Daniel 11

Dieses Kapitel enthält die große und außerordentliche Geschichtsschreibung Gottes. Die Besonderheit dieses Kapitels liegt in dem Reichtum an Details gerade in den ersten 35 Versen. Für Daniel war das alles noch komplett zukünftig und umspannt einen Zeitraum von ca. 400 Jahren. Und in diesen 400 Jahren haben sich ca. 150 Prophezeiungen dieser Verse im Detail erfüllt. Das ist der Grund für die Zweifel der Gelehrten an der Verfasserschaft Daniels; man meint, dass er niemals diese Menge in dieser Genauigkeit beschrieben haben könnte, bevor auch nur ein Jota davon sich erfüllt hatte. Und doch war es so, und wir können nur staunen, wie genau sich die in den ersten 35 Versen für Daniel noch zukünftigen prophetischen Ereignisse in der hinter uns liegenden Geschichte erfüllt haben!

Dreimal wird diese große prophetische Schau, die Daniel erhalten soll, Wahrheit genannt: die Sache ist Wahrheit, sie ist im Buch der Wahrheit verzeichnet, und sie wird dem Daniel als die Wahrheit kundgetan (Dan 10,1+21; 11,2). Für Daniel geht es in dieser Offenbarung der Kapitel 11 und 12 komplett um zukünftige Dinge. Aus unserer Perspektive sind die Dinge bis Vers 35 schon Vergangenheit und die Dinge ab Vers 36 immer noch zukünftig. Aber diese Wege sind in einem Buch der Wahrheit aufgezeichnet. Bildlich gesprochen gibt es bei Gott ein Buch, in dem diese Wege notiert sind. Dieses Bild eines Buches soll zeigen, dass die Ratschlüsse Gottes vorher festgelegt und unveränderlich sind. Ihm gleitet nichts aus der Hand, alle diese Wege werden sich erfüllen, wie Er es will!

Auch dreimal haben wir in diesem Kapitel den Ausdruck zur bestimmten Zeit (Dan 11,27.29+35). Gott bestimmt alles, auch diese ständigen Konflikte zwischen Syrien und Ägypten. Anfang und Ende hat Gott festgelegt, auch von dem, was heute noch zukünftig ist! Nicht die Herrscher dieser Erde legen die Dinge fest, sondern allein Gott legt fest, was zu welcher Zeit geschieht. Das gilt auch für uns heute! Was immer auch in der Weltgeschichte passiert, hat Gott festgelegt, Ihm läuft nichts aus dem Ruder!

Ein kurzer Überblick über das ganze Kapitel hilft ein wenig, die Einzelheiten dieser langen Beschreibung besser einzuordnen:

Vers 1

Rückblick auf die Zeit Darius, des Meders

Vers 2

die Könige von Persien

Vers 3–4

Alexander der Große, das griechische Reich, die vier Diadochen-Reiche

Vers 5–20

erster Teil der Konflikte zwischen Syrien und Ägypten (6 syrische Kriege)

Vers 21–35

der König des Nordens Antiochus IV Epiphanes; die Makkabäer-Zeit

ab Vers 36 ist alles auch unserer Sicht noch zukünftig

Vers 36–39

der König der Juden, der Antichrist, die 70.Jahrwoche Daniels

Vers 40–45

der letzte Angriff des Königs des Nordens auf Juda und Jerusalem

Daniel 10 hatte uns zwei Schlüssel zum richtigen Verständnis von Daniel 11 gegeben: es geht um eine große Mühsal für die Juden von der Zeit Daniels an bis zum Ende (Dan 10,1); und es geht um das Ende der Tage, immer die letzte Jahrwoche Daniels, die Drangsal die über Israel kommen wird unter der Regierung des Antichristen (Dan 10,14).

Und Er nimmt auch Anteil an Seinem irdischen Volk. Das ist eine ermunternde Erklärung dieser ausführlichen Beschreibung der Kämpfe. Er hatte aus Babylon Sein Volk geholt und zurück in das Land der Zierde geführt; dort wurden sie nun ständig belagert und das Land wurde zu einem ständigen Schlachtfeld, zum Aufmarschgebiet dieser mächtigen Heere der Feinde. Das lässt Gott nicht unberührt.

„Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle; und wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufreizen“ (Vers 2)

Mit diesem Vers beginnt jetzt die sehr kompakte Berichterstattung, die sich ausgehend von dem persischen Reich über das griechische Reich bis hin zum römischen Reich erstreckt (Kittim in Vers 30). Die drei persischen Könige, die noch aufstehen würden, finden wir in Esra 4,5–7: Darius (ein anderer als Dan 11,1), Ahasveros und Artasasta. Vers 5 zeigt dabei den zeitlichen Rahmen, Kores ist der erste, dann folgen noch drei Könige, von denen Darius der letzte ist. Zwischen ihnen herrschten noch Ahasverors und Artasasta. In der menschlichen Geschichtsschreibung tragen diese Könige häufig einen anderen Namen: Ahasveros ist bekannt unter dem Namen Kambyses, Artasasta als Gaumata oder Pseudosmerdis, und Darius als Darius Hystaspes.

Der vierte der persischen Könige, der dann noch aufstehen würden, ist Xerxes, der Griechenland vereinnahmen wollte. Wir kennen ihn als Ahasveros aus Est 1,1. Er zog mit einer Heeresmacht, wie sie die Weltgeschichte selten gesehen hat, gegen das kleine Griechenland heran. Nach menschlichen Maßstäben musste das das sichere und endgültige Ende von Griechenland bedeuten. Schon ganz zu Anfang dieser Schau scheint es unmöglich, dass das Ziel Gottes erreicht werden kann. Aber in der historischen Wirklichkeit wurde diese Übermacht durch wenige Griechen in der Schlacht von Salamis in 480 v.Chr. vernichtend geschlagen und damit eine Niederlage bei den Thermopylen ausgeglichen.

Es gab danach in Persien noch weitere Könige, aber die sind für diese Offenbarung nicht von Belang. Es werden nur die vier Könige genannt, die zu tun haben mit der Geschichte des irdischen Volkes Israel, und dann wird ein Zeitraum von ungefähr 150 Jahren übersprungen und das Gesicht geht in Vers 3 mit Alexander dem Großen weiter.