Was bedeutet es, dass die Heilige Schrift von Gott eingegeben (inspiriert) wurde? Nicht weniger als dass Gott die Schreiber der einzelnen Bibelbücher so kontrollierte, dass sie Wort für Wort das schrieben oder diktierten, was Gott wollte. „Der Geist des Herrn“, sagt David, „hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge“ (2. Sam 23,2). Paulus schreibt: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel“ (1. Kor 2,12.13).

Jedes Wort der Bibel ist inspiriert[1]. Da gibt es keinen Unterschied. Doch gibt es Unterschiede in dem, was uns diese Worte mitteilen.

Wir finden in der Bibel die guten Worte, die Gott selbst gesprochen hat. Die erste Stelle dazu ist 1. Mose 1,3: „Und Gott sprach: Es werde Licht!“ Die Heilige Schrift berichtet aber auch die bösen Worte des Teufels. Zum ersten Mal tut sie das in 1. Mose 3,1: „Und die Schlange … sprach zu der Frau: hat Gott wirklich gesagt …?“

Bei dem, was uns die Bibel von den Worten eines Menschen berichtet, zeigen sich auch große Unterschiede. David sprach einerseits gütige Worte zu dem lahmen Mephiboseth (2. Sam 9,7), andererseits lesen wir auch davon, dass David Achis, den König von Gath, belog (1. Sam 27,10).

Diese Beispiele sollen zeigen: Inspiration hat nichts damit zu tun, ob eine wiedergegebene Aussage in der Bibel von Gott oder vom Teufel stammt, ob sie inhaltlich wahr oder falsch, ethisch gut oder schlecht ist, sondern ob Gott sie uns mitteilen wollte. Das ist der entscheidende Punkt!

Unterschiede gibt es auch bei den jeweiligen Schreibern der Heiligen Schrift selbst. Manche waren Augenzeugen, andere nicht. Mose hatte vieles, was er schrieb, selbst erfahren und erlebt; Lukas als Schreiber des Evangeliums dagegen nicht. Doch Paulus stellt die Bücher Mose und das Lukasevangelium auf die gleiche Stufe, denn er nennt sie beide zusammen in 1. Timotheus 5,18 „die Schrift“.

Das Verständnis der Schreiber über das, was sie schrieben, war auch verschieden. Viele Schreiber des Alten Testamentes verstanden nicht, was sie schrieben (vgl. Dan 12,8 und 1. Pet 1,9–11), während wir bei den Schreibern den Neuen Testamentes grundsätzlich davon ausgehen können, dass sie es taten (vgl. 1. Kor 2,6ff).

Was für Unterschiede die Schreiber auch aufwiesen, sei es im Blick auf ihren „Erfahrungshorizont“, ihr Verständnis oder in anderen Punkten, eins gilt auf jeden Fall: Alle Schrift ist von Gott eingegeben. (2. Tim 3,16)

Schließlich möchten wir noch erwähnen, dass auch die Frage, ob wir die Inspiration erklären können, nichts mit ihrer Wirklichkeit zu tun hat. Tatsächlich können wir sie nicht erklären, weil Gott uns über das „Wie“ der Inspiration keine konkreten Angaben gemacht hat.

Eins können wir jedoch sicher tun: Erkennen und anerkennen, dass die Heilige Schrift von Gott eingegeben (inspiriert) worden ist.

Die wörtliche Inspiration der Heiligen Schrift ist etwas Großartiges und sollte uns anspornen, Sein Wort fleißig und sorgfältig zu lesen!                                 

[Dieser Artikel erschien mit ein paar redaktionellen Änderungen in der Zeitschrift “Ermunterung und Ermahnung“] 

                                                                                  


[1] Die Inspiration bezieht sich auf die hebräischen oder griechischen Originaltexte. Eine Übersetzung ist nicht inspiriert; aber sie gibt uns, wenn sie gut ist, die Wahrheit möglichst genau wieder. Wir sollten eine Übersetzung als Gottes Wort achten. Der Herr Jesus selbst zitierte eine Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische (die sog. Septuaginta) und sagte: „Es steht geschrieben“.