„Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz unsalzig geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst und seid in Frieden untereinander“ (Mk 9,49.50).

Die generelle Bedeutung dieser etwas schwierigen Stelle kann schnell erfasst werden. Es ging nicht mehr darum, einem Messias auf der Erde zu folgen, oder um die Errichtung seines Reiches. Christus war eigentlich bereits verworfen und das Kreuz war deutlich in Sicht (vgl. Mk 9,9–11.30–32). Verwerfung würde daher auch das Teil seiner Jünger sein und damit verbunden die ständige und schonungslose Anwendung des Kreuzes. Es war besser, alles zu opfern, als den Eingang „in das Leben“ zu verlieren und die Strafe des Feuers zu erleiden, „das nicht erlischt“.

Jetzt war also die Ewigkeit, die ins Blickfeld gerückt wurde, statt der Herrlichkeit des Reiches Christi auf der Erde; und daher gab es nur noch ewigen Gewinn oder ewigen Verlust. Das erklärt den Unterschied zwischen den beiden Satzteilen in Vers 49. Der erste umfasst alle Menschen, der zweite nur die wahren Nachfolger Christi. „Jeder“, da gibt es keine Ausnahme, „wird mit Feuer gesalzen werden.“ Gott wird jeden prüfen, um ihn an seiner Heiligkeit, die sich im Gericht äußert, zu messen, denn davon spricht das Feuer. Sogar Christus selbst wurde so geprüft, wie es das heilige Feuer zeigt, das die Opfer verzehrte, die Gott in der alten Haushaltung dargebracht wurden. Für den Sünder wird das das ewige Feuer bedeuten; doch für den Gläubigen, der in Christus ist, geht außer der Schlacke nichts verloren. Doch der Maßstab ist für den Gläubigen derselbe wie für den Sünder; für den Gläubigen hat Christus diesem Maßstab entsprochen, und der Sünder geht, weil er ohne Christus ist, verloren. 

Zweitens wird „jedes Schlachtopfer mit Salz gesalzen werden”. Hier werden ausschließlich wahre Jünger Christi betrachtet. Ihr Leben wird als ein Opfer für Gott gesehen (vgl. Eph 5,1.2; Phil 2,17). Dies erkennt man ohne Weiteres, wenn man bedenkt, dass das Salz insbesondere in Verbindung mit dem Speisopfer erwähnt wird, das ein Bild von der vollkommenen Hingabe Christi zur Verherrlichung Gottes auf seinem ganzen Weg ist (wobei sein Tod, wie in Philipper 2, ohne Frage eingeschlossen ist; vgl. 3. Mo 2,13).

Nun, Salz ist die Energie der Gnade in der Seele, die alle Tätigkeiten mit Gott in Verbindung bringt und die Seele vor der Verunreinigung mit Bösem bewahrt. Jemand hat gesagt: „Salz ist nicht die Freundlichkeit, die anderen gefällt (die zweifellos auch durch die Gnade bewirkt wird), sondern jene Energie von Gott in uns, die alles in uns mit Gott verbindet und die Gott das ganze Herz weiht, indem sie es im Sinne von Schuldigkeit und von Verlangen an ihn bindet und alles in uns abweist, das im Widerspruch zu ihm steht … Praktisch war es somit unterscheidende Gnade, die Energie der Heiligkeit, die von allem Bösen trennt, und zwar durch Heiligung für Gott.“ Ein Leben ohne das „Salz“ würde zu rein menschlicher Gnade und Liebenswürdigkeit degenerieren und wäre daher durch „Honig“ gekennzeichnet – von dem es heißt: „Honig, davon sollt ihr kein Feueropfer dem Herrn räuchern“ (3. Mo 2,11).

Als Nächstes wird gesagt, dass Salz „gut“ ist; das meint den Zustand der Seele, der durch die Energie der Gnade bewirkt wird. Die Tätigkeit der Gnade im Innern erzeugt einen Zustand, der ihrem Charakter entspricht (vgl. 2. Tim 2,1). Doch wenn das Salz durch fehlende Wachsamkeit oder fehlendes Selbstgericht „unsalzig geworden ist, womit wollt ihr es würzen“? „Es wird benutzt, um andere Dinge zu würzen; doch wenn das Salz selbst Würze nötig hat, dann bleibt nichts mehr übrig, was es salzen könnte.“ Wenn wir die Hingabe an Gott mitsamt unserem Nasiräertum, unserer Trennung vom Bösen, verloren haben, ist unser Zustand hoffnungslos, bis Gott erneut mit seiner machtvollen Gnade hineinkommt, um die Seele wiederherzustellen.

Das Heilmittel gegen diese Gefahr ist, Salz in uns selbst zu haben und in Frieden untereinander zu sein. Je mehr wir wahre Heiligkeit kultivieren, je mehr wir von allem Bösen getrennt sind, umso mehr werden wir in Frieden mit unseren Mitgeschwistern sein; denn dann kann der Geist Gottes, der dann nicht betrübt wird, mächtig in uns wirken und uns befähigen, mit allem Fleiß die Einheit des Geistes im Band des Friedens zu bewahren.