Frage: Was bedeutet „mit Willen sündigen“ in Hebräer 10,26.27?

Antwort: An wen war diese Stelle, die manchem Kind Gottes schon unnötig Sorgen und Angst bereitet hat, gerichtet? An Juden („Hebräer“), die das Christentum, aber vielleicht noch nicht alle Christus angenommen hatten und nun zum Teil unter Schmähungen, Leiden und Verfolgungen wankend oder bitter geworden waren. Sie standen in Gefahr, das Christentum mit seinen Segnungen und seinem einigen, ewigen Heil wieder zu verleugnen und zum Judentum zurückzukehren. Was taten sie damit aber? Sie sündigten „mit Willen“. Sie verließen den Boden des einzigen und wahren Schlachtopfers für Sünden, sie verließen Christus. Ein anderes Opfer für Gott gab es und gibt es nicht mehr.

Ein solcher Abtrünniger stellte sich zugleich mit Willen wieder auf die Seite der ungläubigen blinden Juden, welche den Sohn Gottes gekreuzigt und Ihn und sein Heil gleichsam mit Füßen getreten hatten. Das Blut, durch das eine solche Person durch das Ablegen eines Bekenntnisses „geheiligt“, d.h. von den übrigen ungläubigen Juden abgesondert wurde, achteten sie für gemein und den Geist der Gnade schmähten sie (Heb 10,29).

Das sind alles keine Worte für verzagte Gläubige, die treu in der Furcht des Herrn ihren Weg gehen. Diesen ruft der Geist Gottes nicht solche Worte zu. Diese ermuntert Er zum Ausharren. Er erinnert sie daran, dass der, der ein gutes Werk in ihnen angefangen hat, es auch vollbringen wird auf den Tag Christi (Phil 1,6). Er sagt uns auch, dass das Kind Gottes, wenn es gestrauchelt und aus Mangel an Wachsamkeit gesündigt hat, umkehren und seine Sünden bekennen darf, indem Gott – im Blick auf Christus uns sein Opfer – treu und gerecht ist, wieder zu vergeben. Christus selbst, der Gerechte, betet als treuer Sachwalter für uns (1. Joh 1,9; 2,1).

Ja, der Herr versichert denen, die wirklich seine Schäflein sind und sich als solche erweisen, dass sie niemand seinen oder Gottes und des Vaters Händen entreißen kann (Joh 10,27–29).