Im Gebet – Abhängigkeit und Vertrauen

„Bewahre mich, Gott, denn ich suche Zuflucht bei dir!“ (Psalm 16,1)

Gott allein ist sich selbst genug. Er ist niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig und braucht niemanden, um glücklich zu sein (1. Tim 1,11). Die Menschen dagegen sind abhängige Geschöpfe, ob sie es wahrhaben wollen oder nicht. Wie lebt ein Mensch, der sich bewusst ist, dass Er jeden Tag die Hilfe Gottes braucht? Er bittet Gott darum, ihm zu helfen, und zeigt dadurch, dass Er von Ihm abhängig ist. Gebet ist praktizierte Abhängigkeit. Aber nicht nur das: Wenn wir beten, zeigen wir Gott auch, dass wir Ihm vertrauen, „denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist“ (Heb 11,6). Wir beten, weil wir glauben, dass Gott uns hört und dass Er mit Weisheit auf Gebet antwortet.

Der Herr Jesus ist Gott und Mensch in einer Person – ein Wunder, das wir nicht verstehen, aber anbetend bestaunen können. Er befiehlt dem wütenden Sturm und er legt sich; der aufgewühlte See und die tobenden Wellen gehorchen Ihm, so dass eine große Stille eintritt. Der Sohn Gottes spricht ein Wort und Menschen werden augenblicklich von Krankheiten geheilt. Dämonen zittern und gehorchen seiner gebietenden Stimme. Selbst der Tod muss weichen, als Er Menschen aus dem Grab ruft. Er sagt „Ich Bin“ und seine Feinde fallen reihenweise zu Boden. Er macht, dass Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören und Stumme anfangen zu reden. Mit fünf Broten und zwei Fischen speist Er fünftausend Männer plus Frauen und Kinder!

Die gleiche Person blickt demütig auf zum Himmel und betet: „Bewahre mich Gott, denn ich suche Zuflucht bei Dir“ (Ps 16,1). Jeden Tag lebt Er in dem Bewusstsein, dass Er die Bewahrung Gottes braucht, und sucht im Gebet vertrauensvoll Zuflucht bei Ihm. Dass das Gebetsleben Jesu durch Vertrauen gekennzeichnet ist, wird an verschiedenen Stellen deutlich: Am Grab von Lazarus hebt Er seine Augen auf und betet: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst“ (Joh 11,41.42). Bei seiner Gefangennahme ist Er völlig davon überzeugt, dass Gott Ihm in diesem Augenblick zwölf Legionen Engel zur Seite stellen würde, wenn Er Ihn nur darum bäte (Mt 26,53). Selbst im Garten Gethsemane, wo Er in ringendem Gebet auf seinem Angesicht liegt, vertraut Er darauf, dass für seinen Vater alles möglich ist (Mk 14,36). Schließlich offenbart sich sein unerschütterliches Vertrauen auf Gott darin, dass Er im Blick auf seine Auferstehung, ohne zu zweifeln, zu Gott sagt: „Mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen. Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht überlassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe. Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens“ (Ps 16,10.11).

Wir ehren Gott, wenn wir Ihm vertrauen, denn dadurch zeigen wir Ihm und anderen, dass wir Ihn für vertrauenswürdig halten. Das ist einer der Gründe, warum Gott sich darüber freut, wenn wir beten. Es ehrt Gott, wenn wir Ihm große Dinge zutrauen und sie dann auch im Gebet zu seiner Ehre verlangen.

Der Herr Jesus hat einmal zwei blinden Männern, die Ihn im Gebet um Erbarmen anflehten, eine herzerforschende Frage gestellt: „Glaubt ihr, dass ich dies tun kann?“ (Mt 9,28). Manchmal ist es gut, sich diese Frage zu stellen, wenn man anfängt, für etwas zu beten. Das Gebet des Glaubens hat ein wunderbares Versprechen: „Alles, um was ihr betet und bittet – glaubt, dass ihr es empfangt (empfangen habt), und es wird euch werden“ (Mk 11,24).

Was trauen wir Gott in unserem Leben zu? Glauben wir, dass Er auch an diesem Tag diejenigen, die Ihn suchen, belohnen wird?