Ein alter Brief (übersetzt aus Letters, Bd. 2)

R. T. Grant, was ich mit meiner Aussage, dass das Band zerrissen war, meinte, war dies, dass Gott einem Christen niemals erlaubte, das Band zu zertrennen; doch wenn Ehebruch begangen wurde, hat derjenige, der das getan hat, das Band zertrennt, und der Herr erlaubt der anderen Partei, es als zertrennt anzusehen und entsprechend mit einer offiziellen Scheidung darauf zu reagieren; er verlangte es nicht, aber er erlaubte es. Die Legalisierung ist Unterordnung unter die Regierung, im Sinn der allgemeinen Rechtsordnung, genauso wie Scheidung es im jüdischen Gesetz war. Die Dinge werden in vielen Teilen der Staaten wie in Illinois so locker gehandhabt, dass Christen sehr bestimmt sein sollten. Dass eine Person geht und lange Zeit fortbleibt, reicht nicht aus, da sie zurückkommen könnte, und das Band wäre nicht zerrissen. Die Gerichte in England würden niemand, der wieder heiratet, wegen Bigamie für schuldig sprechen, wenn der Partner mehr als sieben Jahre weggeblieben ist.

Auf der anderen Seite kann ich gemäß 1. Korinther 7 keinen Zweifel daran haben, dass es einem Christen, der vorsätzlich von einem ungläubigen Partner verlassen wurde, in jeder Hinsicht frei steht zu heiraten; doch dies geht von einem vorsätzlichen Im-Stich-Lassen desjenigen aus, der wegging. Der Christ dürfte das niemals tun, und wenn er doch genötigt war, zu gehen, musste er unverheiratet bleiben oder zurückkehren. Römer 7,3 hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun; in dem angenommen Fall geht es um das (Nicht-„Verheiratet-sein“) mit einem anderen Mann, solange die Verbindung besteht; dann ist sie des Ehebruchs schuldig – nicht, wenn der Ehemann tot ist. Eine Scheidung kommt nicht in Frage, sondern stellt einen Akt der Sünde dar, solange die Ehe besteht. Dies ist offensichtlich. Markus 10 hebt Matthäus 19 nicht auf: Wenn ein Mann seine Frau verlässt, wird es angesehen als seine Tat oder sein Wille. Wenn er verlässt, hat er ein Band, das Gott gemacht hat, durch seinen eigenen Willen zertrennt; dann jemand anderes zu heiraten, ist Ehebruch. Durch den Akt der Sünde war das Band bereits zertrennt und die gerichtliche Scheidung erlaubt.

Wenn alles vor der Bekehrung geschehen ist, würde ich es so hinnehmen, wie ich es vorfinde; doch wenn jemand erst jetzt gegangen ist, wenn die Person Christ ist, würde ich nur sehr zögernd eine Ehe als in dem Herrn akzeptieren. Sind Sie auf sie zugegangen oder haben Sie einen Beweis für die Untreue? Wenn dem so ist, mögen sie sich scheiden lassen, und dann sind sie frei zu heiraten. Doch wenn nicht, könnte ich weder akzeptieren, dass sie ihren eigenen Willen tun, noch, dass der Untreue seinen Willen tut. Die Ehe ist nicht im Herrn und es heißt sogar von Witwen: „nur im Herrn“. Matthäus 5 ist für mich genauso klar wie Kapitel 19, doch ich denke, die Person sollte sich scheiden lassen, ansonsten bleiben sie rechtlich verheiratet, und die neue Verbindung ist ein Konkubinat („wilde Ehe“). In jedem Fall ist Vergebung erlaubt.

Ich war mir des Status quo bewusst, aber es war noch viel besser geworden: In einer mir bekannten Familie gab es immer noch das Gefühl von Bitterkeit. Es war zum Teil wegen der Tauffrage, die weiterwirkte (obwohl teilweise schon Kümmernisse geheilt waren). Man muss in Gnade weitermachen, um das Böse zu überwinden, selbst wenn wir immer weniger geliebt werden, je mehr wir lieben. Wir arbeiten für Christus, und seine Liebe war vollkommen. Ich fürchte, ich sehe es manchmal als zu selbstverständlich an, dass wir so daran arbeiten sollen, denn Paulus pflegte die Liebe der Heiligen sehr. Gott sei Dank gibt es hier, bei solchen Prüfungen, die auftreten, wo die Welt und Versuchung und das Fleisch sind, Segen und Fortschritt. Obwohl wir noch weit davon entfernt sind, das zu sein, was wir sein könnten – und ich strebe nach mehr –, haben wir doch viel, wofür wir dankbar sein können. Hier im Westen, wo ich etwas niedergeschlagen war, stelle ich fest, dass die Dinge viel besser sind, als ich dachte.

Was meine Übersetzung angeht, wird alles in den nächsten zwei oder drei Monaten gedruckt, doch eine neue Ausgabe des Französischen hat beim Übertragen der Anmerkungen und Korrekturen Druckfehler erfasst, und wir warteten, bis sie diese überarbeitet hatten, um es zu veröffentlichen, doch ich habe die letzte Seite des Französischen in der Hand, so dass es nun bald draußen sein wird. Doch ich finde keine Erfüllung in kritischer Arbeit. Wollte eine Ausgabe meiner angepassten Übersetzung veröffentlichen als die anerkannte Version, doch ich lehnte ab. Ich fühle mich nicht kompetent genug, obwohl ich mein Bestes gegeben habe, und ich bin zufrieden, dass sie keine angemessene Historie des Textes haben. Ich würde mich freuen, so der Herr will, euch alle zu sehen; doch mit über siebzig steht so etwas natürlich auf sehr wackligen Beinen.

Herzliche Grüße an alle.

Für immer herzlichst der Eure

JND

[Juli 1871]