John Foxes Buch „Book of Martyrs“ erschien erstmalig im Jahr 1563 in englischer Sprache. Es erlebte mehrere Auflage und hatte einen sehr großen Einfluss in England gehabt. Es ist ein sehr umfangreiches Werk über die christlichen Märtyrer. Foxe beschreibt besonders ausführlich die Verfolgungen, die zu seinen Lebzeiten geschahen (unter Heinrich VIII und Maria I, der „blutigen Maria“). Er geht auch ausführlicher auf die Leiden seines Freundes und Mentors George Wishart ein, der im Jahr 1546 in Edinburgh hingerichtet wurde. Die folgenden Zeilen sind eine leicht modifizierte Übersetzung. 

Ein Bericht über das Leben, das Leiden und den Tod von Herrn George Wishart, der in Schottland für das Bekenntnis der Wahrheit des Evangeliums stranguliert und danach verbrannt wurde

George Wishart wurde in Schottland geboren, und nachdem er die Oberstufe an einer Privatschule abgeschlossen hatte, verließ er diese Gegend und beendete sein Studium an der Universität von Cambridge. Um sich auf dem Gebiet der Literatur so viel wie möglich weiterzubilden, reiste er im Ausland umher, wo er sich durch sein sehr gutes Wissen und seine Fähigkeiten auszeichnete.

Nachdem er einige Zeit im Ausland gewesen war, kehrte er nach England zurück und ließ sich in Cambridge nieder, wo er am Bennet College als Mitglied aufgenommen wurde. Nach seiner Promotion empfing er die Priesterweihe und legte das Evangelium auf sehr klare und verständliche Weise aus, die seine zahlreichen Zuhörer sehr begeisterte.

Getrieben von dem Wunsch, das wahre Evangelium in seinem eigenen Land zu verbreiten, verließ er Cambridge 1544 und predigte bei seiner Ankunft in Schottland zuerst in Montrose und danach in Dundee. Hier machte er eine öffentliche Auslegung des Römerbriefs, was er mit so viel Gnade und Freimütigkeit tat, dass die Katholiken sehr aufgebracht wurden.

Auf Veranlassung von Kardinal Beaton, des Erzbischofs von St. Andrews, ging ein gewisser Robert Miln, ein wichtiger Mann in Dundee, zu der Kirche, in der Wishart predigte, und richtete ihm mitten in seinem Vortrag öffentlich aus, er solle der Stadt keine Schwierigkeiten mehr machen, denn er sei entschlossen, dies nicht zu dulden.

Diese unerwartete Zurückweisung überraschte Wishart sehr, und er wandte sich nach einer kurze Pause mit betrübtem Gesicht an den Sprecher und die Zuhörer: „Gott ist mein Zeuge, dass ich niemals vorhatte, euch Schwierigkeiten zu machen, sondern euch zu trösten; ja, eure Schwierigkeiten sind für mich schmerzlicher als für euch selbst. Doch ich bin sicher, sich Gottes Wort zu verweigern und seinen Botschafter zu verjagen, wird euch nicht vor Schwierigkeiten bewahren, sondern wird sie über euch bringen. Denn Gott wird euch solche schicken, die weder Feuer noch Verbannung fürchten. Ich habe euch das Wort der Errettung angeboten. Unter Lebensgefahr bin ich bei euch geblieben; nun lehnt ihr mich ab; und ich muss es meinem Gott überlassen, meine Unschuld zu bezeugen. Wenn es euch weiterhin gut geht, dann bin ich nicht vom Geist der Wahrheit geleitet: Doch wenn unerwartete Schwierigkeiten euch treffen, erkennt die Ursache an und wendet euch Gott zu, der gnädig und barmherzig ist. Doch wenn ihr bei der ersten Warnung nicht umkehrt, wird er euch heimsuchen mit Feuer und Schwert.“ Nach Beendigung dieser Rede verließ er die Kanzel und zog sich zurück.

Danach ging er in den Westen Schottlands, wo er Gottes Wort predigte, das von vielen froh angenommen wurde.

Kurze Zeit später erhielt Wishart Nachricht darüber, dass in Dundee die Pest ausgebrochen sei. Es begann, vier Tage nachdem ihm verboten worden war, dort zu predigen, und es wütete so extrem, dass sich die Zahl derer, die innerhalb von 24 Stunden starben, kaum zählen ließ. Da dies mit ihm zu tun hatte, beschloss er, dort hinzugehen, ungeachtet des beharrlichen Drängens seiner Freunde, ihn aufzuhalten: „Sie sind nun in Schwierigkeiten und brauchen Trost. Vielleicht wird dieses Handeln Gottes sie nun dazu bringen, das Wort Gottes zu verherrlichen und zu verehren, das sie zuvor geringgeschätzt haben.“

Hier wurde er von den Frommen mit Freude aufgenommen. Er wählte das Osttor als Ort für seine Predigt; so dass die Gesunden innerhalb des Tores und die Kranken außerhalb waren. In seiner Predigt betonte er vor allem den Gewinn und den Trost des Wortes Gottes; das Gericht, das folgt, wenn man es verachtet und ablehnt; die Freiheit der Gnade Gottes für sein Volk und die Freude seiner Auserwählten, die er zu sich holt aus dieser elenden Welt. Die Herzen seiner Zuhörer wurden so ermutigt durch die göttliche Kraft dieser Rede, dass sie nicht den Tod beachteten.

Danach legte sich die Pest, obwohl Wishart auch inmitten der Pest unentwegt diejenigen besuchte, die am extremsten litten, und sie tröstete durch seine Ermahnungen. Er fühlte sich dann an einen anderen Ort berufen, als die Pest sich merklich gelegt hatte.

Von dort ging er nach Montrose, wo er manchmal predigte, doch die meiste Zeit in persönlicher Andacht und Gebet verbrachte.

Es wird erzählt, dass, bevor er Dundee verlassen hatte und während er dabei war, Liebe zu üben an den Leibern sowie den Seelen jener armen leidenden Menschen, Kardinal Beaton einen verzweifelten katholischen Priester namens John Weighton beauftragte, ihn zu töten. Der Ausführungsversuch verlief wie folgt: Eines Tages, nachdem Wishart seine Predigt beendet hatte und die Menschen auseinandergingen, stand ein Priester wartend am Fuß der Treppe, mit einem blanken Dolch in der Hand unter seinem Gewand. – Doch Herr Wishart, der einen scharfen, durchdringenden Blick hatte, sah den Priester, als er von der Kanzel stieg, und sagte zu ihm: „Mein Freund, kann ich dir helfen?“, und griff sofort nach dem Dolch und entwandt ihm den. Der Priester fiel entsetzt auf die Knie, bekannte seine Absicht und flehte um Gnade. Als der Tumult darüber größer wurde und die Kranken davon hörten, riefen sie: „Übergib uns den Verräter, wir werden ihn überwältigen“, und sie stürmten hinein durch das Tor. Doch Wishart nahm den Priester in den Arm und sagte: „Wer ihn verletzt, verletzt mich; denn er hat mir nichts Böses getan, sondern viel Gutes, indem er mich Achtsamkeit lehrte für die Zukunft.“ Dadurch beschwichtigte er die Leute und rettete das Leben des bösen Priesters.

Bald nach seiner Rückkehr nach Montrose konspirierte der Kardinal erneut, ihn zu töten, indem er veranlasste, dass ihm ein Brief geschickt wurde, der aussah, als wäre er von einem vertrauten Freund, dem Gutsherrn von Kennier, in dem er gebeten wurde, so schnell wie möglich zu kommen, da dieser plötzlich krank geworden sei. In der Zwischenzeit hatte der Kardinal veranlasst, dass sechzig bewaffnete Männer eineinhalb Meilen vor Montrose auf der Lauer lagen, um ihn zu ermorden, wenn er dort vorbeikam.

Der Brief wurde Wishart von einem Jungen überbracht, der ihm auch ein Pferd für die Reise brachte. Wishart, begleitet von einigen ehrlichen Männern, seinen Freunden, brach auf; doch auf dem Weg hatte er eine Eingebung und kehrte um, worüber sie sich wunderten und ihn nach dem Grund fragten; darauf sagte er: „Ich werde nicht gehen; mir wurde es von Gott verboten; ich bin sicher, hier liegt Verrat vor. Jemand von euch soll dort hingehen und mir sagen, was er vorfindet.“ Als sie das taten, machten sie die Entdeckung und eilten zurück, um Herrn Wishart zu berichten; woraufhin er sagte: „Ich weiß, ich werde mein Leben beenden durch die blutrünstige Hand dieses Mannes, doch es wird nicht auf diese Weise sein.“

Kurz danach verließ er Montrose und reiste weiter nach Edinburgh, um das Evangelium in dieser Stadt zu verbreiten. Unterwegs übernachtete er bei einem treuen Bruder namens James Watson von Inner-Goury. Mitten in der Nacht stand er auf und ging in den Garten; zwei Männer, die ihn hörten, folgten ihm heimlich. Als er im Garten war, fiel er auf die Knie und betete einige Zeit mit größter Ernsthaftigkeit, danach stand er auf und kehrte in sein Bett zurück. Diejenigen, die dabei gewesen waren, stellten sich unwissend und kamen auf ihn zu und fragten ihn, wo er gewesen sei. Doch er antwortete ihnen nicht. Am nächsten Tag drängten sie ihn und sagten: „Sei ehrlich zu uns, denn wir haben dich klagen hören und sahen deine Gesten.“ Daraufhin sagte er mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck: „Ich wünschte, ihr wärt in euren Betten gewesen.“ Als sie ihn jedoch weiter bedrängten, um etwas zu erfahren, sagte er: „Ich werde es euch sagen; ich bin sicher, dass sich mein Kampf dem Ende neigt, und deshalb betet mit mir zu Gott, dass ich nicht zurückschrecke, wenn der Kampf am heißesten tobt.“

Als kurz danach Kardinal Beaton, Erzbischof von St. Andrews, informiert wurde, dass Herr Wishart im Hause von Herrn Cockburn sei in Ormiston, in Ost-Lothian, wandte er sich an den Regenten, welcher veranlassen sollte, dass er festgenommen würde; dem stimmte dieser nach viel Überredung und sehr widerwillig zu.

Infolgedessen führte der Kardinal unverzüglich den Gerichtsprozess gegen Wishart durch, gegen den nicht weniger als achtzehn Anklagepunkte vorgelegt wurden. Herr Wishart beantwortete die jeweiligen Punkte mit großer Gelassenheit und so fachkundig und klar, dass die meisten Anwesenden sehr überrascht waren.

Nachdem die Befragung beendet war, bemühte sich der Erzbischof, sein Ziel zu erreichen, dass Herr Wishart widerrufe; doch dieser war zu sehr festgelegt hinsichtlich seiner religiösen Prinzipien und zu sehr erleuchtet durch die Wahrheit des Evangeliums, um im Geringsten davon abzurücken.

Am Morgen seiner Hinrichtung kamen zu ihm zwei Mönche des Kardinals; einer von ihnen legte ihm ein schwarzes Leinengewand um und der andere brachte mehrere Säcke mit Schießpulver, die sie um verschiedene Teile seines Körpers banden. Sobald er am Scheiterhaufen ankam, legte ihm der Henker das Seil um den Hals und eine Kette um seine Körpermitte; woraufhin er auf die Knie fiel und ausrief:

„O du Retter der Welt, hab Erbarmen mit mir! Vater im Himmel, ich befehle meinen Geist in Deine heiligen Hände.“

Danach betete er für seine Ankläger und sagte: „Ich flehe dich an, Vater im Himmel, vergib ihnen, die, in Unwissenheit oder aus böser Absicht, Lügen über mich erfunden haben: Ich vergebe ihnen von ganzem Herzen. Ich flehe Christus an, ihnen zu vergeben, die mich unwissentlich verurteilt haben.“

Dann wurde er an den Pfahl gebunden und nachdem die Reisigbündel entzündet waren, fing das Pulver, das um ihn gebunden war, sofort Feuer und brach in Flammen und Rauch aus. Der Vogt des Schlosses, der so nah stand, dass er von der Flamme versengt wurde, ermahnte unseren Märtyrer mit wenigen Worten, guten Mutes zu sein und Gottes Vergebung zu erbitten für seine Taten. Darauf antwortete dieser:

„Diese Flamme verursacht meinem Körper in der Tat Qualen, doch sie hat in keinster Weise meinen Geist gebrochen. Doch jener, der nun so stolz von seinem hohen Platz (zeigt auf den Kardinal) auf mich herabschaut, wird bald ebenso schmachvoll niedergeworfen werden, wie er sich jetzt stolz und behaglich räkelt.“

Diese Prophezeiung erfüllte sich bald danach. Der Henker zog dann mit roher Gewalt an dem Seil, das um seinen Hals gebunden war, so dass er bald stranguliert war; und das Feuer nahm an Stärke zu und brannte mit solcher Geschwindigkeit, dass in weniger als einer Stunde sein Körper komplett verzehrt war.