Damals hörte die Arbeit am Haus Gottes in Jerusalem auf. Ein trauriger Abschnitt der Geschichte des zurückgekehrten Überrestes Israels, die so hoffnungsvoll begonnen hatte. Doch warum hatte der Bau des Hauses Gotte aufgehört? War es der Widerstand der Feinde Israels? Gewiss, der Widerstand war real. Den Brief an Artasasta, den König von Persien, hatten alle Volksgruppen, die damals im Land waren, unterschrieben (Esra 4,9). Alle waren sich einig in dem Widerstand gegen das Werk Gottes. Das ist zu allen Zeiten so. Sogar Herodes und Pilatus wurden über ihre gemeinsame Feindschaft gegenüber dem Herrn Jesus Freunde. Und die Kreuzigung Christi war ein Gemeinschaftswerk der politischen, religiösen und kulturellen Welt, wie es die Überschrift am Kreuz deutlich macht. Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott.

Doch war es wirklich dieser Widerstand, der die Arbeit am Haus Gottes zum Erliegen brachte? Für den Glauben ist der Widerstand der Welt überhaupt kein Problem. Paulus konnte sagen: „Eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und die Widersacher sind zahlreich“ (1. Kor 16,9). Der Prophet Haggai macht deutlich, dass der Widerstand allenfalls der Anlass, nicht aber der Grund war. Der Grund lag darin, dass sich in den Herzen der Israeliten Bequemlichkeit und Selbstsucht breitgemacht hatten. Sie liefen für ihre eigenen getäfelten Häuser, während das Haus Gottes brachlag. Eine ähnliche Situation finden wir bei den Galatern. Paulus musste klagen: „Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten?“ (Gal 5,7). Sie wollten zum Gesetz zurückkehren, was nichts anderes war als Selbstsucht. Das Fleisch wollte sich rühmen, Gerechtigkeit durch das Einhalten des Gesetzes zu erlangen. Bei uns liegt das Problem vielleicht woanders. Aber liegt nicht auch heute so vieles im Werk des Herrn brach, nicht weil der Widerstand so groß ist, sondern weil wir so bequem und selbstsüchtig sind und unsere ganze Energie für unsere eigenen Dinge verwenden?

Gott in seiner Weisheit kannte den wahren Grund des Baustopps. Deshalb greift er auch nicht mit Macht ein, ändert nicht die Umstände, bekämpft nicht die Feinde, sondern sendet seine Propheten, um die Herzen und Gewissen des Volkes zu erreichen. „Durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas“ bauten und vollendeten sie schließlich den Bau des Hauses Gottes (Esra 6,14). Serubbabel und Jeschua gingen mit gutem Beispiel voran (Esra 5,2) – der einzige wirkungsvolle Weg, andere zum Dienst anzufachen (vgl. die Anweisungen des Apostels Paulus an Timotheus).

Liebe Freunde, wie sollten wir diesen Dienst der Propheten, die aus der Gegenwart Gottes sprechen und sein Wort auf unsere Herzen und Gewissen legen, schätzen und achten! Hätten wir diesen Dienst nicht, so käme auch in unseren Tagen die Arbeit am Haus Gottes zum völligen Stillstand.

Nachdem die Herzen wieder angefacht und die Arbeit am Haus Gottes wieder aufgenommen war, konnte Gott auch die Umstände zugunsten des Volkes ändern. Die Feindschaft änderte sich zunächst nicht, „aber das Auge Gottes war über den Ältesten der Juden, dass man ihnen nicht wehrte“. Und dann lenkte Gott das Herz des Darius, dass er Befehl gab, den Bau des Hauses Gottes zu vollenden.

Gott hatte Umstände erlaubt, die das Werk Gottes hinderten, weil er Trägheit in den Herzen feststellte. Doch er lässt das Volk nicht in diesem Zustand, sondern sendet seine Propheten. So gründlich stellt er sie wieder her, dass sie nicht einmal auf ein neues Dekret vonseiten des Königs warten, bevor sie wieder mit dem Bau beginnen. Sie hören auf die Propheten, glauben und gehorchen. Und Gott kümmert sich um den Rest. Und wenn er die Dinge in die Hand nimmt, dann kann ihn niemand aufhalten. Dann müssen selbst Feindschaft und Widerstand der „Förderung des Evangeliums“ dienen (vgl. Phil 1,12; Apg 8,4; 9,29–31).