Wie ist die Begebenheit von Mose in der Felsenkluft zu erklären?

Die herrliche Stelle, wo Mose das Angesicht der HERRN zu sehen begehrte, Ihn aber nur aus einer Felsenkluft, von des HERRN eigener Hand sicher bedeckt, „von hinten“ (also nicht von Angesicht) sehen durfte, können wir hier nicht eingehend besprechen. Mose tritt nach der schweren Sünde, die das Volk begangen hatte, indem es das goldene Kalb machte, als Mittler für das Volk ein, und Gott schenkt ihm Gnade; Er verspricht ihm, das Volk in das gelobte Land hinaufzubringen. Nun, als Mose diese Gnade gefunden hatte, bittet er nun um einen zweiten Segen: „Lass mich deinen Weg wissen!“ (2. Mo 33,13). Er will nicht nur einen Weg kennen, und zwar für sich allein nach Kanaan, sondern den Weg Gottes; denn dabei wird er, wie er weiß, Gott und Sein gnadenvolles Tun erfahren. Und als ihm Gott auch dies zusagt (2. Mo 33,14), bittet Mose um ein Drittes: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!“ (2. Mo 33,18). Eine gesegnete Reihenfolge: 1. die Gnade Gottes, 2. der Weg Gottes, 3. die Herrlichkeit Gottes. –

Aber im Alten Bund konnte man die Herrlichkeit Gottes im Angesicht des Herrn nicht sehen und am Leben bleiben. Heute dagegen, nachdem der Herr herniedergekommen und das Werk der Versöhnung vollbracht und den Heiligen Geist gesandt hat, kann niemand das Leben besitzen, ohne Gottes Herrlichkeit im Angesicht des Herrn durch das Auge des Glaubens gesehen zu haben (2. Kor 3). Von der näheren Stellung, die heute der Gläubige durch das Kreuz gefunden, scheint mir die Felsenkluft und die Hand des Herrn zu reden, worunter Mose Schutz fand und von wo aus er den Herrn, allerdings nur noch „von hinten“, sehen konnte. –

Erst heute, nachdem Gott vorübergezogen, das heißt, nachdem Er das Werk am Kreuz vollbracht hat – also „von hinten“ –, können wir das Kreuz und Gott in seiner Herrlichkeit und Vollkommenheit sehen. Wer hätte das alles „von vorn“, das heißt im Voraus, sehen können? Heute fließt nunmehr das Herz der Gläubigen über in Anbetung.