Hieronymus von Prag (tschechisch: Jeroným Pražský) war ein böhmischer Prediger und ein Mitstreiter von Jan Hus. Er war ein umherreisender, feuriger Prediger, der viel von dem verbreitete, was er von Wycliff gelernt hatte. Er war auch ein enger Vertrauter von Jan Hus und prägte die hussitische Bewegung mit. (Zu Wyclif und Hus existieren auf dieser Seite Biografien, in denen man Details zu diesen beiden Vorreformatoren nachlesen kann.)

Als Jan Hus nach Konstanz vor ein katholisches Konzil zur Verantwortung geladen wurde, sagte Hieronymus ihm seinen Beistand zu, falls es Schwierigkeiten geben sollte. Und es gab Schwierigkeiten. Hieronymus, der sein Versprechen einlösen wollte, machte sich nach Konstanz auf – erfuhr dann aber, dass er auch verhaftet werden sollte und wollte nach Böhmen zurückzukehren. Doch er wurde gefasst und als Gefangener nach Konstanz gebracht.

Sein Lehrer und Freund Jan Hus wurde verurteilt und als Ketzer verbrannt. Aus Angst, dass ihm dasselbe widerfahren würde, widerrief Hieronymus seine Überzeugungen. Doch er rechnete nicht mit der Feindschaft seiner Widersacher: Er musste trotzdem in Haft bleiben. „So ein Ketzer darf niemals freikommen!“, forderten seine Feinde.

Dort im Gefängnis wuchs das „Haar des Nasiräers“. Er bereute seinen Widerruf. Und als er nochmal vor dem Konzil der Katholischen Kirche erscheinen musste, war er zu allem entschlossen. Keine Frage, was passierte: Er wurde wegen Ketzerei verurteilt und dem „weltlichen Arm“ zur Vollstreckung des Todesurteils übergeben. Man brachte den großen, spitzen Ketzerhut aus Papier, ringsherum mit roten Teufeln bemalt. Hieronymus zog seine Kappe vom Kopf und warf sie auf den Boden. Er setzte sich selbst den Ketzerhut auf und sagte: „Unser Herr Jesus Christus trug, als er zu Tod ging, die Dornenkrone aus dem Haupt. Und ich will, aus Liebe zu ihm, gerne diesen Hut tragen.“

Er wurde aus der Kathedrale hinausgeführt und begann schon an der Tür singen. Und er sang den langen Marsch durch die Stadt bis zum Richtplatz lateinische Hymnen. Er sollte genau dort sterben, wo rund ein Jahr vorher Jan Hus verbrannt worden war. Als man das Feuer hinter seinem Rücken – auf dem Scheiterhaufen – anzünden wollte, sagte er: „Komm nach vorn und zünde das Feuer an, wo ich es sehen kann; wenn ich es fürchtete, wäre ich nicht hier.“ Er sang wieder und betete in den Flammen. Schließlich verstummte seine Stimme – und die Asche wurde in den Rhein gestreut.

Der, der einst aus Angst abgeschworen hatte, ging so mutig in den Tod, dass er sogar bei seinen erbitterten Feinden einen starken Eindruck hinterließ! Der päpstliche Sekretär Poggio schrieb: „Furchtlos stand er da, ungebrochen, den Tod nicht nur verachtend, sondern ihn begrüßend ... So starb dieser Mann, ausgezeichnet in jeder Beziehung – wenn wir von seinem Glauben absehen.“

Hieronymus zeigte am 30. Mai 1416, dass er treu war bis zum Tod, und er wird die Krone des Lebens empfangen (Off 2,10).