geboten hatte.» Erst als alles entsprechend den Anweisungen Gottes gemacht worden war, konnte Er durch seine Gegenwart seine Anerkennung geben.

Wie wichtig ist doch das auch für unsere Tage! Es gibt keinen Platz für die Fantasie des Menschen. Wir müssen die Anweisungen Gottes aus der Bibel beziehen. Wenn wir das tun, werden wir die Wirklichkeit der göttlichen Gegenwart erfahren.

In Verbindung mit dem Priestertum möchte ich noch etwas erwähnen. Es ist sehr eindrücklich, wie Gott in Bezug auf das Zusammenkommen im Zelt der Zusammenkunft sein Volk immer wieder daran erinnert, dass sie Erlöste sind. Nach 2. Mose 29 ging Gott mit dem Volk auf der Grundlage des täglichen Brandopfers voran. Diese Opfer am Morgen und am Abend, die vom Opfer Christi sprachen, waren die Grundlage dafür.

Noch auf etwas anderes möchte ich hinweisen. Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, wurde der Sünden des Volkes gedacht, und sie wurden dann dem Bild nach weggetan. Es war ein Tag, an dem sie ihre Seelen kasteiten.

Im Zusammenhang mit dem Tempel gibt es zwei zusätzliche Punkte. Da wird uns etwas gezeigt, das wir beim Zelt nicht sehen. Es gab hier Wohnungen für die Priester. Davon spricht der Psalmist: «Ich werde wohnen im Hause des Herrn auf immerdar» (Psalm 23,6).

Aber es gab noch etwas Wichtiges in Verbindung mit dem Tempel: Da wurde der Name des Herrn beständig besungen; und der Gesang im Tempel war gepflegt. Die Lieder Zions sind sehr schön. Das ist einer der Charakterzüge des Hauses Gottes. So war es damals, so ist es heute und so wird es auch in der Zukunft sein.

Als ich mich in den vergangenen Tagen mit den Wahrheiten in Bezug auf das Zelt und den Tempel beschäftigt habe, da beeindruckte mich vor allem zweierlei. Wenn jemand in die Nähe des Zeltes kam, was für ein Eindruck blieb da wohl in ihm haften? Nicht so sehr der Eindruck für das Auge, denn es waren ja nur die Dachsfelle zu sehen. Vielmehr konnte da die Nase etwas Köstliches wahrnehmen: das Salböl mit seinem lieblichen Geruch, womit das Zelt und seine einzelnen Teile gesalbt waren. Wer aber in die Nähe des Tempels ging, konnte etwas anderes erkennen. Was war es? Der prächtige Bau mit den zwei Säulen am Eingang müssen beeindruckend gewesen sein. Aber auch der Gesang, der da zu hören war, musste ihn erheben.          

Wenn wir das jetzt auf neutestamentliche Zeiten anwenden, so zeigt es uns, dass Gott in deinem und meinem Herzen angebetet werden will. Welchen Eindruck wird das auf den machen, der in unsere Nähe tritt? Merkt er etwas von diesem Wohlgeruch Christi, von seinem herrlichen Wesen und dem Lobgesang für Gott?

Heilige Ehrfurcht im Haus Gottes

In 1. Mose 28,17 fürchtete sich Jakob und sagte: «Wie furchtbar ist dieser Ort!» Das Haus Gottes, wo Gott wohnt, wo man Ihn kennt und wo Er angebetet wird, ist doch ein wunderbarer Ort. Aber wir dürfen nie vergessen: Er ist ein heiliger Gott. Er will respektiert und geehrt werden von denen, die vor Ihm versammelt sind.

Und gerade das haben wir hier. «Deinem Haus geziemt Heiligkeit, Herr, auf immerdar» (Psalm 93,5). Aaron musste vorsichtig sein, wenn er ins Zelt der Zusammenkunft eintrat. Er sollte es in der rechten Art tun, damit er nicht starb. Am allerersten Tag, wo er opferte, brachten seine Söhne, Nadab und  Abihu, fremdes Feuer dar, und sie starben sofort (3. Mose 16,1). Auch Korah und seine 250 Genossen taten so und kamen sofort um.

Nun, dieses Thema der Ehrfurcht ist heute nicht beliebt. Es scheint sogar, als ob Respekt und Ehrfurcht gar nicht mehr existierten. Aber Gott legt Wert darauf, dass sie in seinem Haus nicht aufhören zu bestehen. Wenn wir das nicht beachten, verlieren wir den Gewinn, den Gottes Haus uns geben möchte. Das ist eine sehr ernste Tatsache. Das sehen wir gerade beim Tempel, der in seiner Größe und Schönheit eigentlich nur dreißig Jahre bestand. Sobald nämlich Israel seine Absonderung aufgab und sich mit den umliegenden Nationen verband, da wich die Schönheit des Tempels (Hesekiel 44,7–9). Israel ließ zu, dass auch Fremde in das Heiligtum eindrangen (das heißt, auf heute angewandt, dass man ungläubige Menschen zulässt). Sie wichen von der Tempelordnung ab, die Gott durch Mose und Salomo verordnet hatte, und sie begannen, den Tempel für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Da musste Gott ernste Gerichte über sie bringen. Es gab zwar auch Zeiten der Wiederherstellung unter Joas und Hiskia oder Josia. Sie befreiten das Haus Gottes vom Unrat und stellten die Anbetung Gottes wieder her. Aber die Neigung blieb, immer weiter abzusinken. Bald wurde die ganze Nation zerstreut, die Stadt zerstört, und der Dienst im Tempel hörte auf. Das ist eine sehr traurige Tatsache und leider wird sie auch in der Geschichte der Christenheit wiederholt.

Zum Schluss müssen wir uns noch einmal ein wenig mit der Geschichte Jakobs beschäftigen. In 1. Mose 28 hatte er eine wunderbare Vision gehabt, aber nachher ging er leider nach Paddan Aram. Zwanzig Jahre lang sann er nicht mehr über das Haus Gottes nach, sondern dachte nur an sein eigenes Haus. Das ist dem Zustand des Volkes, der in Haggai 1 beschrieben wird, sehr ähnlich. Die Juden lebten da in ihren eigenen Häusern und waren weit davon entfernt, sich um das Haus Gottes zu kümmern. Das Resultat war, dass ihr Lohn in einem durchlöcherten Beutel zerrann.

Das waren traurige Jahre für Jakob. Er hatte einst seinen Vater betrogen, und jetzt wurde er von Laban betrogen. Sein Lohn wurde zehnmal verändert. Er hätte das sicher nicht erwähnt, wenn es zu seinem Vorteil gewesen wäre.

Diese zwanzig Jahre waren Jahrzehnte der Zucht und Enttäuschung. Aber Gott hielt sein Auge auf ihn gerichtet, und Er sagte: Kehre nach Bethel zurück. Nun, wir wissen etwas über diese Reise. Er musste da wieder seinem Bruder Esau und auch dem Engel des Herrn begegnen. Er tat die Götzen weg und wechselte die Kleider. Er musste seinen Haushalt in Ordnung bringen, und tief in seinem Herzen war eine Antwort da auf den Ruf: «Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel.»

Trotz aller Schwierigkeiten ging er zum Ort zurück, wo er einst ein Gelübde abgelegt hatte. Dort brachte er ein Trankopfer dar, und das bedeutete etwa: Jetzt bin ich zurückgekehrt und bin froh, dass ich wieder da bin. Hier war wieder Segen sein Teil.

Nach einem Vortrag von D.W. Paterson