Der Herr Jesus erzählte seinen Jüngern ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten (Lk 18,1). Dabei scheint Er besonders den jüdischen Überrest in den letzten Tagen im Auge gehabt zu haben, der inmitten großer Nöte nach dem Erscheinen des Herrn, des gerechten Richters, rufen wird. Er wird ihr Gebet erhören und ihr Recht schnell ausführen. Der Herr schließt dieses Gleichnis mit der Frage: Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde (Lk 18,8)?

Obwohl es an dieser Stelle um die öffentliche Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit und um den Glauben der Auserwählten geht, dürfen wir diese herzerforschende Frage, die der Herr an seine Jünger richtet, ohne sie zu beantworten, auch an uns richten: Wenn der Sohn des Menschen einmal wiederkommen wird, wird Er den Glauben auf der Erde finden? Wird Er den Glauben in deinem und in meinem Herzen finden?

Wenn der Herr hier von Glauben spricht, dann meint Er damit nicht in erster Linie den errettenden Glauben, der Ihn (einmal) als Herr und Heiland annimmt, sondern das ganz praktische, alltägliche Glaubensvertrauen, in dem wir unseren Weg über diese Erde gehen. Wird Er dieses Glaubensvertrauen bei uns finden, wenn Er kommt? Dabei denken wir an das Vertrauen seiner Güte und Liebe gegenüber, die es gut mit uns meint. Auch an das Vertrauen auf seine Gegenwart und Hilfe in angenehmen wie auch schwierigen Umständen. Oder an das Vertrauen auf die Erhörung unserer Gebete, die wir in guten wie schlechten Zeiten vor Ihn bringen. Wird Er sich bei seinem Kommen an unserem Glauben erfreuen können, der weiß, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken (Röm 8,28)?

Eng mit dem praktischen Glaubensvertrauen verbunden ist der Glaube an sein nahes Kommen. Rechnen wir täglich mit seinem Kommen? Leben wir in der ständigen Erwartung, Ihn vielleicht heute noch zum ersten Mal zu sehen?

Die Welt schreitet im Bösen immer weiter voran und wird von Tag zu Tag gottloser. Das lebendige Glaubensvertrauen, das mit Gott rechnet, ist in dieser dunklen Welt – so scheint es jedenfalls – immer seltener anzutreffen. Daher gewinnt diese herzerforschende Frage gerade in den Tagen, in denen wir leben, zunehmend an Aktualität: Wird wohl der Sohn des Menschen, wenn Er kommt, den Glauben finden auf der Erde?