„Und die Tür wurde verschlossen.“ Matthäus 25,10

Heute muss ich durch die Bahnhofshalle eilen. Dieser Zug hat selten Verspätung. Tatsächlich: da rollt er auch schon ein. Noch ein paar hastige Schritte und ich stehe am Fahrkartenautomat, der meinen etwas zerknitterten Geldschein ohne Widerspruch akzeptiert. Mittlerweile steigen die Fahrgäste aus und die ersten betreten den Zug. Wie lange das dauert! Endlich! Die Fahrkarte schiebt sich hervor, das Wechselgeld purzelt nach unten. Ein kurzer Seitenblick zum Zug verrät, dass alle Türen noch offen stehen. So warte ich, bis das letzte Geldstück heruntergefallen ist. Es gibt ja nichts zu Verschenken! Da ertönt schon das gefürchtete „Zurückbleiben bitte!“ Jetzt aber los! Doch die Türen schnappen in diesem Augenblick zu. – Zwei Schritte entfernt und es trotzdem nicht geschafft. Und das wegen ein paar Groschen!

Warum erzähle ich diese alltägliche Geschichte? Weil sie mich an Menschen erinnert, die nicht fern vom Reich Gottes sind, die an der Tür zur Errettung und dem Eingang zum ewigen Leben stehen. Sie wissen, dass sie eingehen sollten, sie sehen die dringende Notwendigkeit. Aber sie zögern. Warum? Weil es sie etwas kosten würde: Ansehen bei Mitmenschen, Verzicht auf unreine Vergnügungen oder unrechtmäßigen Gewinn. Viele letztlich unbedeutende Dinge halten Menschen davon ab, den entscheidenden Schritt zu tun – bis es zu spät, bis Gottes Tür geschlossen ist. Sie fällt für einen Menschen in der Regel dann ins Schloss, wenn er stirbt. Und wenn diese Tür einmal verschlossen ist, geht sie nie mehr auf. Zu spät!