Kann es nicht stichhaltige Gründe dafür geben, selbst einem anerkannten Glied des Leibes Christi die Aufnahme [in einer Gemeinde/Versammlung] zu verweigern? Gewiß gibt es, wie die Schrift zeigt, solche Gründe. Der Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit darf nicht geduldet werden (1. Kor 5); der Sauerteig grundlegender Irrlehre ist noch schlimmer (Gal 5). In solchen Fällen heißt es: „Feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr eine neue Masse sein möget.“ Hier errichtet das Wort Gottes unzweideutige Grenzen, wie es dem Herrn Jesus gebührt. Wenn jemand, der Bruder genannt wird, in seinen Taten oder Worten, in seinem Wandel oder in seiner offen zutage tretenden Gesinnung unrein ist, dann wird uns geboten, mit einem solchen selbst nicht zu essen. Und es wäre eine noch weit schwerwiegendere Sünde, wenn jemand nicht die Lehre des Christus brächte oder sogar das ewige Gericht der Verlorenen leugnete. Mit Sicherheit wird Gott niemals dulden, daß das Bekenntnis des Namens Christi gleichsam zur Eintrittskarte für den wird, der Christus verunehrt. Hier, und hier am meisten, ist der Heilige Geist eifersüchtig, wenn in der Tat das Wort Gottes unsere Richtschnur sein soll.

Zweifellos ist jede Wahrheit an ihrer Stelle und zu ihrer Zeit wichtig; aber es ist schlimmer als bloße Unkenntnis, wenn man den Leib auf dieselbe Ebene stellt wie das Haupt. Ein kirchlicher Irrtum, selbst wenn er ein wirklicher und schwerwiegender Irrtum ist, kommt niemals der Leugnung der Lehre des Christus gleich. Bedenken wir nur, wie ernst uns der Apostel der Liebe, der Älteste, ermahnt, in einem solchen Fall auf der Hut zu sein [2. Johannesbrief]! Selbst nicht im privaten Bereich – und noch viel weniger öffentlich – sind wir frei, die aufzunehmen, die nicht die Lehre des Christus bringen. Wir sind unzweideutig verpflichtet, nicht nur Irrlehre im allgemeinen nicht zu dulden, sondern im besonderen alles abzuweisen, was eine Lüge gegen Christus ist, und auch diejenigen, die solche Irrlehrer aufnehmen, als Teilhaber an deren bösen Werken zu behandeln. Aber wir sind nicht berechtigt, die Kirche und Christus gleichzusetzen, wie es die Katholiken tun, oder einen kirchlichen Irrtum der Sünde gegen die Person Christi zur Seite zu stellen. Das wäre nicht Glaube, sondern Fanatismus.

[Auszug aus dem Heft: Die christliche Einheit und Gemeinschaft von William Kelly. Dieses Heft ist augenscheinlich in besonderer Weise im Blick auf die Gefahr der Sektiererei geschrieben worden und in dieser Hinsicht sicher nützlich. Das Heftchen ist bei der Christlichen Schriftenverbreitung herausgegeben worden und dort noch erhältlich.]