„Seine Jünger aber gedachten daran, dass geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus verzehrt mich“ (Joh 2,17).

Der Leser wird bemerkt haben, dass dieser Vers ein Zitat aus Psalm 69 enthält, wo wir lesen: „Entfremdet bin ich meinen Brüdern, und ein Fremder geworden den Söhnen meiner Mutter. Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen“ (Ps 69,9.10).

Wenn wir die Bedeutung sowohl in dem Psalm als auch im Evangelium kurz umreißen, lernen wir zuerst, dass unser geliebter Herr sich so sehr der Herrlichket Gottes und den Interessen seines Hauses verschrieben hatte, dass es ihn über jeden natürlichen Anspruch erhob, den jemand an ihn hätte stellen können. Als Maria ihn im Tempel fand und sagte: „Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“, antwortete er daher: „Was ist es, dass ihr mich gesucht habt? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,48.49). Der Anspruch seines Vaters, dessen Willen zu tun er gekommen war, erfüllte seine Seele und schloss damit jeden anderen Anspruch aus, und in der Verwirklichung dieser Tatsache fand er seine unablässige Freude. Es war seine tägliche Speise (Ps 40,8; Joh 4,34).

Das führte, zweitens, zu seiner vollständigen Identifikation mit Gott und seinen Interessen auf der Erde, so dass er alles wie Gott und für Gott empfand. Deshalb sagte er: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.“ Was er entgegennahm, sah er nicht in Bezug auf sich selbst, sondern in Bezug auf Gott und seine Herrlichkeit. Eine Schmähung gegen Gott verwundete sein Herz, denn er war nicht für sich selbst, sondern für Gott hier. Was gegen ihn gesagt werden mochte, konnte er ertragen, aber eine Schmähung gegen Gott war für ihn ein unerträglicher Schmerz. Wie wenig kennen wir als solche, die für Christus hier sind, davon, was es bedeutet, mehr durch eine Verunehrung des Namens Christi verwundet zu sein, als wenn uns selbst etwas Böses angetan wird! Das kann in der Tat nur erreicht werden, wenn wir uns selbst zugunsten seiner Interessen aus dem Blick verlieren; wenn das Ziel alles dessen, was wir sind und tun und aller unserer Motive Christus ist (vgl. Phil 1,12–26).

Wir kommen nun zum Johannesevangelium und finden dort, dass unser Herr, gedrängt durch seinen verzehrenden Eifer, keine Verunreinigung des Hauses seines Vaters duldete. Deshalb reinigte er den Tempel, als er zum Passahfest nach Jerusalem hinaufging. Und was war das Böse, das seinen Eifer erregte? Er fand im Tempel die Ochsen-, Schaf- und Taubenverkäufer und die Geldwechsler sitzen. Alles das war aufgrund der Bequemlichkeit des Volkes eingeführt worden. Es war leichter, vor Ort ein Opfertier zu kaufen, als eins mit nach Jerusalem hinaufzubringen, und es ersparte einem manche Schwierigkeit, wenn man den Sekel des Heiligtums dann kaufen konnte, wenn er gebraucht wurde; und so war ein regelrechter Handelsverkehr auf dem heiligen Gelände der Tempelgebäude entstanden. Mit anderen Worten: Die Bequemlichkeit des Menschen hatte alles verdrängt, was Gott zustand, und auf diese Weise hatte der Mensch den Platz Gottes an sich gerissen.

Liegt darin nicht auch eine Warnung für die heutige Zeit? Verdrängen nicht oft die Bequemlichkeit der Gläubigen und andere Dinge die Autorität des Herrn als Sohn über das Haus Gottes? Das Gegenmittel für all das Verderben in der Versammlung ist ein und derselbe verzehrende Eifer, der auch unseren Herrn beseelte – ein Eifer, der immer die Aufrechterhaltung seiner Rechte und der Heiligkeit des Hauses Gottes zum Ziel haben wird (vgl. Ps 101).