„Geliebte” sagt er jetzt. Das ist ein Ausdruck, der in dem zweiten Teil des Briefes, Kapitel 3 und 4, besonders häufig vorkommt. Er hatte ihn schon einmal benutzt (Kapitel 2,7): „Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch”, und jetzt redet er sie wieder mit „Geliebte” an. Liebe Freunde, wir sollten nicht uns schämen, von unseren Hausgenossen des Glaubens so zu reden: „Geliebte”. Es ist zweifellos die Liebe des Johannes gemeint. Er hat sie geliebt! Und das spricht er so aus. Aber wer wollte bezweifeln, dass hinter der Liebe des Apostels zu den Gläubigen die Liebe des Vaters steht? Und deswegen ist der Ausdruck so beglückend: „Geliebte”.

Weißt du, wenn du die Bibel liest und so was jetzt vor dich kommt, dann müsstest du mal lernen, wenn du es noch nicht gelernt hast, zu sagen: „Jetzt spricht der Herr zu mir, jetzt spricht er zu mir”. Er sagt zu mir „Geliebter”. Im ersten Thessalonicherbrief ist eine ähnliche Wendung, wo der Apostel sagt: „Vom Herrn geliebte Brüder”. Das ist auch so ein schöner Ausdruck, „vom Herrn geliebte Brüder”. Bist du das auch? „Ja, ich bin so ein schwacher Kerl” – „Ja, ich auch”, aber von Herrn geliebt sind wir! Das halten wir mal schön fest! Wenn der Teufel kommt und sagt: „Was denn?” – „Vom Herrn geliebte Brüder”.

Geliebte, er wiederholt es also jetzt noch einmal: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes”. Aber er fügt noch etwas hinzu. Der Satz, den wir vor uns haben, müsste eigentlich auf dem ersten Wort betont werden: „JETZT sind wir Kinder Gottes”. Er will nämlich danach von etwas sprechen, was wir noch nicht sind. Und das ist sehr, sehr beglückend – heute sind wir schon Kinder Gottes, „und wir sind es”. Aber dann sagt er: „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden”. Es gibt also offenbar doch noch Dinge, die wir nicht haben.

Wir sind Kinder Gottes, wir haben die Kindschaft – da müssen wir mal kurz anhalten, ehe ich fortfahre. Ich möchte gerne noch den Unterschied zwischen Kindschaft und Sohnschaft kurz erklären. Als ein Beispiel lesen wir mal Epheser 1, eine Stelle, die wir alle gut kennen, aber die darf ich trotzdem mal kurz aufschlagen. Epheser 1,4: „Wie er [Gott] uns auserwählt hat in ihm [in Christus] vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst.“ Liebe Geschwister, der Gedanke der Sohnschaft ist ein völlig anderer als der Gedanke der Kindschaft. Während Sohnschaft von einer von Gott geschenkten Stellung spricht, redet Kindschaft von einer Beziehung. Und Sohnschaft geht bei weitem nicht so tief wie Kindschaft.

Ich muss mich jetzt etwas schmunzelnd erinnern an eine Konferenz. Ich war noch ein junger Bruder, wir waren auf der Alp, die Konferenz war in einem alten Friseursalon – unser Bruder war Friseur, bei dem wir zusammenkamen. Draußen zog am Fronleichnamstag die Prozession vorbei mit ihren Liedern und der Musik und wir saßen da drin, eine klare Schar, und hatten Epheser 1 vor uns. Und die Brüder machten Ausführungen, und ich war nicht so ganz zufrieden, ich war noch jung, habe es aber gesagt: „Also Brüder, Sohnschaft ist nicht Kindschaft. Das ist ein anderer Gedanke. Sohnschaft ist Adoption”. Da haben sie alle abwehrend die Hände von sich gestreckt, die alten Freunde: „Was, Adoption?” Ja! Sohnschaft ist Adoption. Das griechische Wort meint das, Adoption, Annahme an Sohnes statt.

Geschwister, wir sind auch Söhne, Söhne Gottes. Nebenbei bemerkt verwendet der Apostel Johannes (jedenfalls in seinem Brief) niemals den Ausdruck „Sohn”. Warum nicht? Eine schöne Antwort hätte ich da: Diesen Ausdruck „Sohn” hat er für den Herrn Jesus reserviert. Wenn er vom Sohn spricht, dann ist es Christus! Wir aber sind angenommene Söhne, eine kostbare Stellung, Gott hat uns so angenommen, als Söhne.

Aber Kinder ist mehr. Kindschaft ist eine Beziehung in Christus Jesus. Und insofern geht hier der Text natürlich über Epheser 1 hinaus. Das lag mir doch am Herzen noch kurz zu erwähnen, weil beides köstlich ist, aber das Größere ist zweifellos, dass wir Kinder Gottes sind.

Wisst ihr, Geschwister, wenn er uns zu Kindern machte – und das hatte er vor, das wollte er –, dann wollte er uns zu solchen machen, die so sind wie er, natürlich seine Gottheit ausgenommen. Der Vater wollte solche haben, die so sind wie er, die sein Wesen haben, die seine Natur haben, solche wollte er haben – und das sind Kinder, aus Gott geboren. Ist das nicht gewaltig? „Seht, welch eine Art von Liebe uns der Vater gegeben hat”. Er will uns als solche haben, die ein Abdruck von ihm selbst sind – Kinder.

Wenn wir so sonntags zusammenkommen, um das Brot zu brechen, und auch an die Liebe des Vaters denken, dann werden wir oft daran erinnert, dass der Herr Jesus den Wunsch des Vaters, Kinder zu haben, durch seinen Tod erfüllt hat. Der Herr Jesus war der Sohn des Vaters, und ist es heute noch. Und wenn der Vater solche haben wollte aus der Mitte der Sünder, dann musste der Heiland sterben. Welch ein Gedanke – der Herr Jesus bringt Kinder zu seinem Vater. Das ist anbetungswürdig, absolut!

[Nach einem Vortrag]