Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unser aber die Beschämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist: der Männer von Juda und der Bewohner von Jerusalem, und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer Treulosigkeit, die sie gegen dich begangen haben. Herr! Unser ist die Beschämung des Angesichts, unserer Könige, unserer Fürsten und unserer Väter, weil wir gegen dich gesündigt haben“ (Vers 7+8)

Daniel betont jetzt in diesen Versen die Gerechtigkeit Gottes in Seinem Handeln mit dem schuldigen Volk. Das geht noch weiter, als die Sünde zu erkennen und zu bekennen, wie er es in Vers 5+6 getan hatte. Er bestätigt geradezu, dass das Handeln Gottes die rechte Antwort auf die Treulosigkeit des Volkes war. Es ist vielleicht das Schwerste, die Wege Gottes, die Er in Gericht auch mit uns in unserer heutigen Zeit gehen muss, als gerecht anzuerkennen.

Immer wieder kommt in diesen Versen aber auch das Bewusstsein der Schuldhaftigkeit des Volkes vor. Daniel wiederholt dabei zum Teil die Ausdrücke aus Vers 5, aber er fügt auch neue Beschreibungen des Fehlverhaltens hinzu: Treulosigkeit (Vers 7), Übertretung (Vers 11), Ungerechtigkeit (Vers 13; das Hauptwort des verkehrt Handelns in Vers 5).

  • Treulosigkeit: Die ganze Geschichte der Könige Israels und Judas ist gekennzeichnet durch Treulosigkeit; der erste König Israels starb wegen seiner Treulosigkeit (1. Chr 10,13), und die letzten Könige Judas häuften die Treulosigkeit (2. Chr 36,14). Wieviel Treulosigkeit gibt es auch in unserer Mitte, müssen wir uns nicht auch darunter beugen? Wie sind wir mit dem umgegangen, was Gott uns in die Hände gegeben hat? Haben wir das anvertraute Gut treu verwaltet?

  • Übertretung: konkrete Gebote Gottes ganz bewusst und wider besseres Wissen nicht beachten und übertreten; müssen wir das nicht auch im Blick auf unser praktisches Verhalten als Christen im Haus Gottes bekennen? Wie oft suchen wir mit unserem arglistigen Herzen dafür scheinbar stichhaltige Argumente – doch Gott möchte, dass wir treu bei dem bleiben, was Er uns gesagt hat und das nicht übertreten.

  • Ungerechtigkeiten sind ein Gesichtspunkt, den auch Esra in seinem Bekenntnis stark betont (Esra 9,6+7); es sind Dinge in unserem Leben, die nicht in Übereinstimmung mit dem stehen, was Gott uns in Seinem Wort gesagt hat.

Zweimal betont Daniel „unser ist die Beschämung des Angesichts“; er bezieht sich dabei auf die Tatsache ihrer Zerstreuung unter die Nationen, dass sie unter dem Gericht Gottes standen, dass Er sie vertrieben hatte – und er stellt sich darunter. Ähnlich hatte Gideon anerkannt, dass Gott es war, der sie in die Hand Midians gegeben hatte (Ri 6,13).

Auch in diesem Vers wird wieder deutlich, dass es unterschiedliche Verantwortungsstufen im Volk Gottes gibt. Wenn der Herr uns an dem Ort, wo wir uns versammeln, eine besondere Verantwortung gegeben hat, müssen wir dann nicht auch unser Versagen darin beklagen?

Daniel hat hier ganz Israel im Blick; er weitet den Kreis über die Bewohner von Jerusalem hin aus bis zu den Nahen und den Fernen. Wenn Daniel an sein Volk denkt, dann ist es immer ganz Israel, nicht nur die beiden Stämme in der Gefangenschaft. Er hat das ganze Volk im Auge, und das ist auch immer der Standpunkt Gottes und derer, die geistlich gesinnt und einsichtsvoll sind. Es ist immer die Einheit aller Glieder des Leibes Christi zu sehen, wenn wir zum Brotbrechen zusammenkommen. Jede Art von geringerer Einschätzung zerstört das Bild des einen Leibes! Das Brot, das wir brechen ist die Gemeinschaft des Leibes des Christus (1. Kor 10,16) in doppelter Hinsicht: jeder hat Teil an dem Opfer des Leibes Jesu Christi, und alle wahren Gläubigen bilden den einen Leib. Diese Wahrheit dürfen wir nie aus dem Auge verlieren. Praktisch darstellen können wir diese Wahrheit allerdings nur in Absonderung von allem Unreinen; praktische Gemeinschaft mit allen Gläubigen ist also nicht möglich.

Des Herrn, unseres Gottes, sind die Erbarmungen und die Vergebungen; denn wir haben uns gegen ihn empört, und wir haben der Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehorcht, um in seinen Gesetzen zu wandeln, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat“ (Vers 9+10)

Daniel kannte Seinen Gott, und er konnte deshalb von den Erbarmungen und Vergebungen Gottes sprechen, sogar in der Mehrzahl. Durch die Ausdrucksweise „des Herrn sind…“ drückt er auch nicht nur aus, dass Gott diese Dinge von Fall zu Fall tut, sondern dass es Seine charakteristischen Wesenszüge sind. Erbarmen ist bei Not und Elend als Folge von Sünde in unserem Leben notwendig, Gott weiß mit all den traurigen Folgen von Sünde umzugehen, wenn wir sie aufdecken und Buße darüber tun. Vergebung ist bei Übertretung und Sünde notwendig – und beides lag hier vor. In dem Erbarmen Gottes liegt die Hoffnung für das Volk begründet, aber ohne Vergebung der Schuld geht es nicht.

Daniel konnte nur das Erbarmen Gottes anrufen, etwas anderes hatte er nicht; nur noch das Erbarmen Gottes konnte angesichts dieses Zustandes und ständig wiederholtem Bösen des Volkes helfen. Wenn es eine Möglichkeit geben würde, dann nur, weil Gott voll Erbarmen ist – und dazu nimmt Daniel hier und auch in Vers 18 Zuflucht. Dieses Erbarmen hatte Gott selbst immer wieder von sich bezeugt (5. Mo 30,3; Hos 2,25). Eine erneute Zuwendung Gottes zu einem schuldig gewordenen Volk ist allein dem Erbarmen und der Vergebung Gottes zuzuschreiben.

Und dann sehen wir wieder, wie tief das Bekenntnis Daniels geht. Kaum spricht er von dem Erbarmen Gottes, kommt er gleich wieder auf das Versagen des Volkes zu sprechen und bezieht sich wieder da mit ein. Er gibt sich nicht damit zufrieden, einmal die Schuld zu bekennen; sein Empfinden von der ganzen Schrecklichkeit dieses Zustandes lässt ihn immer wieder die Schuld daran vor Gott bekennen. Es war ein Sündigen in einzigartigen Beziehungen gewesen, und das erschwerte die Sache außerordentlich; Daniel empfand das und bekannte es. Diese Beziehungen gründen sich auf zwei unwandelbare Wesenszüge Gottes: Seine Gerechtigkeit und Seine Barmherzigkeit (2. Mo 34,6+7). Deshalb stellt er in seinem Bekenntnis diese Dinge auch immer wieder heraus. Er sagt mit anderen Worten: „Wir haben um Deine Gerechtigkeit und Heiligkeit gewusst, und willentlich dagegen gesündigt“!

Wie viel Barmherzigkeit Gottes, Vergebung und Wiederherstellung hatte Israel als Volk bis dahin schon erlebt! Denken wir nur einmal an die Zeit der Richter, wo wir wie in einer abwärts gerichteten Spirale die immer wieder gleichen Abfolgen sehen von Sündigen des Volkes, Gerichtshandlungen Gottes deswegen, Schreien um Rettung und dann das Senden eines Retters. Wie ein roter Faden läuft das durch die ganze Geschichte dieses Volkes. Selbst nach der Rückkehr des Überrestes aus der Gefangenschaft sündigte das Volk wieder gegen die Gnade Gottes (Esra 9,8 ff.).

Dreimal wird in diesen Versen von Daniel betont, dass das Volk der Stimme Gottes nicht gehorcht hatte (Vers 10+11+14). Hier wird zum ersten Mal das Wort Gottes als die Stimme Gottes bezeichnet. Das, was Daniel an Wort Gottes besaß – das Gesetz Moses und die Propheten – betrachtete er als die Stimme Gottes. Lesen wir so Gottes Wort, dass wir die Stimme Gottes an unser Herz darin hören? Wenn wir über Gottes Wort reden, dann gilt es nicht nur ein geschriebenes Wort auszulegen, dann ist es immer noch auch die Stimme Gottes für mich! Widersetzen wir uns dieser Stimme Gottes in Empörung und Auflehnung, oder unterwerfen wir uns ihr in Sanftmut und Gehorsam? Könnte von uns gesagt werden: „Meine Schafe hören meine Stimme…und sie folgen mir“ (Joh 10,27)? Hier denken wir auch an Heb 1,1+2; dass Gott „am Ende dieser Tage zu uns geredet hat im Sohn“.

Und ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, so dass es deiner Stimme nicht gehorcht hat. Und so hat sich der Fluch und der Schwur über uns ergossen, der im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben. Und er hat seine Worte erfüllt, die er über uns und unsere Richter geredet hat, die uns richteten, indem er ein großes Unglück über uns brachte, so dass unter dem ganzen Himmel keines geschehen ist wie dasjenige, das an Jerusalem geschehen ist“ (Vers 11+12)

Daniel wird neben dem Propheten Jeremia noch weitere Schriften des Alten Testaments besessen und darin gelesen haben. Hier wird wieder deutlich, was wir schon in Kapitel 1 gefunden haben, dass er das ganze Gesetz kannte. Dort hatte uns beeindruckt, dass er als junger Mann in geeigneter Form vor dem Gefängnisaufseher vorbrachte, dass er die Speise des Königs wegen des Gesetzes seines Gottes nicht essen konnte. Er hatte die Gedanken Gottes über die Lebensweise eines Israeliten tief in seinem Herzen verinnerlicht, so dass ihn nichts und niemand davon abbringen konnte. Offensichtlich hatte er diese Haltung sein ganzes Leben hindurch bis hier ins hohe Alter bewahrt. Die Liebe zu Gottes Wort und die Unterwürfigkeit darunter qualifizieren einen Gläubigen zu einem Dienst für den Herrn – auch heute noch!

Der Fluch und der Schwur werden an zwei Stellen im Gesetz erwähnt (3. Mo 26; 5. Mo 28); dort hatte Gott geschworen, den Fluch über Sein Volk zu bringen, wenn es nicht in Seinen Geboten wandeln würde. Er hatte Seinem Volk das ganze furchtbare Ausmaß der Folgen, die ihr Ungehorsam haben würde, längst vorgestellt – und dennoch haben sie gegen dieses Gesetz gesündigt. Am Ende von Vers 11 finden wir dann zum vierten Mal in diesem Gebet, dass Daniel diese Sünde als eine Sünde gegen ihn bezeichnet (Vers 7 gegen dich, Vers 8 gegen dich, Vers 9 gegen ihn). Die Sünde richtet sich gegen Gott selbst, und das gibt der Sünde einen ganz besonders ernsten Charakter. Jede Sünde, auch wenn es eine Verfehlung Menschen gegenüber ist, ist immer in erster Linie eine Sünde gegen Gott (Ps 51,6; 1. Mo 39,9)!

Vers 12 zeigt, dass das eingetretene Unheil über Jerusalem mit nichts zu vergleichen war, was Gott je als Zuchtmittel in der Geschichte bis dahin eingesetzt hatte. Es wird als ein großes Unglück bezeichnet, und das meint nicht nur die Vertreibung aus dem Land des Segens in die babylonische Gefangenschaft, sondern es meint darüber hinaus auch den Verlust der Gegenwart Gottes und des Zentrums des Gottesdienstes. Das ist die besondere Schwere der Gerichtshandlung Gottes an Seinem Volk.

Gott hatte Seine Worte darin erfüllt; wir verbinden diesen Ausdruck oft mit der treuen Zusicherung Gottes, aber hier geht es um Gericht. Beide Seiten finden wir auch in dem Gebet Nehemias (Neh 9,8+33). Gott steht zu Seinem Wort – in jeder Weise! Er steht zu Seinen Zusagen, aber Er steht auch genauso zu Seinen Warnungen und Gerichtsankündigungen, und in Seiner Regierung erfüllt Er sie ebenso (Gal 6,7; 2. Tim 2,13).

Israel stand unter den ganz besonderen Segensverheißungen Gottes (5. Mo 33,29), auch im Blick auf den Segen gab es nichts Vergleichbares. Dann versündigt sich dieses unvergleichlich gesegnete Volk, und es muss ein Gericht über sie kommen, was auch unvergleichlich ist unter dem ganzen Himmel. Das Maß des Segens und der Vorrechte entspricht immer dem Maß der Verantwortung. Die Unvergleichlichkeit des Gerichts entspricht der Unvergleichlichkeit der von dem Volk verschmähten Segnungen. Gab es noch irgendetwas, was Gott hätte an Seinem Weinberg tun können (Jes 5,3)? Nein! Gott hatte alles an Güte und an Zuwendungen gegeben, und dann musste auch Sein Handeln im Gericht auch dem entsprechen – Jerusalem, der Schönheit Vollendung, wurde schonungslos vernichtet (Klgl 2,1+2+15).

So wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, ist all dieses Unglück über uns gekommen. Und wir flehten den Herrn, unseren Gott, nicht an, dass wir von unseren Ungerechtigkeiten umgekehrt wären und Einsicht erlangt hätten für deine Wahrheit. Und so hat der Herr über das Unglück gewacht und es über uns kommen lassen. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er getan hat; aber wir haben seiner Stimme nicht gehorcht“ (Vers 13+14)

Das Böse im Volk Gottes steigerte sich immer weiter. In Vers 5 wurde ihr böser Zustand mit diesen verschiedenen Ausdrücken beschrieben; Vers 6 hatte gezeigt, dass sie selbst die ernsten Mahnungen der zu ihnen gesandten Propheten nicht beachtet hatten; und jetzt zeigt dieser Vers eine dritte Stufe, dass nämlich selbst dann, als das angekündigte Gericht dann auch eingetroffen war, es nicht zu einer Änderung zum Guten bei ihnen geführt hatte – sie waren in ihrer Ungerechtigkeit geblieben! Trotz dieser außergewöhnlich schrecklichen Konsequenzen ihrer Untreue hatte das Volk noch immer kein Einsehen gehabt und war nicht umgekehrt (vgl. Spr 23,35). In 5. Mo 30,2+3 hatte Gott verheißen, ihre Gefangenschaft zu wenden, wenn sie zu Ihm umkehren würden; aus Vers 10 und 5. Mo 4,29 erkennen wir, dass damit ein Fragen nach dem Wort Gottes gemeint ist, auf das Hören, was Gott gesagt hat und dem gehorchen. Wahre Umkehr ist also, wieder auf die Stimme Gottes zu hören und ihr gehorchen. Darauf folgt dann Einsicht, das ist ein wichtiger Grundsatz Gottes: erst muss auf unserer Seite die Umkehr erfolgen, und dann wird Gott auch die Einsicht schenken.

Dieser Gipfelpunkt der Bosheit des Volkes, nicht zu Gott umzukehren, ist vielleicht auch der Grund, warum Daniel in Vers 12–14 Gott nicht mehr direkt anspricht sondern in der dritten Person von Ihm spricht; er wechselt hier von dem vertrauten Du zu deinem etwas distanzierten Er. Er war sich der Entfernung des Volkes von seinem Gott sehr bewusst und anerkannte die Tatsache, dass es nun Lo-Ammi war (Hos 1,9).

Wir müssen auch bedenken, dass das Gericht Gottes über Sein Volk in Schüben gekommen war; zunächst hatte es die zweieinhalb Stämme jenseits des Jordan getroffen, dann wurde das Zehn-Stämme-Reich in die Gefangenschaft geführt, und danach das zweistämmige jüdische Reich – aber sie haben nicht gehört! Auch wir lernen oft nicht aus Dingen der Vergangenheit. Es ist erschütternd, dass es immer wieder auch in unserer Geschichte ein aber gibt: Gott handelt in Güte und Treue, wir aber haben gesündigt, ein beschämender Gegensatz.

Gott wacht über das Unglück; Er achtet sehr genau darauf, dass diese Worte, die Er angekündigt hat, sich auch erfüllen im Fluch über dieses Volk – wie ernst ist das! Eine gewisse Steigerung davon ist auch schon in 5. Mo 28,63 vorausgesagt worden: der Herr würde sich freuen, Sein Volk zugrunde zu richten und zu vertilgen (vgl. auch Spr 1,23–26). Noch tragischer ist es, wenn Gott nicht mehr mit Zucht antwortet, sondern Sein Volk im Böses-Tun gewähren lässt (Hos 4,14+17), das ist die schlimmste Form göttlichen Gerichts, wenn Gott sich gleichsam Seinem Volk entzieht und es gewähren lässt in seinem bösen Tun (Hos 5,6; 2. Chr 32,31). Es ist ein ernster Gedanke, dass Gott sich auch im Gericht verherrlicht, weil dadurch Seine Heiligkeit, Sein Wesen als Licht, zur Darstellung kommt.

Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist – wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt“ (Vers 15)

In diesem Vers wird der tiefste Grund genannt, warum Gott durch das Verhalten des Volkes so entehrt wurde. Das Volk war ein erlöstes Volk! Das ist die höchste Segnung, die Gott schenken konnte. Ägypten war der Beginn der Geschichte Israels als Volk, Gott hatte sie damals aus Ägypten herausgeführt. Das war ein Beweis der Barmherzigkeit und Gnade Gottes. Sie waren damals genauso schuldig gewesen wie die Ägypter, und doch hatte Gott sich dieses Volkes angenommen und sie herausgeführt. Allein im Alten Testament wird mehr als 160 Mal erwähnt, dass Gott Sein Volk aus Ägypten geholt hatte. Es ist doch sehr bedeutsam, dass Gott so häufig Sein Volk daran erinnert. Der Ausgangspunkt für das irdische Volk war Ägypten, das Haus der Knechtschaft, und das Ziel war Jerusalem. Es war aber auch ein Beweis der Macht und der Kraft Gottes gewesen. Daniel erinnert Gott praktisch an diese starke Hand Gottes, die schon einmal zur Erlösung Seines Volkes tätig gewesen war; diese starke Hand Gottes brauchten sie jetzt in der babylonischen Gefangenschaft wieder.

Auch für uns ist es wichtig, uns immer wieder daran zu erinnern, was unser Zustand war und was Gott dann getan hat. Wir waren tot in Ägypten und mussten aus diesem Zustand erlöst werden. Auch bei uns handelt es sich um ein erlöstes Volk, und dieser Stand gibt unserer Sünde einen so ernsten Charakter. Wir sind nicht nur gesegnet, sondern wir sind erlöste Menschen, für die der Heiland gestorben ist.

Gott hatte sich durch die Erlösung Seines Volkes einen Namen gemacht. Als Er das Volk aus Ägypten herausgeführt hatte, ist Er dadurch verherrlicht worden. Das Volk war völlig zunichte gemacht, und doch spricht Daniel davon, dass Gott sich einen Namen gemacht hatte, wie es an diesem Tage ist. Was sah man in den Tagen Daniels davon? Nur die Treuen hatten einen Blick dafür, alle anderen sahen das nicht. Auch in unseren Tagen kann man das nur sehen, wenn man sich wirklich auf das Wort Gottes stützt; man muss mit einem gewissen innerlichen Abstand davon das totale Versagen anerkennen und sich mit dem geistlichen Auge erheben zu den Gedanken Gottes und das mit Seiner Hilfe noch verwirklichen.